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Mittsommer auf Öland. Inselbewohner und Sommergäste bereiten sich auf ein rauschendes Fest vor. Da verschwindet ein Mann spurlos. Als vor der Küste ein Geisterschiff voller Leichen entdeckt wird, begreift der alte Seemann Gerlof Davidsson, dass eine jahrzehntealte Schuld beglichen werden soll …

 

Inselgrab 

Originaltitel: Rörgast
Autor: Johan Theorin
Übersetzer: Kerstin Schöps und Susanne Dahmann
Verlag: piper
Erschienen: 05/2014
ISBN: 978-3492054706
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Gerlof Davidsson verbringt den Sommer 1999 nicht im Altenheim, sondern hat sich in sein Sommerhaus auf Öland zurückgezogen. Es geht auf Mittsommer zu und die Insel ist voller Touristen und Tagesgäste. Das in der Nähe gelegene Feriendorf ist ausgebucht. Und auch die Eigentümerfamilie Kloss ist auf der Insel. Mit ihr verbindet Gerlof ein Ereignis seiner Kindheit, das seine Folgen in diesem Sommer, fast 70 Jahre später, zeigen soll. Denn im „Ölandic Resort“ geschehen seltsame Dinge, Gäste erkranken, ein geheimnisvoller alter Mann treibt sich dort herum und Gerlof ist der Einzige, der ahnt, wer er ist und warum er zurückgekommen ist.

Auch wenn „Kriminalroman“ auf dem Titel steht, eigentlich ist es keiner. Zumindest gibt es kein Verbrechen am Anfang und keine klassische Tätersuche, vielmehr webt Johan Theorin ein feines Netz aus Lebensgeschichten, die sich kreuzen und irgendwie zusammenhängen, aus Vergangenheit und Gegenwart, die auf Öland zusammentreffen. Gerlof versucht zwar, mit seinen beschränkten Mitteln das Schlimmste zu verhindern, aber ein klassischer Ermittler ist er ganz und gar nicht. Dennoch ein würdiger Abschluss der Öland-Reihe!


Stil und Sprache
Wie immer geht Johan Theorin eher bedächtig zu Werke mit seinem Roman, ganz langsam baut er viele kleine Handlungsstränge auf und führt diese erst sehr spät zu einem Gesamtbild zusammen. Nach einem kurzen Prolog erzählt er wechselweise aus verschiedenen Perspektiven, nämlich der von Gerlof Davidsson, der einer jungen Frau namens Lisa, des Jungen Jonas sowie eines Unbekannten, den er „Der Heimkehrer“ nennt. Als kleines Extra kommt dann noch eine Perspektive in der Vergangenheit hinzu, in der sehr breit eine Auswanderergeschichte aus den 1930er Jahren dargestellt wird. Das klingt zwar erst mal nach jeder Menge Action, ist aber dank der sehr zurückhaltenden Schreibweise genau das Gegenteil. Johan Theorin dringt tief in seine Figuren und deren Gedanken und Gefühle ein, schildert facettenreich auch kleinere Nebenhandlungen, aber krimi- oder gar thrillerwürdig ist das nicht.

Spannung kommt überhaupt erst im letzten Drittel des Buches auf, dafür gibt es vorher jede Menge Atmosphäre und Charakterstudien. Diese haben natürlich auch ihren Reiz und machen einen großen Teil der Faszination dieser Romanreihe aus. Doch zum Ende hin kommt die Spannung dann doch noch raus und beschert dem Leser ein furioses Finale mit allem, was ein Krimi so braucht. Und so schließt sich der Kreis und es ist irgendwie doch nicht „nur“ ein Roman.


Figuren
Gerlof Davidsson ist der einzige Charakter, der in allen vier Öland-Romanen auftaucht, mal ist er Randfigur, dann wieder steht er – wie hier – im Zentrum des Geschehens. Er ist ein alter Mann, der sein Leben gelebt hat und müde ist, sehr müde. Aber doch bringt er immer wieder die Energie auf, einem Verdacht nachzugehen, Fragen zu stellen und Dinge zu tun, die er eigentlich nicht mehr machen sollte. Ein cleverer Kopf ist er und nur durch seine körperlichen Gebrechen eingeschränkt, aber er lässt sich nie unterkriegen und ist einfach rundum sympathisch.

Gut gefallen hat mir auch Jonas, der Neffe von Resort-Eigentümer Kent Kloss. Er ist einsam auf der Insel, seine älteren Cousins lassen ihn links liegen und doch schafft er es, etwas Positives aus seiner Einsamkeit zu ziehen. Und auch wenn er Angst hat in bestimmten Situationen, so ist er genau wie Gerlof eine Kämpfernatur. Darum verstehen die beiden sich vermutlich auch sofort.

Über den Heimkehrer weiß man als Leser zu Beginn wenig, erst nach und nach erschließt sich aus der Vergangenheit, wie er zu dem Menschen geworden ist - ja, werden musste  - der er heute ist. Auch er ist dank Johan Theorins sensibler Charakterisierung trotz seines Werdegangs und seiner bösen Motive kein unsympathischer Mensch. Ihm ist viel Unrecht widerfahren und man kann seine Motive durchaus nachvollziehen. Insgesamt eine großartige Leistung hat Johan Theorin hier wieder abgeliefert – schade, dass es vorbei ist.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag eine alte Windmühle am Horizont, zu der ein hölzerner Steg führt. Ein nur silhouettenhaft sichtbarer Mann läuft auf diesem Holzsteg auf die Mühle zu und vom Betrachter weg. Innen gibt es viele kurze Kapitel, die jeweils mit dem Namen des darin erzählenden Hauptakteurs überschreiben sind. Ein dunkelrotes Lesebändchen komplettiert die hochwertige Ausstattung.


Fazit
Inselgrab ist ein großartiger Abschluss einer wundervollen Romanreihe, die zwar oft nur am Rande das Krimigenre streift, aber dennoch für alle lesenswert ist, die sich auf sie einlassen mögen.


4 5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Öland
Band 2: Nebelsturm
Band 3: Blutstein

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