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Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.

Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?

 

Letztendlich sind wir dem Universum egal 

Originaltitel: Every Day
Autor: David Levithan
Übersetzer: Martina Tichy
Verlag: FJB
Erschienen: März 2014
ISBN: 978-3841422194
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Für die meisten Menschen verläuft das Leben relativ routiniert ab. Sie treffen täglich die gleichen Menschen, gehen den gleichen Tätigkeiten nach und wenn sie abends die Augen schließen, können sie sich darauf verlassen, dass ihr Leben am nächsten Morgen noch genauso aussieht wie gewohnt. Nicht so für A. Eine solche Routine hat er nie kennen gelernt. Stattdessen beginnt für ihn jeder neue Morgen mit einem neuen Leben, einer neuen Geschichte, einem neuen Körper. Einen Tag verbringt er als Gast in diesem Körper, um dann am nächsten Morgen weiter zu ziehen. Ein Leben, das ohne jegliche Beziehungen auskommen muss, aber dafür viele einzigartige Erfahrungen bietet. A hat sich daran gewöhnt, hat es akzeptiert. Doch dann lernt er Rhiannon kennen. Ein Mädchen, das ihn alle Routine vergessen lässt und A dazu bringt, sämtliche Regeln zu brechen. Aber wie kann es eine Zukunft geben zwischen der sechzehnjährigen Schülerin und dem Wesen, dass jeden Tag ein anderer ist und nie weiß, als wer und wo er am nächsten Morgen aufwachen wird?

David Levithans Buch ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil seine Grundidee faszinierend, interessant und einzigartig ist, sondern auch, weil er mit seinem Roman eine Hommage an die inneren Werte geschrieben hat. Es kommt nicht darauf an, welches Geschlecht oder Aussehen, welche Herkunft oder Vorlieben du hast, sondern nur darauf, wer du tief in dir drin bist. In einer Zeit, die noch immer an so vielen Punkten um Toleranz ringt, geht David Levithan in diesem Roman (und auch in seinen anderen Werken) mit gutem Beispiel voran und regt damit hoffentlich den einen oder anderen Leser zum Nachdenken an.


Stil und Sprache
Wie von David Levithan nicht anders gewohnt, überzeugt sein Schreibstil auf ganzer Linie. Bewegend und beinahe poetisch findet er die richtigen Worte für A’s Leben und Lieben, sodass man als Leser immer wieder über Stellen stolpert, die man am liebsten als Zitat für immer im Herzen oder zumindest im Poesiealbum aufbewahren möchte. Nicht zuletzt durch diesen Schreibstil wirkt auch sein Protagonist A sehr reif und sympathisch. Die gewählten Worte passen noch zu einem Jugendlichen, lassen die besondere Verletzlichkeit der ersten richtigen Liebe durchklingen und zeigen gleichzeitig trotzdem die Reife, die A durch seine besonderen Lebensumstände gewonnen hat.

Eine Besonderheit des Romans, die sicher auch mit der geschickten Wortwahl des Autors zusammen hängt, ist die tiefe Verwurzelung in der Realität. Trotzdem David Levithan ein phantastisches Leben beschreibt und sein Inhalt so jederzeit in das Genre Urban Fantasy abgleiten könnte, hat man als Leser zu keiner Zeit das Gefühl, die Verbindung zur Realität zu verlieren. „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist kein Fantasy-Roman, die phantastischen Elemente nimmt man stattdessen nach wenigen Seiten als Realität an und ertappt sich schnell dabei, sich zu fragen, ob man selbst nicht vielleicht auch irgendwann mal einen Gast wie A einen Tag lang hatte. Dieser Realismus trägt einen Großteil zum Charme des Romans bei und steigert das Mitgefühl für A.

Die Sympathie für den Protagonisten wird auch durch die Erzählperspektive gestärkt. In der ersten Person berichtet A von seinem eigenen Leben und jeder Tag ist dabei ein Kapitel, beginnend bei Tag 5994 und endend bei Tag 6034. Jeder Tag bringt einen neuen Gastkörper, eine neue Geschichte und neue Herausforderungen mit sich. Dem Autor gelingt es sehr gut, seine körperlose Hauptfigur ohne äußere Merkmale zu charakterisieren und ihm eine ganz eigene Stimme, ein ganz eigenes Wesen, mitzugeben. Die Spannung des Romans baut sich dabei zwangsweise durch die Interaktionen mit Rhiannon und später auch einem weiteren Mitwisser auf. Die Liebesgeschichte, die es eigentlich gar nicht geben dürfte, rührt vom ersten Treffen der beiden an und kann den Leser auch bis zum Schluss an das Buch binden. Es ist sicher keine Hochspannung und man kann zwischendurch auch ruhig mal ein paar Stunden Lesepause machen, aber im Großen und Ganzen zieht der Drang, das Ende der beiden Liebenden zu kennen, den Leser weiter. Das Ende, was David Levithan schließlich wählt, rührt zu Tränen und wird sicher nicht jeden Leser hundertprozentig zufrieden stellen. Für mich war es jedoch das perfekte Finale, weil es zugleich realistisch und doch auf eine besondere Art hoffnungsfroh ist.


Figuren
Der Protagonist von „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist A, ein Wesen, das menschlich ist und zugleich doch ganz anders. Jeden Morgen wacht A in einem neuen Körper auf, jeden Abend verlässt er diesen Körper wieder. Dazwischen verbringt er einen Tag in einem fremden Leben und das schon solange er sich erinnern kann. So phantastisch dieses Wesen auch anmutet, so realistisch hat David Levithan A doch beschrieben. Mit wenigen Worten wird aus dem fremden Wesen ein Jugendlicher, den man einfach gern haben muss. Tolerant, selbstlos und rücksichtsvoll tritt er vom ersten Moment an auf und gerade weil das Zusammentreffen mit Rhiannon an diesen Grundfesten rüttelt und A in der Folge auch einige schlechte Entscheidungen trifft, kann man ihn so gut verstehen und schließt ihn ins Herz. Die Entwicklung, die er im Laufe des Romans durchmacht, ist gut nachvollziehbar und gleichzeitig sehr bewundernswert.

Da wir A jeden Tag in ein anderes Leben begleiten, treten nur wenige Charaktere mehrfach auf. Einer davon ist natürlich Rhiannon. Sie lernen wir bereits am ersten Tag des Buches kennen und genauso wie A haben wir sie schnell gerne für ihre sympathische Art, ihre Ängste und ihr offenes Wesen. Teilweise hätte ich mir ein paar mehr Begründungen für ihre Entscheidungen und einen Einblick in ihre Gedanken gewünscht, aber das ist bei dieser Form des Romans und der Erzählerwahl einfach nicht möglich gewesen. Gerüchten zu Folge ist ein zweiter Teil aus ihrer Sichtweise jedoch schon in Planung.

Die anderen Charaktere – Nebenfiguren, die oftmals nach einem Tag bereits wieder aus A’s Leben verschwunden sind – machen eine große Stärke von David Levithans Roman aus. Egal wie unbedeutend diese kurzen Tages-Gastkörper auch sind, der Autor gibt ihnen eine glaubwürdige Geschichte, ein paar charakteristische Merkmale und jede Menge Einzigartigkeit mit auf den Weg. Bei den meisten ist man richtiggehend enttäuscht, wenn man sie nach einem Tag schon wieder verlassen muss und nicht erfährt, was für eine Wendung ihr Leben noch nimmt. Bei den ganz dringenden Fragen findet der Autor aber zum Glück einen Weg, es noch mit einfließen zu lassen. Die Nebenfiguren sind es, die den Roman so realistisch machen und dem Leser das Gefühl geben, mit A von Körper zu Körper zu wandern.


Aufmachung des Buches
Wenn man das Cover von „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ das erste Mal im Buchladen sieht, fällt es direkt ins Auge. Ungewöhnlich und doch relativ schlicht kommt das gebundene Buch mit Schutzumschlag daher und kann auf ganzer Linie überzeugen. Denn die vielen Gesichter, von denen nur auf dem Buchrücken, nicht jedoch auf dem Umschlag einige farbig sind, stellen A’s Geschichte unglaublich passend dar. Gleichzeitig wirkt die Gestaltung fernab jeglicher Klischees der aktuellen Jugendliteratur und macht durch den bunten Titel doch sofort klar, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Alles in allem wirklich sehr gelungen.


Fazit
David Levithan ist ein Garant für bewegende, vielschichte Romane, die eine ganz eigene Art von Poesie haben, und auch „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ enttäuscht da nicht. A’s Geschichte berührt von der ersten Seite an und ist an sich schon eine wundervolle Liebesgeschichte. Dass der Autor nebenbei auch noch ein Aushängeschild für Toleranz und Menschenfreundlichkeit geschrieben hat, hebt das Buch zusätzlich von der Masse der viel zu oft uniformen Jugendbücher ab. Großartig geschrieben, nachdenklich stimmend und herausragend!


4 5 Sterne


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