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Florenz 1563: Die junge Nonne Mafalda ist nicht freiwillig im Kloster, aus Geldmangel wurde sie von ihrer Familie abgeschoben. Bei der ersten Gelegenheit wagt sie die Flucht, doch sie steht vor dem Nichts. Allein und ohne Unterstützung ist ihre Zukunft ungewiss, bis eine Begegnung ihr Leben verändert: Die wunderschöne 15-jährige Bianca Cappello ist ebenfalls auf der Flucht, ihr Vater aus dem Hochadel Venedigs kann ihre Verbindung zu einem jungen Bankangestellten nicht gutheißen. Zwischen den beiden Frauen wächst tiefe Freundschaft.
Als Bianca dem Sohn des Herzogs, Francesco de Medici, begegnet, wächst zwischen beiden eine leidenschaftliche Liebe. Vom Glanz der Medici geblendet, gerät Bianca in einen Strudel von Macht und Intrigen. Mafalda, der inzwischen ihr Glaube wichtiger geworden ist als alles andere, steht ihrer Freundin als Zofe zur Seite. Doch welchen Einfluss kann sie noch auf die junge Bianca ausüben?

 

Die Rose von Florenz 

Autorin: Ingrid Kretz
Verlag: SCM Hänssler
Erschienen: 18. März 2014
ISBN: 978-3-7751-5437-6
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ingrid Kretz erzählt in ihrem historischen Roman die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Bianca Cappello - der Maitresse des Medici-Herzogs Francesco in Florenz. 

Sehr einfühlsam gelingt es ihr, das bewegte Leben dieser außergewöhnlichen und zugleich sehr umstrittenen Frau darzustellen und darüber hinaus ein sehr aufschlussreiches Gesellschaftsportrait jener Zeitepoche nachzuzeichnen. Der gut recherchierte, geschichtliche Hintergrund verschmilzt sehr überzeugend mit den fiktiven Elementen zu einem unterhaltsamen Roman, der den Leser in die faszinierende Welt der mächtigen Medici-Dynastie im 16. Jahrhundert abtauchen lässt.


Stil und Sprache
Durch ihre sorgfältige Recherche ist es der Autorin Ingrid Kretz sehr gut gelungen, die geschichtlichen Fakten über das Leben und Umfeld von Bianca Cappello überzeugend und abwechslungsreich in die Handlung einzubinden und die historischen Personen zum Leben zu erwecken. Auch wenn man ihre Lebensgeschichte kennt, ist es trotz einiger Längen im Mittelteil fesselnd mitzuerleben, wie sie trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge hoffnungsvoll und hartnäckig um ihre Liebe zu Francesco de'Medici kämpft und auf ihr Ziel hinarbeitet, seine rechtmäßige Ehefrau zu werden. Weitere Einzelheiten zu ihrem Lebensende erläutert die Autorin im Nachwort.

Durch die detaillierten, lebendigen Schilderungen des höfischen Umfelds und der faszinierenden, farbenprächtig ausgeleuchteten Schauplätze, kann sich der Leser die damalige Szenerie und die prachtvollen Gewänder mühelos vorstellen und in die Geschichte eintauchen. Darüber hinaus erhält er einen interessanten Einblick in den Glauben und die Wertvorstellungen, in das Alltagsleben der einfachen Leute im 16. Jahrhundert und das Zusammenleben im klösterlichen Konvent. Zugleich zeichnet Kretz ein sehr anschauliches Portrait des verschwenderischen, ausschweifenden und intrigenreichen Lebens am Hofe der einflussreichen Medici-Familie, die Florenz über Jahrhunderte hinweg unter Einsatz aller ihnen zur Verfügung stehender Mittel zu einem Machtzentrum Italiens, zur Stadt der Künste und der Geburtsstätte der Renaissance gemacht hat.

Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person erzählt. Der Schreibstil der Autorin liest sich insgesamt sehr flüssig und angenehm. Auch wenn die Dialoge der Figuren recht zeitgemäß erscheinen, wurden sie zur besseren Lesbarkeit dem heutigen Sprachstil angepasst.


Figuren
Die beiden Protagonistinnen Bianca und Mafalda könnten charakterlich kaum unterschiedlicher sein. Neben ihrer augenfälligen Schönheit muss Bianca Cappello, die aus einer angesehenen venezianischen Adelsfamilie stammte, eine außergewöhnlich bemerkenswerte und einnehmende Persönlichkeit gewesen sein. Wie sonst hätte sie gegen erbitterte Widerstände um ihre Liebe erfolgreich kämpfen und den umtriebigen Herzogsohn Francesco de'Medici über eine derart lange Zeit als seine Maitresse an sich binden können. Die Autorin versteht es, Biancas Entwicklung von einem jungen verliebten und sehr naiven Mädchen zu einer starken, intelligenten und raffinierten Frau sehr überzeugend zu beschreiben und den Leser an ihrer Wandlung teilhaben zu lassen. Biancas stetige Bemühungen, ihren gesellschaftlichen und finanziellen Status durch die Liebesbeziehung zu Prinz Francesco zu sichern, sind sehr nachvollziehbar, auch wenn man ihr mitunter skrupelloses Verhalten als Leser oft nicht billigen kann.

Sehr einfühlsam ist auch die fiktive, sympathische Figur Mafalda ausgearbeitet, die die Autorin Bianca als treu ergebene Zofe und Vertraute zur Seite gestellt hat. Aus einfachen Verhältnissen kommend, sollte sie ihr Leben als Nonne in einem Kloster verbringen. Ein Schicksal, das vielen jungen Frauen jener Zeit beschieden war, wenn ihre Familien das Geld für eine Mitgift nicht aufbringen konnten. Obwohl sie der klösterlichen Enge entflieht, findet sie ihre Stärke im Glauben und versucht auch auf Biancas „gotteslästerlichen“ und eher oberflächlichen Lebenswandel Einfluss zu nehmen.
Francesco hätte ich mir etwas vielschichtiger dargestellt und seine negativen Charaktereigenschaften deutlicher herausgearbeitet gewünscht. So wird er in der Geschichtsschreibung als sehr selbstherrlicher, despotischer Regent beschrieben, der sich gern den Wissenschaften, Künsten und seinem exzessiven Lebensstil widmete, Staatsangelegenheiten aber stark vernachlässigte und den ökonomischen Niedergang von Florenz zu verantworten hat.

In diesem Roman begegnet man einer gelungenen, lebendigen Mischung aus fiktiven Figuren und historisch verbürgten Persönlichkeiten, die lebendig, vielschichtig und authentisch gezeichnet sind. Ob nun Mafaldas herzensgute Tante Cosa, die neidische Dienerin Sonia oder Biancas herrische Schwiegermutter - alle Charaktere sind gut ausgeführt und handeln insgesamt glaubhaft und nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Das in einem dunklen Braunton gehaltene Taschenbuch ist sehr ansprechend gestaltet. Das Cover zeigt ein zeitgenössisches Portrait von Bianca Cappelli in einem prächtig verzierten Gewand und im Hintergrund ist das Portrait einer jungen Frau im schlichten Nonnenhabit zu erkennen, das offenbar Mafalda während ihrer Zeit im Kloster zeigen soll. Passend zum Titel findet sich am unteren Rand des Covers -abgegrenzt durch eine schmale Schmuckborte – ein gemaltes Rosenmotiv, das auch die Buchrückseite verziert. 

Gegliedert ist der Roman in 21 Kapitel, die in weitere, teilweise datierte oder mit Ortsnamen bezeichnete Abschnitte unterteilt sind. Abgerundet wird das Buch mit einem interessanten Nachwort der Autorin, einem Glossar sowie einem Literaturverzeichnis über die verwendeten historischen Quellen.


Fazit
Der gut recherchierte, geschichtliche Hintergrund verschmilzt sehr gelungen mit den fiktiven Elementen zu einem unterhaltsamen, historischen Roman über die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Bianca Cappello - der Maitresse des Medici-Herzogs Francesco in Florenz.

Empfehlenswert für alle Leser von Historienromanen, die sich für das bewegte Leben einer außergewöhnlichen und zugleich sehr umstrittenen Frau interessieren und gerne einmal in die Welt der mächtigen Medici-Dynastie zu Zeiten der italienischen Spätrenaissance abtauchen möchten.


4 Sterne


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