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Wind im Haar und Sonne auf der Haut … Die erfolgreiche Karrierefrau Kerstin genießt nach einer großen Enttäuschung die ersten warmen Tage auf der zauberhaften Insel Hiddensee. Hier, in der kleinen Pension »Silberdistel« ihrer Tante Ingrid, entdeckt sie auf der Suche nach ihren Wurzeln plötzlich ein lange gehütetes Familiengeheimnis. Als sie sich in den attraktiven, doch undurchsichtigen Dirk verliebt, muss Kerstin eine Entscheidung treffen, die nicht nur ihr eigenes Leben für immer verändern wird.

 

Sanddornduft 

Autor: Christine Rath
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 05.02.2014
ISBN: 978-3839214909
Seitenzahl: 349 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Kerstin nach einem anstrengenden Arbeitstag bei der Kosmetikfirma Celine Dupont ihren Verlobten Marc am Bodensee überraschen möchte, erwischt sie diesen mit ihrer besten Freundin splitterfasernackt auf dem Sofa. Marc hatte die letzten Wochen zwar häufiger die wenig gemeinsame Zeit des Liebespaares bemängelt, doch rechtfertigt es seinen Seitensprung in keinster Weise. Gekränkt und enttäuscht von dem Treuebruch verspricht sie ihrer Tante Ingrid auf Hiddensee, am anderen Ende Deutschlands, während ihres Krankenhausaufenthaltes die Pension „Silberdistel“ zu bewirtschaften. Wird sie sich dort ihrer Gefühle für Marc, der sie unbedingt zurückerobern möchte, klar werden? Als sie den eher rustikalen Wirt Dirk auf der Insel trifft, merkt Kerstin allerdings schnell, dass es durchaus noch andere hübsche Männer gibt. Nicht nur die Herzensangelegenheiten scheinen auf Hiddensee einen frischen Wind zu bekommen, denn die Ruhe am Strand steht im starken Kontrast zu ihrer jetzigen Arbeitsstelle und ein fast zwei Jahrzehnte andauernder Streit ihrer Mutter mit dem Rest der Familie, dessen Geheimnis sie auf dem Dachboden der „Silberdistel“ auf die Spur kommt, zeigt, dass das Leben zu kurz für Kompromisse und Verschwendung ist.

Die Autorin, welche selbst Wurzeln auf der Ostseeinsel hat, konnte hier eine mittelmäßige Liebesgeschichte mit klassischen Startschwierigkeiten durch ein gelungenes Familiengeheimnis in Zeiten der Ost-West-Teilung enorm aufwerten. Die traumhafte Kulisse weckt jetzt im nahenden Hochsommer mit jeder Zeile die Sehnsucht nach der kleinen Perle im Meer.


Stil und Sprache
Christine Rath hat in ihren Schreibstil die Unbeschwertheit des Sommerurlaubs eingewebt, denn jedes Wort fliegt wie ein eleganter Schmetterling von Blüte zu Blüte der Wildblumen auf den Bodden und führt uns viel zu schnell ans Ende der Lektüre. So erfrischend wie ich die Sprache der Autorin finde, gibt es dennoch eine kleine Turbulenz in der Flugbahn des metaphorischen Falters, denn in den Dialogen zwischen Kerstin und ihrer Mutter bzw. ihrer Tante und natürlich den Gedankengängen der Protagonistin ist die Wortwahl hin und wieder zu simpel, sodass ich das Gefühl hatte, unsere Neu-Hotelierin wäre nicht 30 Jahre, sondern erst 15 Jahre alt. Erklärbar könnte das durch den miesen Vertrauensbruch von Marc sein, der sie von einer selbstbewussten Frau in unsichere Kindertage zurückgeworfen hat, trotzdem wirkten auf mich manche Szenen deshalb zu stammelnd und mädchenhaft. Da Kerstin andererseits eine großes Verkaufsgebiet alleine leitet, war dieser Punkt doch widersprüchlich.

Spannung wird wiederum sehr souverän aufgebaut, da Kerstin durch einen sehr persönlichen Fund auf dem Dachboden der „Silberdistel“ ein wenig Detektivin spielen muss und somit viele Dinge erfährt, beispielsweise wie erdrückend die ehemalige DDR war und wie wichtig wahre Freundschaften und der Rückhalt der Familie sind. Alte Tagebücher von Kerstins Mutter werden etappenweise geöffnet und bringen so Stück für Stück Licht ins Dunkel – ohne dabei die Gegenwart zu verdrängen. Das vielleicht teilweise triste Flair der DDR, was manchen Regionen heute noch nachgesagt wird, hat das kleine Urlaubsparadies aber gekonnt abgeschüttelt und dank der wunderbaren Landschaftsbeschreibungen und der hilfsbereiten Insulaner erstrahlt Hiddensee in den Farben der Natur und riecht nach Salzwasser und gebratenen Fisch, was beim Lesen beinahe real wird.


Figuren
Besonders positiv an diesem Roman sind mir die Charaktere in Erinnerung geblieben, die zwar allesamt ungeheuer normal sind und durchaus der eigene Nachbar sein könnten, aber dadurch ihre Motivation um einiges glaubhafter wird.

Kerstin fällt es sehr schwer ihre Karriere und die Familie unter einen Hut zu bekommen, womit sich sicherlich viele Leserinnen identifizieren können. Die eigene Erfüllung der beruflichen Träume und, als angenehmer Nebeneffekt, ein gut gefülltes Konto lassen sich nicht mit allen Partnern, die sich dann unter Umständen auf den Schlips getreten fühlen, vereinbaren. Die Kurzschlussreaktion daraufhin spontan ins Auto zu steigen und den ganzen Irrsinn einige hundert Kilometer den Rücken zu kehren, passt perfekt zu der Protagonistin, da deren Mutter zu Mauerzeiten ebenfalls die eilige Flucht als Lösung für ihre Probleme wählte. Vom Temperament fügt sich die Kosmetikern hervorragend in den Norden ein, denn dieses wurde von der steifen Brise weggeweht, sodass Kerstins Handeln ziemlich vorhersehbar, aber (benebelt durch den leckeren Sanddornlikör) immerhin amüsant war.
Über ihren Verlobten Marc erfahren wir nur wenig, dafür gerät der verschlossene Dirk immer mehr in den Fokus. Zu Beginn hält er sich noch ziemlich bedeckt über seine Vergangenheit, taut dann schließlich auf und entpuppt sich schlussendlich als liebenswürdiger Gentleman, den nach einigen Tiefpunkten so schnell kein Sturm mehr aus den Socken haut.

Die quirlige Tante Ingrid war die heimliche Drahtzieherin der Handlung und für mein Empfinden auch die vielschichtigste Person mit einem riesigen Herzen, welches in ihrem erfüllten Leben schon einige Risse verkraften musste. In ihrer Jugendclique war sie als Langweilerin verschrien, weil sie immer so früh schlafen wollte, aber im Grunde war sie einfach nur die Vernünftigste der Runde, was sich auch in dem dramatischen Streit mit ihrer Schwester zeigte. Nur wer am lautesten brüllt, hat nicht immer recht und genau diese Weisheit hat Ingrid verinnerlicht.


Aufmachung des Buches
Wie eigentlich alle Bücher aus dem Gmeiner-Verlag wartet auch dieses Buch mit einem wunderschönen und sehr individuellen Cover auf, was sofort das Urlaubsgefühl auf Hiddensee einfängt. Die orange Farbe der vitaminreichen Früchte des Sanddornstrauches ist hier auch im Inneren dominant und wird mit dem Gedicht „Die Insel“ von Gerhart Hauptmann (1862-1964) abgerundet.


Fazit
Dem Charme der Ostseeinsel wird sich wohl niemand entziehen können und Christine Rath hat mit ihrem mittlerweile dritten Roman eine schöne Hommage auf das plattdeutsche Land, die Leute und das Leben verfasst.


4 5 Sterne


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