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Untertitel: Eine praktische Einführung in queere Verstrickungen, geschmackvolle Garderobe und kreative Küche. GUERILLA-STRICKEN, -HÄKEL & -NÄHEN FÜR DRAN UND DRAUSSEN

Mit schrillen Farben und frechen Nadelwerken stürmen Sissi und Hermine durch die Wohnungstür nach draußen und dekorieren bestrickend die Stadt. Die Rausfrauen sind Arbeiter*innen im öffentlichen Raum, die mit ihren Textilwerken nicht an der Gardinenstange Halt machen. Die Stadt wird zum Wohnzimmer für alle und erhält kleine Aufmerksamkeiten aus Stoff und Plüsch. Weiche Wolle zeigt hartem Beton die warme Schulter; feine Maschen umgarnen Metallpfosten.

Unverzichtbar! DAS RAUSFRAUENBUCH enthält einfache und plausible Grundrezepte des erfolgreichen Handarbeitens, schmackhafte Kochanleitungen, Konstruktionspläne für textile Prothesen sowie geistreiche Essays für den Hausgebrauch. 

 

Das Rausfrauenbuch 

Autor: Ina Hermina, Sissi Schmitz
Verlag: TOPP Verlag
Erschienen: Februar 2014
ISBN: 978-3-7724-7902-1
Seitenzahl: 96 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
"Das Leben ist kein Ponyhof, sondern eine ernst zu betreibende Gaudi" – so oder so ähnlich könnte man die Philosophie der beiden Autorinnen, Pardon, Autor*innen, zusammenfassen. Sie sprechen von "geistreiche(n) Essays für den Hausgebrauch", die als Diskussionsbeitrag zur Gender-Diskussion gedacht sind. Das "Geistreiche" erschöpft sich aber in Fragen wie "Wieso trägt die Generation 60+ mit Vorliebe Beige ?" (Seite 78). Weiter stellen sie kurz gesagt fest, dass es Ziel der "kapitalistischen Existenz" sei, aus allen Menschen Männer zu machen und sie in Hosen zu stecken. Sie befürworten deshalb unisex für alle und plädieren dafür, stattdessen Röcke zu tragen. Satire oder nicht? Da ich davon ausgehe, dass Schmitz und Hermina das möglicherweise selbst (noch) nicht wissen, erspare ich mir die argumentative Auseinandersetzung mit ihren Thesen.

Was hat das Buch darüber hinaus zu bieten? Insgesamt fünf einfallslose Kochrezepte, Mini-Warenkunde, Basis-Anleitungen in Wort und Bild zum Häkeln, Stricken, Nähen und Sticken. Darüber hinaus einige Modelle zum Nacharbeiten. Wobei keines dabei ist fürs Stricken, und gestickt wird auch nicht. Die Anleitungen sind gut nachvollziehbar auch für Laien, wobei manches mir unnötig kompliziert erscheint. Wer allerdings noch keine Erfahrung mit dem Nähen, speziell mit der Maschine, hat, der kann mit den oberflächlichen Anweisungen hier nichts anfangen, denn z.B. wird das Wissen um das Erstellen eines Schnittmusters und die Berechnung der Stoffmenge als bekannt vorausgesetzt, ebenso der Umgang mit der Nähmaschine. Die Modelle selbst sind keine Highlights – eine Blume, Kugeln, Früchte, ein Muffin – Anleitungen dazu findet man leicht auch anderswo. Ob sich eine Renaissance der Schürze als Accessoire, wie von Schmitz und Hermina gewünscht, einstellen wird, weiß ich nicht; originell finde ich die opulente Tüll-Schürze fürs Abendkleid (Seite 77). Auch ihre handgearbeiteten Wollperücken (Seite 49) können sich sehen lassen.

Anhand des Klappentextes (und Untertitels) hatte ich ein Buch zu Strickguerilla erwartet und wurde enttäuscht, denn außer ein paar Fotos und einer sehr kurzen Anleitung zur Anbringung der Objekte findet sich dazu nichts. Aber es ist ja häufig der Fall, dass Klappentexte Erwartungen wecken, die das Buch nicht erfüllen kann. Aufgrund der Mischung des Gebotenen, fällt es mir schwer, eine Zielgruppe zu benennen; am ehesten ist es wohl für Fans der "Rausfrauen" geeignet. Grundsätzlich sollte man mal von Seiten der Verlage überlegen, ob zu jedem halbwegs erfolgreichen Blog auch ein Buch erscheinen muss. 


Aufmachung des Buches
"Das Rausfrauenbuch" ist ein Hardcover mit Steifbroschur; schon mal ungewöhnlich, ebenso das Cover – eine "leichtbeschürzte Dame" mit Seppelhut, und eine ebenso leicht Bekleidete mit Schiffchen als Kopfbedeckung. Allerhand bunte Fotos, in unterschiedlichen Formaten, von den vorgestellten Modellen, einigen Aktionen der beiden Autorinnen und hauptsächlich ihnen selbst in unterschiedlichen Situationen, z.B. badend in einer mit Wollknäueln gefüllten Badewanne, füllen das Innere; mal sind sie lustig, mal etwas überkandidelt. Das Inhaltsverzeichnis ersetzt das Register. Einige Hinweise auf weiterführende Literatur finden sich am Ende des Buches.


Fazit
Ein Buch, das die Welt nicht braucht – das wäre zu hart ausgedrückt. Empfohlen allen Fans der "Rausfrauen".


2 Sterne


Hinweise
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