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Verbrechen gibt es überall, selbst in der französischen Provinz.
Bruno Couerrèges, einziger Polizist von Saint-Denis, Gourmet, Hobbykoch, Rugbytrainer und begehrter Junggeselle, wird an den Tatort eines Mordes gerufen. Ein Immigrant, Kriegsveteran aus dem Algerienkrieg, dessen Kinder in der Ortschaft wohnen, ist tot aufgefunden worden. Da das Verbrechen offenbar rassistische Hintergründe hat, werden auch nationale Polizeibehörden eingeschaltet, die Bruno von den Ermittlungen ausschließen wollen. Doch der nutzt seine Ortskenntnisse und seine Beziehungen, ermittelt auf eigene Faust und deckt die in der Résistance-Zeit wurzelnden Ursachen des Verbrechens auf.

 

 

Autor: Martin Walker
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-06699-9
Seitenzahl: 338 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bruno ist in seiner Gemeinde Saint-Denice im Perigord der Chef de Police. Dazu muss man sagen, dass dies in Frankreich sozusagen die unterste Stufe in der Polizei Hierarchie ist. Bruno ist demnach seinem Bürgermeister direkt unterstellt und somit bei dem gerade passierten Mord eigentlich nicht mehr zuständig, da dies in den Zuständigkeitsbereich der Gendarmerie oder, wie in diesem Fall, sogar in den der Police national fällt. Doch er hat gegenüber den anderen Staatskräften einen klaren Vorteil, er ist von den Bürgern akzeptiert und kann noch dazu mit seiner Ortskenntnis glänzen. So setzt dann auch der Bürgermeister alle Hebel in Bewegung, um seinen Chef de police bei den Ermittlungen zu halten, schließlich ist der ermordete ein Bürger der Gemeinde und da es sich offensichtlich um eine rassistische Tat handelt, gilt es genau abzuwägen, welche Schritte unternommen werden. Es muss eine Eskalation verhindert werden.
Die Spur führt bald zu zwei jungen Mitgliedern der Front national, einer Rechtsradikalen Partei, die sich im nahen Umfeld des Ermordeten aufhielt. Die Lage spitzt sich zu, die Bürger der Gemeinde sind empört über die Rechten Gewalttäter und Bruno hat alle Hände voll zu tun, um die Leute zu beruhigen und die Situation unter Kontrolle zu halten. Doch die Spuren am Tatort lassen ihn stutzig werden. Es wurde eine Ehrenmedaille und ein altes Foto, das den Toten als Jugendlichen zeigt, entwendet. Hat seine Vergangenheit etwas mit der Tat zu tun? Und wieso sollten sich die beiden Verdächtigen dafür interessiert haben? Bruno bekommt Zweifel und forscht in der Vergangenheit des Toten und stößt dabei auf schreckliche Begebenheiten aus der Zeit der Vichy-Regierung.


Stil und Sprache
Martin Walker hat mit ‚Bruno, Chef de police’ einen Krimi mit einem charismatischen Ermittler vor dem Hintergrund der Geschichte Frankreichs zur Zeit des 2. Weltkriegs geschrieben. Mit sehr viel Sachverstand hat er die Geschichtsdaten gekonnt in die Ermittlungen eingebaut. Er erweist sich auch als großer Kenner und Freund des Perigord, der Region Frankreichs, in der die Erzählung spielt. Mit viel Liebe zum Detail bringt er neben den zum Teil erschreckenden Fakten um die Geschehnisse des Algerienkrieges und des Vichy-Regimes die bezaubernde Gegend des Perigord und seiner vor allem kulinarischen Spezialitäten in den Vordergrund. Dabei ist ihm eine sehr atmosphärische Geschichte gelungen, die aber leider etwas an Spannung vermissen lässt. Über weite Strecken plätschert die Geschichte vor sich hin und gleicht eher einem lockeren Roman, wenn es um das Privatleben von Bruno geht, und einem Geschichtsbuch, wenn die Herleitung zum Mordfall geklärt wird. Mann lernt sehr viel über die Gegend, die Leute und deren Vergangenheit, was die Leser, die einen reinen Krimi erwarten, sicher polarisieren wird. Da er seine Szenen trotz der vielen geschichtlichen Infos mit einfachen Worten beschreibt, ist das Buch aber trotzdem leicht und schnell zu lesen. Durch seinen entspannten Schreibstil mit den vielen atmosphärischen und auch romantischen Beschreibungen, erzeugt er beim Leser den Drang, diese Gegend selbst sehen und erleben zu wollen.


Figuren
Seine Charaktere sind zwar alle abwechslungsreich und gut ausgearbeitet, doch gerade der Hauptprotagonist Bruno kommt etwas zu heroisch daher. Bruno ist ein Waisenkind, der in seiner Jugend zum Militär ging und im Bosnienkrieg verwundet und später wegen einer Heldentat ausgezeichnet wurde. Von seinem damaligen Vorgesetzten bekam er dann auch die Empfehlung, auf den Posten des Chef de police. Er hat es dort schnell geschafft sich einzuleben und wurde von allen geachtet und respektiert. Das einzige was ihm fehlt, ist die Frau an seiner Seite. Zwar wird er wegen seines Charakters und seines Aussehens von allen umschwärmt, aber die Richtige war bisher noch nicht dabei.
Während der Ermittlungen trifft er immer und in jeder Situation die richtige Entscheidung und er lernt auch seine große Liebe in Form einer Kollegin kennen. Alles in allem ist er ein sehr sympathischer, charismatischer Typ, dem aber definitiv etwas Schwarz bei all dem Weiß fehlt. Im Großen und Ganzen passt die Ausarbeitung seiner Figuren aber zu der etwas blumigen Geschichte hinter dem Krimi.

Die einzelnen Personen werden genau und detailreich beschrieben, so dass der Leser keine Probleme hat, sich die einzelnen Charaktere vorzustellen.


Aufmachung des Buches
Die Gebundene Ausgabe enthält auf dem Cover eine Landschaftsszene, die aus der Gegend, in der die Geschichte spielt, stammen könnte, stimmt also optimal auf das Kommende ein. Diogenes-typisch werden das Bild und der Titel von einer dünnen schwarzen Linie eingerahmt. Der Text ist in einer angenehmen Schriftgröße gedruckt und in insgesamt 25 Kapitel unterteilt, was eine flüssige Lesefreude unterstützt.


Fazit
‚Bruno, Chef de police’ ist sicherlich ein Buch, welches die Leser polarisieren wird. Zum einen handelt es sich um einen Krimi, der zwar perfekt unterhält, dem aber leider etwas an Spannung fehlt. Zum anderen hat Martin Walker eine Hommage ans Perigor geschrieben, die für viele stimmungsvolle Momente sorgt und den Drang weckt, die Region zu entdecken und zu erleben. Wer Spannung erwartet, sollte es sein lassen, wer gute stimmungsvolle Unterhaltung mag und wen reichhaltige geschichtliche Fakten nicht stören, für den ist der Roman die perfekte Lektüre.


4 Sterne


Hinweise
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