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Isle of Skye, 1912.
Eines Tages erhält die schottische Schriftstellerin Elspeth einen Brief aus Amerika. Der Absender, ein junger Mann namens David, bewundert ihre Gedichte. Obwohl ein Ozean zwischen ihnen liegt, ist es der Beginn einer tiefen Liebe. Erst die Wirren des Weltkrieges führen die beiden zusammen, nur um sie unter tragischen Umständen wieder zu trennen. Mehr als zwei Jahrzehnte später stößt Elspeths Tochter Margaret auf Davids Briefe und kommt so der Geschichte dieser schicksalhaften Liebe auf die Spur …

 

Eine Liebe ueber dem Meer 

Originaltitel: Letters from Skye
Autorin: Jessica Brockmole
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
Verlag: Diana Verlag
Erschienen: 24. März 2014
ISBN: 978-3453291508
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die junge, verheiratete Dichterin Elspeth Dunn lebt auf der schottischen Insel Isle of Skye und hat bereits einige Gedichtbände geschrieben. Als sie im Jahr 1912 von dem jungen Medizinstudenten David Graham aus Urbana, Illinois, überraschend einen Brief erhält, in dem er seine Bewunderung für ihre Lyrik zum Ausdruck bringt, fühlt sie sich sehr geschmeichelt. Es ist der Beginn einer innigen Brieffreundschaft, aus der sich trotz der großen räumlichen Distanz allmählich tiefe Gefühle und eine große Liebe entwickeln. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird das Glück der beiden Liebenden auf eine harte Probe gestellt und ihr Leben nimmt einen schicksalhaften Verlauf.
Rund 20 Jahre später lebt Elsbeth allein mit ihrer 23-jährigen Tochter Margaret in Edinburgh. Nach einem heftigen Bombenangriff entdeckt Margaret von der Mutter versteckte Briefe von einem geheimnisvollen Unbekannten und beginnt voller Neugier darin zu lesen. Als ihre Mutter kurz darauf mit allen Briefen spurlos verschwindet, beschließt ist Margaret, endlich mehr über Elsbeths Vergangenheit und ihre Familie in Erfahrung zu bringen.

In ihrem bemerkenswerten Debüt erzählt die Amerikanerin Jessica Brockmole eine tief berührende Liebes- und ergreifende Familiengeschichte angesiedelt im England während der schwierigen Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Es ist ein sehr gefühlvoll geschriebener Briefroman voller Sehnsucht, Romantik und Tragik, der sich aber auch mit den leidvollen Kriegserlebnissen und deren schicksalhaften Einfluss auf das Leben der Menschen auseinandersetzt.


Stil und Sprache
Bei diesem Roman handelt es sich um einen reinen Briefroman, der zugleich auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielt. Diese wechseln sich zwischen den Kapiteln ab und sind durch die Überschriften voneinander abgegrenzt. Zum einen verfolgt der Leser den intensiven Briefwechsel zwischen Elspeth und David in den Jahren zwischen 1912 und 1919. Nach ihren ersten Briefen in einem ungezwungenen, humorvollen Tonfall ist es spannend mitzuerleben, wie sich zwischen den beiden aus der reinen Brieffreundschaft ein sehr persönlicher und vertrauensvoller Gedankenaustausch, eine tiefe Faszination für den anderen und sein Leben entwickelt, bis sie sich schließlich ihre Liebe eingestehen. 

Im zweiten Erzählstrangstrang, der im Sommer 1940 während des Zweiten Weltkriegs beginnt, erfährt man durch Margarets Schriftwechsel mit ihrem Freund Paul, ihrer Mutter und weiteren Personen von der Spurensuche nach der rätselhaften Vergangenheit ihrer Mutter und ihren eigenen familiären Wurzeln.
Durch den ständigen Wechsel der Zeitebenen gelingt es der Autorin hervorragend, Spannung aufzubauen, den Leser neugierig zu machen und ihn in die mitreißende, von Höhen und Tiefen geprägte Geschichte hineinzuziehen. Stückchenweise werden die unterschiedlichen Lebens- und Liebesgeschichten von Mutter und Tochter beleuchtet, geheimnisvolle Details aufgedeckt und die in den verschiedenen Briefen angesprochenen Entwicklungen geschickt miteinander verwoben. Insbesondere vor dem historischen Hintergrund der zwei Weltkriege bekommen die Schicksale mehr Tiefe und Gewicht, und verleihen der gesamten Geschichte eine besondere Tragik und Dramatik. Durch einige überraschende Wendungen bleibt der Ausgang des Romans dennoch für lange Zeit unabsehbar.

Sehr behutsam und glaubwürdig hat die Autorin in den Briefen die Veränderung der Beziehung der Figuren und die Entwicklung der Charaktere angelegt. Durch die Ich-Perspektive kann der Leser stets unmittelbar an den Gefühlen und inneren Konflikten der Protagonisten teilhaben und ihre Entscheidungen nachvollziehen.
Der Schreibstil der Autorin ist der damaligen Zeit angepasst und liest sich sehr angenehm und flüssig. Allerdings ist es Brockmole für ihren Briefroman nur ansatzweise gelungen, einen wirklich authentischen Briefwechsel zu gestalten und für die verschiedenen Figuren einen klar voneinander abgrenzbaren Schreibstil zu schaffen. So sucht man in den leider sehr ähnlich klingenden Briefen von Elspeth und David vergeblich nach einer individuellen Ausdrucksweise und persönlichen Note.


Figuren
Durch die von der Autorin durchgängig gewählten Erzählform entfallen detaillierte Beschreibungen und Charakterisierungen der Figuren, so dass man nur durch ihre eigenen Äußerungen in den Briefen und durch Einschätzungen anderer Briefpartner ein Bild von ihrer Persönlichkeit erhalten kann. Sehr geschickt hat die Autorin die facettenreichen Charaktere von Elspeth und David durch ihren äußerst gefühlvollen und persönlichen Gedankenaustausch in den Briefen zum Leben erweckt, ihre Eigenarten herausgearbeitet und uns zudem ihre unterschiedlichen Lebensumstände zu jener Zeit anschaulich vor Augen geführt. 

Sehr authentisch und glaubwürdig wirken Elspeth und David, die in ihren Briefen sehr ehrlich und offen über ihre Sorgen, Ängste und Schwächen, aber auch ihre geheimen Hoffnungen und Gefühle schreiben, so dass man sie schon bald ins Herz geschlossen hat. Eine ganze Bandbreite von Gefühlen von überschäumendem Glück, Euphorie bis hin zu Melancholie und tiefer Trauer durchleben die Charaktere im Laufe der bewegten Zeiten in ihren Briefen. Sehr einfühlsam und nachvollziehbar hat die Autorin auch ihre persönliche Entwicklung im Laufe der Geschichte herausgearbeitet. 
Frech, impulsiv und jungenhaft erleben wir anfangs David, der seinem Vater zuliebe Medizin studiert und sich auch sonst seinem Willen unterordnet, da er kein wirkliches Ziel für seine Zukunft vor Augen hat. Eher aus Trotz und Abenteuerlust verpflichtet er sich nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs freiwillig als Fahrer für den Sanitätsdienst und kommt in Frankreich an die Front. Die 4 Jahre ältere Elspeth wirkt sehr reif und bodenständig, führt jedoch ein familienverbundenes, aber sehr zurückgezogenes Leben auf der Insel, die sie noch nie in ihrem Leben verlassen hat. Als auch ihr Mann in den Krieg zieht und sie auf sich selbst gestellt ist, beginnt sie ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und traut sich schließlich, ihrer großen heimlichen Liebe zu begegnen.

Während die übrigen Nebencharaktere eher im Hintergrund bleiben, steht die sympathische Figur von Margaret im Mittelpunkt des zweiten Handlungsstrangs. Sehr geschickt hat die Autorin hier nicht nur die charakterlichen Ähnlichkeiten zu ihrer Mutter herausgearbeitet, sondern sie macht zugleich im Hinblick auf ihre Beziehung zu Paul deutlich, auf welche fatale Weise sich manchmal die Geschichte im Leben der Menschen wiederholt.


Aufmachung des Buches
„Eine Liebe über dem Meer“ ist als gebundenes Buch mit einem liebevoll gestalteten Schutzumschlag erschienen. Das romantisch angehauchte Cover zeigt im unteren Teil die in blau gehaltene Silhouette einer Küstenlandschaft mit einem Leuchtturm und einem kleinen Haus. Die im oberen Bereich erkennbaren Briefmarken und ein Poststempel, einige Tintenklekse und auch der Titel in geschwungener Handschrift, der die Farbnuancen von Himmel und Meer widerspiegelt, passen hervorragend zu diesem Briefroman.

Fazit
Mit ihrem gefühlvoll und kurzweilig erzählten Briefroman ist der Amerikanerin Jessica Brockmole ein bemerkenswertes Debüt gelungen, das mit seiner tief berührenden Liebes- und bewegenden Familiengeschichte während der schwierigen Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu fesseln weiß. 

Ein wundervoller Roman über eine ungewöhnliche Liebe - voller Sehnsucht, Romantik und Tragik.


4 5 Sterne


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