Wo sind all die Mädchen geblieben…?
FBI-Agentin Kimberly Quincy ist im fünften Monat schwanger. Eigentlich müsste sie sich schonen, doch das liegt Kimberley gar nicht. Da erreicht sie der Hilferuf einer jungen Frau, Delilah. Überall in Boston verschwinden Prostituierte, zuletzt Delilahs Freundin Ginny. Verdächtig ist ein Freier, die Frauen nennen ihn den "Spinnenmann".
Die Ermittlungen führen in eine Sackgasse: Es scheint, als habe der Täter den Schlüssel zum perfekten Mord gefunden. Keine Leichen, keine Beweise! Doch Kimberly weigert sich aufzugeben. Währenddessen spinnt jemand sein tödliches Netz. Und wartet ...
Originaltitel: Say Goodbye |
Die Grundidee der Handlung
… wird im Rückentext schon ganz anschaulich beschrieben, so dass hier nur die ein oder andere Ergänzung bleibt. Lisa Gardner scheint ihre Thriller in einer derartigen Geschwindigkeit zu produzieren, dass man kaum mit dem Lesen nachkommt. Zudem hat sie mehrere lose Serien parallel „in Arbeit“ und nach einigen Bänden mit D.D. Warren gibt es nun nach mehreren Jahren Neues von Kimberly Quincy. Diese ähnelt aber zumindest optisch ihrer Kollegin und so muss man sich nicht ganz so sehr umstellen.
Ansonsten ist „Du darfst nicht lieben“ relativ genretypisch angelegt und sicher nicht geeignet, die Thrillerwelt zu revolutionieren. Ein irrer Killer geht um, es gibt natürlich keine Spuren, keine Leichen und insgesamt scheint der Psychopath den Ermittlern immer ein Stück voraus zu sein. Warum er am Ende dann doch geschnappt wird? Naja, weil das eben so ist. Drapiert man dann noch die privaten Probleme der Ermittlerin und ihres Partners (inklusive massiver Seitensprungfantasien) um den Fall herum, so kommt am Ende amerikanische Thriller-Konfektionsware dabei heraus. Nicht schlecht, aber eben auch nicht richtig gut.
Stil und Sprache
Lisa Gardner schreibt an sich rasant und eingängig, ohne große Schnörkel wirft sie ihre Leser mitten hinein in den Fall. So auch hier – und doch ist es dieses Mal nicht ganz so einfach, denn es gibt mehrere Erzählstränge, die weder zeitlich noch örtlich wirklich einzuordnen sind. Einige Passagen sind zudem in kursiver Schrift gedruckt, aber auch das hilft nicht, sie abzugrenzen vom Rest der Geschichte. So bleiben durchgehend Zweifel daran, wie man sich das alles zusammenreimen muss, wer in welcher Zeit und wo agiert, was genau wann passiert und letztendlich wie alles zusammenhängt. Verwirrend ist das zum einen, zum anderen geht es aber auch auf Kosten der Spannung, denn regelmäßig ist man als Leser gezwungen, sich den Kontext des gerade Gelesenen neu zu erschließen. Da reicht dann auch das – zugegebenermaßen spannende – Finale nicht ganz aus, diesen Nachteil auszugleichen.
Figuren
Konfektionsware sind leider auch Lisa Gardners Figuren, zumindest Kimberly Quincy wirkt auf mich so. Jung, schön, begabt in allen Facetten ihrer Arbeit und ohne Fehl und Tadel. Dummerweise ist sie schwanger, was für sie aber eher eine lästige Nebensächlichkeit ist als eine tiefgreifende Veränderung ihres Lebens. Todesmutig stürzt sie sich dennoch in Verfolgungsjagden und begibt sich in Gefahr, wo immer es möglich ist. Lebendige Authentizität sieht für mich anders aus … und wenn sie das ganze Buch über mit ihrem Partner streitet, wer von ihnen beiden mit dem Baby zu Hause bleibt, dann aber auf den letzten Seiten (im Epilog) das Mutterglück als höchste Befriedigung erlebt, dann geht ihr der letzte Rest Glaubwürdigkeit verloren.
Ähnliches gilt auch für die übrigen Figuren, sie alle wirken irgendwie normiert und farblos. Der Killer hat die üblichen frühkindlichen Erfahrungen gemacht, die ihn zum Monster formten, es gibt jede Menge kaputte Typen rund um das Geschehen und ansonsten smarte Ermittler, durchtriebene Prostituierte und brutale Zuhälter. Hier fehlt mir ein bisschen Originalität, ohne die wird irgendwann alles zur Massenware.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover den Schatten eines Mannes vor hellem Hintergrund, während im Vordergrund ein taunasses Spinnennetz glitzert. Diese Aufmachung passt gut zur Story und durch den dunklen Rand zu den sonstigen Büchern der Autorin. Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog 43 nummerierte Kapitel, die jeweils mit kurzen Auszügen aus wissenschaftlicher Literatur über Spinnen eingeleitet werden.
Fazit
Lisa Gardner hat sicher schon packendere Thriller geschrieben, dieser hier kommt über leidlich gelungenen Mainstream leider nicht hinaus.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: The perfect Husband (nicht auf Deutsch)
Band 2: Der Schattenmörder
Band 3: Der nächste Mord
Band 4: Zum Zeitpunkt des Todes
Band 5: Schrei, wenn die Nacht kommt