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291 ultimative Biker-Tipps

Ausrüstung:
Von der Wahl des richtigen Motorrads über sinnvolle Bekleidung bis hin zum unverzichtbaren Zubehör – kurzum alles, was für Biker wichtig ist, um heil aufs Zweirad rauf- und wieder herunterzukommen

Fahren:
Tipps für jede Schräglage, für Alltag, Gelände, Rennstrecke und Reisen – und auch für außergewöhnliche (und nicht unbedingt ernstgemeinte) Situationen wie eine Fahrt in der Todeskugel oder dem Transport eines lebenden Schweins auf dem Bike

Technik:
Notfalltipps, Hinweise und Anregungen für angehende Schrauber. Mit anschaulichen Graphiken und Anweisungen für die Behebung leichter bis mittelschwerer Probleme, die fernab jeglicher Zivilisation auftreten könnten

 

Bikers Manual  Originaltitel: The Motorcycle Manual
Autor: Mark Lindemann
Übersetzer: Christine Schwarz
Verlag: Motorbuch Verlag
Erschienen: Februar 2014
ISBN: 978-3-613-03644-4
Seitenzahl: 256 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Vorworte von Ben Spies (Superbike Champion) und Mark Lindemann eröffnen das Buch, gefolgt von einem kurzen, zweiseitigen Abriss über die fast 130jährige Geschichte des Motorrads. Schon im Untertitel verspricht Mark Lindemann „291 Tipps für alle Schräglagen“, und sein Ziel erklärt er im Vorwort: „Ich hoffe, dass dieses Buch deinen Appetit weckt – um mit dem Motorradfahren zu beginnen, um ein besserer Fahrer zu werden, […] Ich hoffe, du lernst einen Trick oder auch zwei dazu“. Und mit diesen 291 Tipps beginnt er direkt nach der Zeittafel der Motorradmeilensteine.

Die Ratschläge, die Lindemann hier erteilt, sind überwiegend knapp formuliert. Die Bandbreite ist dabei groß – während sich die ersten sechs um den Einstieg ins Motorradfahren drehen, beschäftigen sich 69 Tipps mit der Ausrüstung, 145 mit dem Fahren und die übrigen 71 mit Reparaturen und Pflege des Motorrads. Sie sind dabei so gestaltet, dass sie alle zwar einzeln gelesen bzw. gezielt herausgegriffen werden können, greifen aber doch – wie z.B. die Wahl des richtigen Motorrads im Abschnitt „Ausrüstung“ – ineinander und führen, wie es sonst ein normaler Fließtext machen würde, nach und nach durchs Thema. Dass es sich dabei nicht immer um „echte Tipps“, sondern häppchenweiser Vermittlung von Grundwissen handelt, versteht sich von selbst.

Mark Lindemann fokussiert das motorsportliche Fahren in diesem Buch mindestens gleichwertig wie das alltägliche Straßenfahren, daher finden sich zahlreiche Abschnitte zum Motorradfahren im Gelände oder auf der Rennstrecke, die einen großen Anteil des Buches ausmachen, für das Gros der Motorradfahrer aber wenig von Belang sein dürften. Die angesprochenen Themen sind vielfältig, zuweilen jedoch sehr speziell, beispielsweise bei der Besprechung von im fernen Ausland liegenden Rennstrecken – überschrieben mit „Ideallinie“, ohne dass diese auf der jeweiligen Strecke dargestellt wird – oder dem Überlebenskit für Globetrotter. Vereinzelt mag dies nützlich sein können, insbesondere bei Reisen im nichteuropäischen Ausland, aber an dem Großteil der Leserschaft vorbei gehen, die das Motorrad für ganz normale Touren verwenden.

Wirklich fragwürdig sind Beiträge, bei denen es ums Funkensprühen (Nr. 147), Burnout (Nr. 148), Wheelies (Nr. 151) oder Stoppies (Nr. 152) geht – nicht ungefährlich, auf öffentlichen Straßen verboten und zudem materialmordend. Andere Themen wie die richtige Helmpassform oder der Ratschlägen zu Ohrstöpseln und zu warmer, trockener Kleidung sind hingegen für fast alle Biker wichtig. Bei der Ausrüstung geht der Autor auch auf „Hausmittel“ und kostengünstige Alternativen ein, stellt gelegentlich die Vor- und Nachteile gegenüber. Die Tipps zum „Fahren“ geben einen ersten Überblick und Trainingsansätze, die sich bei Bedarf mit weiterführender Literatur vertiefen lassen. Für den Einstieg können sie reichen, sind aber schon sehr knapp gehalten. Im letzten Abschnitt „Reparatur“ bespricht Lindemann verschiedene wichtige Werkzeuge, die der Heimschrauber benötigt. Es folgen einige Hilfen zu Fehlerdiagnose und häufigen Problemen, zu Federelementen, dem Einstellen der Spur, Reifenkunde und –wechsel, Motorkunde sowie Kurzanleitungen für verschiedene Wartungs- und Reparaturarbeiten.

Die Reihenfolge der Tipps ist teilweise etwas wirsch und unsortiert: bei „Ausrüstung“ geht es erst um Motorradmodelle und –kauf, also um das Fahrzeug, dann um die persönliche Fahrerausrüstung, dann wieder um Fahrzeugtechnik. Weitere Beiträge zur Fahrzeugtechnik finden sich schließlich im Abschnitt „Reparatur“. Ähnliches ist mir im Abschnitt „Fahren“ aufgefallen: gerade eine gute Kurventechnik, wie sie von Bernt Spiegel oder Hans Eberspächer  gelehrt werden, ist (überlebens)wichtig. Mark Lindemann reißt zwar in Nr. 105 Kurvenverläufe an, zeigt aber die Lösung zunächst nicht auf. Die beigefügte Skizze stellt die früher angepriesene „Ideallinie“ dar, die heutzutage so nicht mehr gelehrt wird und nicht zu empfehlen ist. Erst im Ratschlag Nr. 154 geht er schließlich, wenngleich überaus kurz, auf die richtige Kurventechnik ein.

Der Schreibstil des Autors ist prägnant, offen und zuweilen humorvoll, während er den Leser – typisch unter Motorradfahrern, wenngleich noch ungewohnt in deutschen Büchern – dutzt. Nicht gelungen finde ich hingegen Formulierungen wie in Tipp 9 „Bis 750 cm³ Hubraum finden weibliche Fahrer eine reichhaltige Auswahl“ – selbstverständlich bietet der Motorradmarkt weiblichen Fahrern auch mit deutlich größeren Motoren reichlich Auswahl in allen Motorrad-Segmenten, auch in den von Lindemann zuvor aufgestellten Kriterien. In manchen seiner Abschnitte will der Autor ganz bewusst nicht ernst genommen werden: Tipps wie beispielsweise Nr. 34 sollte  nicht mal in Ansätzen umgesetzt werden, will man keinen Ehestreit oder eine Trennung vom Partner provozieren.

Nicht immer ganz sauber ist das Lektorat bzw. die Übersetzung abgeschlossen, so findet der aufmerksame Leser zahlreiche Tipp- oder Zeichensetzungsfehler. Hier nur ein paar Beispiele: in Hinweis Nr. 3 wurde der Satz „Hierzulande noch nicht so üblich: Wanderausstellungen und Road-Shows, außerdem gibt es jede“ nicht beendet. In Nr. 52 heißt es „Reeinigungs- und Pflegemittel“, in Nr. 99 „empofinden“ oder in Nr. 100 „Wähle die Gasse zwischen der schnellsten Spur und der nächst langsameren zu wählen“. Bei Tipp 61 passen die Textnummern 6 und 7 nicht zu denen der beigefügten Zeichnung, die zudem eine Ziffer mehr als Erläuterungen bereithält.


Aufmachung des Buches

Gestaltet als Softcoverausgabe mit einem abgerundeten Seitenschnitt, ist der Buchumschlag ein Hingucker: die im Profil abgebildete Ducati ist mit ihren vielen Formen nach außen geprägt, der Hintergrund wirkt wie gebürstetes Metall, von dem sich der gelbschwarz gestaltete Titelkasten prägnant hervorheben. Auf der Rückseite findet sich – neben der Inhaltsbeschreibung – das Heck der Ducati, hier aber ohne Prägung.

Viele Fotografien, teilweise auch ganzseitig, begleiten das Buch und verleihen ihm – zusammen mit dem orangenen Vorsatzpapier, den abgerundeten Rahmen um die Beiträge und die Anordnung auf der Seite – einen poppigen, modernen Charakter. Dieses Buch soll, neben der Vermittlung der reinen Inhalte, vor allem unterhalten, und dies wird in der Gesamtdarstellung deutlich.

Im Anschluss an die 291 Tipps runden ein Glossar, ein Register, Kurzinfos zum Autor und zur Zeitschrift Cycle World, eine Danksagung sowie ein Quellenverzeichnis der Fotografien und Illustrationen das Gesamtwerk ab.


Fazit
Mark Lindemann fasst viel Motorradwissen in Form von 291 Tipps zusammen. Entscheidend ist die Intention, dieses Buch zu lesen: will man einen Überblick über die vielen, für Motorradfahrer mehr oder minder wichtigen Themen erhalten und zugleich gut unterhalten werden, ist man hier richtig. Für Vertiefungen, beispielsweise zur Fahrsicherheit, gibt es deutlich empfehlenswertere Literatur.


2 5 Sterne


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