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Kategorie: Thriller

»Theo hat versagt.« Erstaunt blickt Christina Höffgen auf. Wer um Himmels willen ist Theo? Sie liest weiter. »Du solltest Dich lieber beeilen. Die Adresse ist: Fordstraße 237. Ach übrigens: Ihr Name ist Jennifer.« Der rätselhafte Brief lässt Christina nicht mehr los. Gemeinsam mit ihrem Mann fährt sie zu der angegebenen Adresse, auch wenn sie nicht daran glaubt, dass sie dort tatsächlich etwas finden wird. Ein großer Irrtum. Denn es erwartet sie eine grausige Entdeckung.

 

Siebenschoen 

Autor: Judith Winter
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen: 1. Februar 2014
ISBN: 978-3423214896
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein Angestellter wird auf einem Hochsitz gerichtet, eine Psychologin in einer Gefriertruhe zersägt, während eine zweifache Mutter mit Rübenkrautsaft beträufelt, tot einer Scheune liegt. Morde, die überaus seltsam sind und an Orten verübt werden, die kaum jemand betritt. Doch als wäre das allein nicht schon genug, macht sich der Täter auch noch daran, Briefe mit Hinweisen zu verschicken. Dabei lässt er seinen Adressaten zu keiner Zeit eine Chance, die von ihm erwählten Opfer zu retten. Ein perfides Spiel, dessen Regeln schwer zu durchschauen sind und deshalb haben Emilia Capelli und Mai Zhou von der Zentralen Kriminaldirektion Frankfurt am Main alle Hände voll zu tun, um hinter das verworrene Muster zu kommen.

Judith Winter hat mit ihrem ersten Fall für die beiden Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou einen Einstieg gewählt, der mit einer überaus bizarren Mordserie einhergeht und auch an zwischenmenschlichen Problemen nicht spart. Ein gelungenes Arrangement, das trotz einiger Klischees den Leser von Beginn an in seinen Bann zieht. 


Stil und Sprache
Erzählt wird die rasante Jagd nach einem Psychopathen aus verschiedenen Perspektiven heraus, die abwechselnd zum Tragen kommen und das Geschehen unweigerlich vorantreiben. So lernt der Leser immer wieder neue Menschen kennen, wird mit weiteren Verbrechen konfrontiert und kann die stetig wechselnden Ermittlungsansätze hautnah verfolgen. Dabei lässt es sich die Autorin nicht nehmen, einen umfassenden Einblick in die Gedanken der zunächst konträr zueinander stehenden Kommissarinnen zu gewähren, die sich neben dem zu bearbeitenden Fall vor allem um die Verhaltensweisen der jeweils anderen drehen. Ein Zickenkrieg zweier hochintelligenter Frauen, der vor allem von der temperamentvollen Emilia Capelli ausgeht, die es nicht gewohnt ist, weiblichen Mitstreitern ihr Revier zu überlassen. Doch auch diese Klippe wird überbrückt, indem sie bald das Beste aus sich herausholen und durch die sich überschlagenden Ereignisse plötzlich voneinander abhängig sind. Kein Wunder. Schließlich wurde der verzwickte Fall so angelegt, dass erst spät Täter und Motiv durchschaut werden können, ehe die Ermittlungen in einem rasanten Finale ihren Abschluss finden. Ein rundum schlüssiger Plot, der mit einer gut zu lesenden, teilweise recht lockeren Schreibweise einhergeht und um knackige Dialoge und hintergründigen Gedanken ergänzt, spannend zu unterhalten versteht.


Figuren
Eine eigenwillige, sizilianischstämmige Kommissarin und eine scharfsinnige Halbasiatin, ein testosterongesteuerter Kollege und ein zweifelhafter Psychologe, ein heimtückischer Mörder und eine eiskalte Witwe. Die Liste der Figuren ist lang, die in "Siebenschön" zum Einsatz kommen und durch ihre Eigenheiten und Schwächen ausreichend Stoff für handlungsrelevante Konflikte bieten. Dabei sind es vor allem die beiden Kommissarinnen selbst, die sich trotz eines gemeinsamen Zieles nur schwer miteinander arrangieren können. Zu verschieden ist ihre Art, an Probleme heranzugehen, zu ungleich sind sie in ihrem Wesen. Und während die forsche Em mit einem soliden Selbstbewusstsein und knallhartem Durchsetzungsvermögen Schwierigkeiten kurzerhand aus dem Weg räumt, ist die zurückhaltende Zhou eher daran interessiert, gut durchdacht und planvoll zu agieren. Ein kontroverses Team, dem der Leser gern über die Schulter schaut, wenn es zähneknirschend die Ermittlungen führt.

Aber nicht nur die beiden toughen Polizistinnen werden nachvollziehbar dargestellt. Auch der zugeknöpfte Psychologe erscheint trotz seiner suspekten Rolle in dem verzwickten Geschehen glaubwürdig, schon allein, weil er die Informationen über die er verfügt, anfänglich für sich behält und später nur sehr zögerlich preisgibt. Und dann sind da noch diverse andere Ermittler, Opfer oder unfreiwillige Handlanger des Mörders, die zwar nur am Rande agieren, deren Beschreibungen und Handlungsweisen aber genauso einleuchtend wie die der Protagonisten sind.


Aufmachung des Buches
Das in angenehmen Blautönen gehaltene Taschenbuch ist mit einem Schmetterling versehen, der in einem Lichtkegel schwebt und herablaufende Bluttropfen unter sich birgt. Ein ungewöhnliches und zugleich anziehendes Bild, das dem verstörenden Inhalt des Thrillers gerecht wird und die Blicke des Lesers magisch auf sich zieht.

Unterteilt wurde das Buch neben dem Prolog und Epilog in fünf Abschnitte, die mit Zitaten chinesischer Philosophen oder einem chinesischen Sprichwort versehen sind und Datumsangaben enthalten. 


Fazit
"Siebenschön" ist ein ausgeklügelter und handlungsreicher Thriller, der die bizarren Morde eines Psychopathen geschickt in Szene setzt und dabei von dem Zusammenspiel zweier bemerkenswerter Ermittlerinnen lebt. Zwar bedienen diese einige gängige Klischees, wissen aber durch ihre Schlagfertigkeit, Intelligenz und Glaubwürdigkeit den Leser schon bald auf ihre Seite zu ziehen.


4 5 Sterne


Hinweise
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