Feuertaufe für Kommissar Wallner
Herbst 1992: Bei einer Feier auf einer Berghütte am Tegernsee geraten der frisch gebackene Kommissar Clemens Wallner und sein junger Kollege Leonhardt Kreuthner in ein Geiseldrama. Der Geiselnehmer kommt schließlich unter dramatischen Umständen zu Tode und gibt Kommissar Wallner mit seinen letzten Worten Rätsel auf: In der Gruft von Sankt Veit sollen die Gebeine einer vor vielen Jahren ermordeten Frau liegen. In einem edelsteinbesetzten Sarg. Ein toter Geiselnehmer und ein mysteriöses Skelett – der erste Fall für Kommissar Wallner, der ihn weit zurück in die Geschichte des Tegernseer Tals führen wird.
Autor: Andreas Föhr |
Die Grundidee der Handlung
Eigentlich ist dies nicht Fall 5 für das Ermittlerduo Wallner und Kreuthner, sondern deren erstes ermittlerisches Aufeinanderprallen zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Clemens Wallner, korrekt bis in die Haarspitzen, trifft auf Leonhardt Kreuthner, der nur durch einen Zufall nicht kriminell und stattdessen Polizist geworden ist und das Recht stets zu seinen Gunsten auslegt. Das allein reicht schon, aber der Fall, in den die beiden geraten, ist derart schräg und doch so tragisch, dass man als Leser oft nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Andreas Föhr gelingt wieder einmal der Spagat zwischen einer tragischen Geschichte von Liebe, Hass und Vergeltung und der oft unfreiwilligen Komik des Duos Wallner/Kreuthner bei der Aufklärung des Falles. Nie rutscht er ab ins Lächerliche, vielmehr bleibt der eigentliche Fall erschütternd bis zuletzt, während zwischen den Zeilen immer wieder staubtrockener Humor hervorblitzt.
Stil und Sprache
Bevor der Leser mit Kommissar Wallner zurückreist ins Jahr 1992, geht es noch weiter zurück, nämlich zum Mai 1945, in die Tage des Endes des Zweiten Weltkriegs. Ein kurzer Rückblick, dem aber im Verlauf der Handlung noch viele weitere folgen; immer mal wieder erzählt eines der kurzen Kapitel ein Stück der Geschichte von Frieda Jonas, der toten Frau im edelsteinbesetzten Sarg. Das zu erraten ist kein Problem, denn ihr Name steht auf dem Sarg, den Kreuthner und Wallner finden und im Anschluss versuchen, ihren Tod aufzuklären. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, nach 47 Jahren noch Zeugen zu befragen ist kaum möglich, Schauplätze sehen völlig anders aus als früher und insgesamt hat sich viel verändert. Trotzdem oder gerade deswegen ist es durchweg spannend, den beiden ungewöhnlichen Ermittlern zu folgen, neben allem Humor entwickelt sich der Fall rasant voran, es gibt überraschende Wendungen und man weiß als Leser nie mehr als die beiden Polizisten.
Andreas Föhr nutzt diesen Roman nebenbei auch, um die Hintergründe seiner beiden Protagonisten zu erklären, zeigt, dass Leonhardt Kreuthner schon früh das Talent hatte, sich in schier ausweglose Situationen zu bringen, aber sich auch immer irgendwie herauswinden konnte. Das beginnt schon mit der ursprünglichen Party auf der Berghütte, auf der Kreuthner eigentlich gar nicht sein dürfte … aber wie er dennoch dort hin kommt und eigentlich sogar das Geiseldrama auslöst, das am Beginn dieser Geschichte steht, das muss schon jeder selber lesen, mir glaubt das sowieso niemand.
Stilistisch gibt es keine großen Besonderheiten, allerdings ist aufgrund des Alters einiger Beteiligter der Dialekt-Anteil an den Dialogen höher als in den Vorbänden. Auch als Nordlicht lässt sich das aber gut lesen, also keine Bange!
Figuren
Sie sind schon sehr speziell, diese beiden … und offenbar waren sie das schon immer, wie man in diesem ersten Fall erfährt. Clemens Wallner, in Ermangelung von verfügbaren Elternteilen (auch das wird geklärt) bei seinen Großeltern aufgewachsen, gerät in seinen ersten richtigen Fall und muss sich auch noch der Avancen der zehn Jahre älteren, aber sehr attraktiven Staatsanwältin erwehren. Diese wiederum ist die Tochter von Wallners Chef, was sie aber nicht daran hindert, Kreuthners Alleingänge zu dulden, gelegentlich sogar zu unterstützen. Was wiederum Wallner auf die Palme bringt, dem Recht und Ordnung über alles gehen. So bewegen sich die drei ständig in einem Spannungsfeld von schrägen Dialogen und absurden Situationen, die ihren Höhepunkt in der unbeabsichtigten Sprengung eines – ach nein, das soll nicht verraten werden – finden.
Die Protagonisten wie auch alle anderen Beteiligten sind von Andreas Föhr mit viel Liebe zum Detail ausgedacht und entwickelt worden, da sitzt jede Haarsträhne und jede Geste. Aber nicht nur die „heutigen“ Darsteller, auch die Beteiligten des Kriegshandlungsstranges wirken ungeheuer lebendig in ihren Motiven und Handlungen. Einfach nur perfekt!
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist wie die Vorgängerbände in Klappbroschur aufgemacht, auf dem Cover ist vor dem Hintergrund einer Holzwand eine vierzackige Heugabel zu sehen. Diese verweist zwar nicht direkt auf die Handlung, stellt aber zumindest den Bezug zu einer der Figuren her. Innen gibt es 71 kurze Kapitel, die teilweise mit einem Datum überschreiben sind.
Fazit
Für mich bisher der beste Band der Reihe. Ein spannender Fall mit komplexem Hintergrund, kombiniert mit phantastischen Figuren und trockenem Humor, die perfekte Krimilektüre!
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Prinzessinnenmörder
Band 2: Schafkopf
Band 3: Karwoche
Band 4: Schwarze Piste