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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

81 kg (wie das?); verlorene Pfunde: 0; konsumierte Schoko-Protein-Riegel: 28; konsumierte Schoko-Protein-Puddings: 37; durch Proteinprodukte ersetzte Mahlzeiten: 0; durchschnittliche Kalorienmenge pro Tag: 4.798. War gerade beim ersten Wiegen. „Bridget“, sagte die Krankenschwester, „die Proteinpräparate sollen Ihr normales Essen ersetzen, nicht ergänzen.“ Schöne Pleite!
Bridget Jones ist wieder da! Und das Leben scheint es gut mit ihr zu meinen: Sie hat einen aufregenden Job, sie kümmert sich hingebungsvoll um ihre kleine Familie – und sie ist frisch verliebt. Leider gibt es ein paar Kleinigkeiten, die ihr Glück trüben. Ihr Job als Drehbuchautorin ist nicht nur aufregend, er bringt sie auch mit sehr seltsamen Menschen in Kontakt. Ihren Kindern fehlt der Vater. Und der Mann, an den Bridget ihr Herz verloren hat, ist über zwanzig Jahre jünger als sie …

 

Bridget Jones Verrueckt nach ihm 

Originaltitel: Bridget Jones- Mad about the boy
Autor: Helen Fielding
Übersetzer: Marcus Ingendaay
Verlag: Goldmann Verlag
Erschienen: April 2014
ISBN: 978-3-442-48013-5
Seitenzahl: 507 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bridget Jones – zum Dritten. Bridget Jones ist nun Mutter zweier kleiner Kinder, Witwe und Single. Das stößt erstmal böse auf, da sie in den beiden ersten Teilen ihren Traummann und mit ihm ein Happy End gefunden hatte. Sie sucht nun neues Liebesglück und meint dieses in einem 20 Jahre jüngeren Mann gefunden zu haben. Dass das nicht reibungslos laufen kann ohne wichtige Gemeinsamkeiten zu haben, merkt sie recht bald und versucht sich mit ihrer Arbeit als Drehbuchautorin abzulenken, während sie gleichzeitig versucht ihren Kindern, Freunden und sich selbst gerecht zu werden.

Die Idee an sich, mit dem Ausgangspunkt und der Prämisse, ist gut umgesetzt, da Helen Fielding interessant schreiben kann. Als alleinstehendes Buch, ohne die beiden Bücher als Vorgänger miteinzubeziehen, hat man hier eine Geschichte, die man sehr gerne liest, da sie gut unterhält und den Leser emotional miteinbezieht. Als Fan dieser Serie aber liest man dieses Buch mit sehr gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite versucht man die Bridget von früher zu finden, die Bridget, die man so liebgewonnen hatte. Auf der anderen Seite möchte man der "neuen" älteren Bridget eine Chance geben und keine vorgefertigte Meinung haben. Es ist unvermeidbar, dass man die drei Teile miteinander vergleicht und als Fan leider auch etwas enttäuscht ist, da sich der letzte stark von den ersten beiden Teilen unterscheidet.


Stil und Sprache
Wie die beiden ersten Bücher ist der Stil und die Sprache des Buches unterhaltsam und keine Sekunde öde. Der umgangssprachliche Stil macht die Geschichte lebendig und ist dem Rahmen, dem eines Tagebuchs, angemessen. Der Aufbau und die Struktur sind spannend und machen den Einstieg leicht. Bridget beginnt im Jetzt zu erzählen, springt dann in die Vergangenheit, um den Leser auf den neuesten Stand zu bringen und schließt dann den Kreis, um ihre Geschichte ab dem Ausgangspunkt zu Ende zu erzählen. Es gibt ein paar Momente im Buch, die dem Leser das Gefühl geben, dass der Teil speziell für ihn geschrieben wurde und somit ein bisschen aus dem Rahmen fallen. Zum Beispiel wird eine Zusammenfassung über den Verbleib einiger Figuren gegeben, die in den Büchern davor vertreten waren und plötzlich nicht mehr da sind. Bridget müsste das selbst doch wissen. Ein bisschen anstrengend ist es zudem, wenn die sonst so gute Sprache teilweise in Fäkalausdrücke abdriftet und dieses über Seiten hingezogen wird. Teilweise wären weniger Listen besser gewesen (da man dazu tendiert diese zu überspringen), aber spannend bleibt es grundsätzlich immer, da der Leser natürlich hofft, dass Bridget nach dem Tode ihres Mannes wieder Glück und Zufriedenheit findet. Man leidet mit ihr, wenn sie in Erinnerungen schwelgt und freut sich, wenn sie etwas Wichtiges geschafft hat. Als Leser ist man emotional miteinbezogen und "lebt" mit ihr mit. Mehrere Wendepunkte in der Geschichte halten es unterhaltsam und man möchte wissen, ob sie es schlussendlich schafft, wieder Ordnung in ihr Chaos zu bringen.

Teilweise melancholisch und weniger unbeschwert ist die Geschichte geworden, ein bisschen dunkler durch die schmerzliche Abwesenheit, die Bridget, und auch der Leser, fühlt. Dieses macht das Buch aber wiederum realistischer als die beiden davor, was nicht unbedingt eine schlechte Wendung darstellt in der Reihe: es ist ernster und in dieser Hinsicht somit tiefgründiger geworden.


Figuren
Bridget ist nach wie vor eine gut gezeichnete Figur, mit ihren Ecken und Kanten, was sie auch so liebenswert macht. Manchmal aber steht ihr Verhalten im Gegensatz zu ihrem Alter. Sie verhält sich zum Beispiel im Beisein ihres "Toyboys" sehr kindisch und man fragt sich manchmal ernsthaft, ob die zwei sich nicht doch verdient haben. Jedoch ist sie trotz mancher Abweichungen oft immer noch die alte Bridget, eventuell manchmal zu sehr. Sie ist schließlich nicht mehr dreißig, sondern hätte als Charakter in der Hinsicht ein bisschen reifen sollen. Helen Fielding versucht jedoch ihrer Figur Tiefe und Reife in einer anderen Richtung  zu verleihen: Sie lässt Bridget trauern, was, wie zuvor erwähnt, die ganze Stimmung ein bisschen düsterer macht, den Leser aber auch emotional mehr miteinbezieht. Durch diese verschiedenen Facetten ist Bridget eine greifbare Figur und für den Leser als Charakter sehr gut nachvollziehbar.

Wieder mit dabei sind auch ihre Mutter, Una, Jude und Tom. Erstaunlicherweise auch Daniel Cleaver. Der Charakter des Daniel erscheint manchmal ein bisschen überflüssig, da er sich als Figur nicht wesentlich verändert hat oder erwachsener geworden ist. Die Mutter, die bisher eine prominente Rolle spielen durfte und auch Tante Una bleiben in diesem Buch blass und hinterlassen gar keinen Eindruck.
Wer ist Talitha? Niemals zuvor erwähnt, aber anscheinend eine Freundin aus Zeiten des ersten Buches ist Talitha, die neue "Shazzer", beste Freundin und Beraterin. Zusätzlich zu Jude und Tom, die alle mittlerweile zu Nebenfiguren geworden sind, jedoch im Gegensatz zur Bridgets Mutter, Charaktere mit eigenen Motivationen, sowie Ecken und Kanten sind. Jude, Tom und Talitha sind somit glaubwürdig und als Charaktere ausgearbeitet, was sie als Figuren greifbar macht.

Bridgets Kinder Billy und Mabel, die auch, gegebenermaßen, oft in der Geschichte auftauchen, sind wie Kinder beschrieben, obwohl Billy manchmal ein bisschen zu erwachsen scheint für sein Grundschulalter. Abgesehen davon, dass er immer als Abbild seines Vaters beschrieben wird, bleiben die Kinder als Figuren ein bisschen unausgereift und verbleiben (auch wenn oft erwähnt) etwas zu blass.
Mr Wallaker, der Sportlehrer von Billy, wird ab dem Zeitpunkt, als er das Liebesinteresse von Bridget weckt, als Figur dreidimensionaler, was normal ist, wenn er in einem Tagebuch beschrieben wird. Anfangs noch eher unsympathisch - er stößt mit teilweise respektlosen Kommentaren vor den Kopf - wird er bald mit wohlwollenderen Augen beschrieben. Er versucht also in die Fußstapfen Mark Darcys zu treten, was er nicht ganz so liebevoll und geduldig macht wie einst Mark. Da aber Bridget auch anders ist, ergänzen sie sich gut. Sobald man ihn näher kennenlernt als Charakter, versteht man ihn und er liefert eine glaubwürdige Motivation, die den Leser hoffen lässt, er werde von Bridget erhört.


Aufmachung des Buches
Das Cover des 507-Seiten starken Taschebuches ist sehr schön und wirklich ansprechend aufwändig gestaltet worden. Die Taschenbuchausgabe ist grundsätzlich weiß, während der Titel des Buches in unterschiedlich rotfarbig-akzentzuierten Buchstaben gehalten wird. Der Name der Autorin wurde in schwarzer und der Untertitel des Buches in roter Schreibschrift abgebildet, was subtil auf den Inhalt als Tagebuch hinweist. Man sieht eine mit dem Rücken zum Leser abgebildete Frau im Seidennachthemd auf einem Barhocker sitzen, unter dem Hocker liegen Pumps und Kinderspielzeug. Toll ist, dass man das Cover aufklappen kann und im Innenteil eine Abbildung des Tagebuchs mit einer Aufzählung findet, was sie in Zukunft machen möchte und was lassen. Für Bridget typisch.
Die einzelnen Abschnitte der 6 Kapitel sind wieder in Datum und Uhrzeiten unterteilt. Im Buch selbst befinden sich zudem Diagramme (z.B. Seite 79), Auflistungen an Vorsätzen und Verboten von Bridget an sich selbst.


Fazit
Bitter und schmerzlich ist, dass Shazzer fehlt und besonders, dass Mark Darcy, Bridgets Vater und Onkel Geoffrey nicht mehr leben. Dadurch büßt das Buch einiges an Leichtigkeit ein, die bisher immer vorhanden war. Fans von Bridget Jones sollten sich vorher überlegen, ob sie sie nicht anders in Erinnerung behalten wollen; Für andere, die entweder Bridget nicht kannten oder in der Lage sind, nicht allzu sehr zu vergleichen, ist es ist zu empfehlen, da es trotz allem immer noch sehr charmant, interessant und spannend geschrieben ist.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schokolade zum Frühstück
Band 2: Am Rande des Wahnsinns