Der Mann mit dem schlohweißen Haar wird Bruno Brazil genannt und ist Agent des US-amerikanischen Geheimdienstes. Seine ersten Fälle löst er noch auf sich alleine gestellt, ganz so wie sein Kollege James Bond. Aber das internationale Geheimdienstpflaster wird unübersichtlicher und brutaler, und Bruno Brazil versichert sich der Hilfe eines kompetenten Teams von Abenteurern. „Kommando Kaiman“ genannt und mit Gaucho Moralés, Whip Rafale, Texas Bronco, Billy Brazil, „Big Boy“ Lafayette und später als Verstärkung Tony Nomade perfekt besetzt.
Zwischen 1967 und Ende der 1970er-Jahre von Szenarist Greg - unter dem Pseudonym Louis Albert - und seinem Zeichner William Vance spektakulär in Szene gesetzt, präsentierten sich die rasanten Abenteuer in einer außergewöhnlich realistischen Qualität und neuartiger Dynamik. In drei Gesamtausgaben werden diese Geschichten zum ersten Mal vollständig nachgedruckt und bieten die Möglichkeit, einen der ganz großen Klassiker des europäischen Abenteuercomics neu zu entdecken.
Originaltitel: Intégrale Bruno Brazil 2 |
Die Grundidee der Handlung
Der zweite Band der „Bruno Brazil Gesamtausgabe“ enthält folgende vier Abenteuer des Agenten mit dem schlohweißen Haar und seinem „Kommando Kaiman“ genannten Team:
Die Nacht der Schakale
Gaucho Moralés hat Urlaub, den er nutzt um endlich wieder einmal seine Eltern in Sacramento zu besuchen. Als er im strömenden Regen mit offenem Verdeck in die Stadt fährt, wird er von Sean Quinncannon angehalten, einem alten Schulkameraden, der mittlerweile bei der örtlichen Polizei beschäftigt ist. Als er weiterfährt, verabschiedet sich Quinncannon mit dem Ratschlag, er solle sich in nichts einmischen. Gaucho wird nachdenklich … und als sich kurz darauf auch sein Vater sehr merkwürdig und geheimnisvoll verhält, erhärtet sich sein Verdacht: Irgendetwas in Sacramento stinkt ganz gewaltig … und Gaucho wird sich ganz sicher nicht aus diesen Dingen heraus halten.
Höllentanz in Sacramento
Saratello, der Schutzgelderpresser ist tot, doch die Mafia in Sacramento ist noch lange nicht besiegt. Bruno Brazil hat einen gewieften Plan, wie sie dem organisierten Verbrechen in Sacramento ein endgültiges Ende bereiten können. Doch dieser Plan ist ausgesprochen gefährlich und erweist sich mehr als einmal als Spiel mit dem Feuer.
Akashitos Vermächtnis
Gina Loudeac, eine französische Touristin, wird in Bangkok Zeugin einer Schießerei, bei der ein Mann mit Namen Walter Aldorf erschossen wird. Gina steht dem sterbenden in seinen letzten Minuten vor seinem Tod bei. Er übergibt ihr ein Feuerzeug, mit der Bitte, sie möchte es Bruno Brazil übergeben und ihm eine Nachricht übermitteln. Wie der Zufall es will, handelt es sich bei dem kleinen Jungen mit Namen Mai, der die hübsche Gina als Fremdenführer durch die Stadt begleitet, um einen alten Bekannten von Bruno Brazil und das Beste ist, Mai hat sogar dessen Telefonnummer. Als Gina kurz darauf telefonischen Kontakt mit Brazil aufzunehmen versucht, erfährt sie, das er gerade ebenfalls in Bangkok ist … Was zunächst wie ein weiterer unglaublicher Zufall erscheint, erweist sich schnell als das Gegenteil, denn Bruno Brazil war der gleichen Sache auf der Spur wie sein Kollege Aldorf: Einer Waffe mit globalem Zerstörungspotential …
Bewährung für das Kommando Kaiman
Nach dem Tod von „Big Boy“ Lafayette, hat sich das Kommando Kaiman eine kleine Auszeit genommen. Bruno Brazil hat Gina geheiratet, und das Vertrauen der Regierung in das Kommando Kaiman hat ein wenig gelitten. So wird entschieden, das sich Brazils kleine Sondereinsatztruppe zunächst mit einem etwas kleineren Auftrag neu bewähren muss. Ausserdem gilt es herauszufinden, wie sich Tony Nomade, der Ersatz für „Big Boy“, in das Team einfügen kann. Also macht sich das Kommando Kaiman auf den Weg in die Aleuten, denn dort soll eine Bande von Menschenschmugglern ihr Unwesen treiben.
Auch der zweite Band der Bruno Brazil Gesamtausgabe ist wieder eine echte Perle geworden. Eine Doppelfolge und weitere zwei spannende Geschichten rund um das Kommando Kaiman bieten beste Unterhaltung. Der erneut sehr umfangreiche redaktionelle Teil liefert Hintergrundinformationen und rundet den Comic zu einem epochalen Gesamtwerk ab.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
William Vance ist bekannt für seinen außergewöhnlich realistischen und glaubwürdigen Darstellungen. Mit viel Liebe zum Detail und einem sehr großen Augenmerk um das tatsächliche Aussehen, bringt er Fahrzeuge und Schiffe zu Papier. Dabei standen ihm insbesondere bei den Automobilen stets die neuesten und aufsehenerregendsten Modelle Pate. So fährt beispielsweise Gaucho Moralés in „Die Nacht der Schakale“ einen Porsche Targa 911 und in „Höllentanz in Sacramento“ ist er mit einem Ford Mustang 302 Boss unterwegs. Die Darstellungen dieser Fahrzeuge sind sehr eng an das Original angelehnt. Vance bediente sich der Originalprospekte und versuchte zusätzlich, Risszeichnungen der Fahrzeuge von den jeweiligen Herstellern zu bekommen. Nach einer umfangreichen Recherche wählte er gezielt die Fahrzeuge aus, mit denen seine Charaktere unterwegs sein sollen.
Besonderes Augenmerk legte er auch auf die Darstellung von Geschwindigkeit. Er machte sich sehr viele Gedanken darüber, wie das Fahrzeug in Bewegung aussehen musste. Seine Überlegungen setzte er visuell in horizontale Streifen in Höhe der Reifen um, oder lies in anderen Szenen eine Stichflamme aus den Auspuffrohren kommen. Ein Effekt, der selbst heute noch - sogar in Kinofilmen - gerne Verwendung findet. Die Lichtreflexe von Chromteilen galten gar als sein Markenzeichen.
Auch bei der Darstellung verschiedener real existierender Landschaften und Städte studierte Vance zunächst Bücher und Reisezeitschriften und bemühte sich um ein große Authentizität. Das englischsprachige „National Geographic“ zählte hier zu seinen bevorzugten Quellen.
Was die Darstellung seiner Figuren betrifft, machte er sich auch dort offensichtlich viele Gedanken. Die verschiedensten Körperhaltungen, insbesondere in Kämpfen, wirken nur selten hölzern oder statisch. Sie wirken ungeheuer real und mit großer Wahrscheinlickeit gingen auch hier umfangreiche Studien der endgültigen Zeichnung voraus.
Bei der Gestaltung orientierte er sich an Phillipe Druillet, der damals revolutionäre Seitenlayouts vorlegte. Vance begann Panels von unterschiedlicher Größe auf einer Seite zu positionieren, was für deutlich mehr Dynamik und Action sorgte, da man durch die unterschiedliche Größe der Zeichnungen das Auge des Betrachter gezielter lenken konnte. Bestimmte Szenen konnten dadurch forciert werden und eher nebensächliche Elemente drängte man optisch in den Hintergrund. Auch die starre Umrandung der Panels begann er in einzelnen Szenen einfach weg zu lassen, was die Bilder optische regelrecht explodieren lässt, insbesondere wenn die restlichen Darstellungen auf der selben Seite in ihrem starren Rahmen verbleiben.
Aufmachung des Comics
Der Comicband ist zwischen zwei absolut solide wirkenden Buchdeckeln untergebracht, die tadellos verarbeitet sind. Erneut wir ein todmattes, hochweisses Papier verwendet, was eine sehr gute Farbwiedergabe aufweist und einen randscharfen Druck gewährleistet. Die verwendete Druckfarbe ist wiederum glänzend, was an der Oberfläche immer wieder zu unerwünschten Reflexen auf der Oberfläche führt. Der Oberflächenglanz ist aber nicht allzu sehr ausgeprägt, wodurch dieses Manko noch verschmerzbar ist. Fast 30 Bonusseiten runden den hervorragenden Gesamteindruck ab und liefern erneut reichlich Hintergrundinformationen.
Fazit
Ein Meilenstein des franko-belgischen Comics. Uneingeschränkt empfehlenswert.
Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de
Backlist:
Band 1: Bruno Brazil Gesamtausgabe