Rein äußerlich verstehen sich die Schwestern Heike und Nele blendend. Seit Jahren schreiben sie zusammen unter dem Pseudonym „Sanne Gold“ Frauenromane und sind darüber hinaus auch noch beste Freundinnen. Doch der Schein trügt: In Wahrheit können sich die Schwestern nicht ausstehen und meiden den Kontakt. Bis eine Katastrophe sie aus dem Alltag wirft und nichts mehr ist, wie es vorher war …
Autor: Anne Hertz |
Die Grundidee der Handlung
Eine landesweite Live-Sendung bringt es ans Licht: Die „Sanne Gold“-Schwestern Nele und Heike sind bei weitem nicht so, wie das öffentliche Marketing ihre Fans glauben lässt. Die beiden Autorinnen schreiben ihre Romane nicht mehr selbst, sie sind schon lange kein Herz und Seelen Gespann mehr und nun hat Nele auch noch eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Das alles fliegt den beiden um die Ohren und Nele erkennt, dass sie vieles ändern muss, wenn sie einen Weg zurück in die Familie und ein glückliches Leben finden will …
Der neue Roman des Autoren-Duos Anne Hertz, hinter dem die Schwestern Wiebke Lorenz und Frauke Scheunemann stecken, überzeugt durch eine abwechslungsreiche Geschichte, die eine gelungene Mischung aus Dramatik, Liebe, Humor und chaotischen Katastrophen ist. Dass der Roman an vielen Stellen derart nah an den beiden Autorinnen selbst orientiert zu sein scheint, trägt durchaus auch zur Faszination bei.
Stil und Sprache
Nele ist im gesamten Roman die Ich-Erzählerin und führt den Leser souverän durch ihre Geschichte. Unterbrochen wird dies nur durch vereinzelte Tagebucheinträge der beiden Schwestern, die einige Rückblicke auf die Kindheit der beiden gewähren. Besonders am Anfang bilden die Tagebucheinträge einen starken Kontrast zur jetzigen Stimmung zwischen den Schwestern, bieten aber auch erste Anhaltspunkte auf die Probleme der heutigen Zeit.
Die Handlung setzt spannend und sehr komisch ein, denn nach einem rasanten Aufstehen ist man direkt in der schicksalshaften Live-Sendung, die das ganze Konstrukt „Sanne Gold“ zum Einsturz bringt. Dass die Handlung danach in ein deutlich ernsteres Thema umschlägt, ahnt man da noch nicht, aber auch das dauert nicht lange. Für den restlichen Roman nach diesem kurzen Einstieg gelingt den Autorinnen dann eine bewundernswert gute Mischung zwischen dramatischen Emotionen und witzigen, Slapstick-ähnlichen Szenen. Nele sorgt mit ihrer chaotischen Art für so manche Katastrophe und diese bilden den perfekten Gegenpart zu den ernsten Themen des Romans, sodass der Leser zu keiner Zeit runter gezogen wird, sondern immer auch einen positiven Anreiz nachgeliefert bekommt. Die vielen Rätsel sorgen dabei für abwechslungsreiche Spannung bis zum Schluss. Nur das Ende kann in diesem Mix leider nicht ganz überzeugen, denn es ging mir viel zu schnell. All die mühsam aufgebauten und ans Licht gebrachten Probleme lösen sich plötzlich in wenigen Seiten und einem Vorausblick in die nähere Zukunft. Schade, da hätte man dem Roman ruhig noch ein paar Seiten mehr gönnen können.
Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist absolut großartig. Mit jeder Menge Ironie und einigem Wortwitz bringen sie den Leser fast durchgängig zum Schmunzeln, zwischendurch sogar zum lauten Lachen. Gleichzeitig gelingen aber auch die ernsten Szenen sehr gut und gleiten zu keiner Zeit ins Kitschige ab.
Figuren
Nele ist als Ich-Erzählerin auch die klare Hauptfigur des Buches. Mit ihrer chaotisch-witzigen Art zieht sie den Leser sofort auf ihre Seite und trotzdem sie sich manchmal ziemlich egoistisch verhält, kann man ihr das alles nicht wirklich böse nehmen. Die Wandlung, die sie im Laufe des Romans durchmacht, ist logisch begründet und wirkt authentisch. Mit viel Vergnügen folgt man ihr gerne auf dem Weg zu mehr Verantwortung und löst mit ihr gemeinsam die Rätsel und Geheimnisse. Ihre ausgesprochen impulsive Art – und vor allem auch ihr sympathischer Weg, ihre Erlebnisse zu beschreiben – überzeugt auf ganzer Linie.
Auch wenn man viel über Heike erfährt, nimmt sie nur einen sehr kleinen Anteil an der aktiven Handlung ein. Da ihr Charakter für alle Hintergründe von Bedeutung ist, wurde sie trotzdem sehr gründlich und dreidimensional ausgearbeitet. Das Verhalten, was anfangs merkwürdig erscheint, wird im Laufe der Geschichte logisch erklärt und lässt das Bild einer sehr bewundernswerten Frau zurück, die man an der ein oder anderen Stelle gerne einfach mal in den Arm nehmen würde, genau wie ihre Schwester auch.
Die übrigen Charaktere überzeugen ihren Rollen entsprechend. Die wichtigeren unter ihnen erhalten funktionierende Hintergrundgeschichten und besonders die Kinder und Männer in Neles und Heikes Leben sind noch für die eine oder andere Überraschung gut.
Aufmachung des Buches
„Die Sache mit meiner Schwester“ erschien als gebundenes Buch mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Das Cover ziert neben dem Titel und dem Autorennamen in einer weißen Wolke eine Zeichnung von den zwei Schwestern des Buches, umgeben von Blumen und Schmetterlingen. Die Farbgestaltung liegt voll im Farbtrend des Frühlings und das gesamte Cover ist sehr schön anzusehen. Im Buchinneren sind neben den Kapitelanfängen kleine Zeichnungen abgedruckt und die Briefe von Nele und Heike wurden durch Kursivstellung hervorgehoben.
Fazit
Anne Hertz ist mit „Die Sache mit meiner Schwester“ ein durch und durch unterhaltsamer und überzeugender Roman gelungen, der nicht nur für ihre bestehenden Fans Pflichtlektüre ist, sondern auch viele neue Fans dazu holen dürfte. Sehr empfehlenswert!
Hinweise
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