FLIEH, WENN DU KANNST ...
Jocelyn Callaghan ist nur knapp einem Mordversuch der Mafia entkommen und wähnt sich im Zeugenschutzprogramm in Sicherheit. Als erneut ein Anschlag auf ihr Leben verübt wird, weiß Jocelyn, dass sie verraten wurde. Wem kann sie jetzt noch trauen? Verzweifelt bittet sie Detective Jay Hunter um Hilfe. Schon bald stellt sich heraus, dass hinter den Mordanschlägen weit mehr steckt, als bislang angenommen.
Autor: Michelle Raven |
Die Grundidee der Handlung
Eigentlich wollte Jocelyn gerade Feierabend machen, als sie in einem Lift nur knapp einem Mordanschlag entgeht. Zwar kann der Täter festgenommen werden, doch weitere Anschläge vor und nach dem Prozess zwingen Jocelyn, im Zeugenschutzprogramm unterzutauchen. Monate später wird sie von einem Auftragskiller aufgespürt und bittet nach wochenlanger Flucht den Detective Jay Hunter um Hilfe. Doch die Verfolger sind immer nur einen Schritt hinter ihnen und eine gnadenlose Jagd nimmt ihren Anfang ...
Äußerst spannend und rasant ist dieser 4. Band der Serie und das Augenmerk ist auf den Thrillerteil ausgerichtet. Wieso die Verfolger oft nur einen Schritt zurück liegen und ständig Anschläge verübt werden, ist nicht immer ganz klar. Aber das verzeiht man der Autorin gerne bei so einer überzeugenden Hetzjagd.
Stil und Sprache
Wie gewohnt beginnt die Geschichte mit einem Prolog, der kurz die Geschehnisse beim ersten Anschlag in einem Lift aufzeigt. Danach beginnt das erste Kapitel drei Monate später mit dem beruflichen Alltag von Jay bei der Polizei von San Francisco. Wie gewohnt wird die Geschichte in dritter Person Präsens aus Sicht der beiden Protagonisten erzählt. Dabei werden Gedanken, Erinnerungen und Träume nur sehr wenig in die Handlung mit eingebaut. Auch vermisst habe ich die bisher immer bildhaften Beschreibungen der Schauplätze. Zwar hat San Francisco keine weite Landschaft wie in den National Parks, ist jedoch trotzdem eine außergewöhnliche und schöne Stadt. Davon ist im Roman nicht wirklich viel zu spüren, er könnte auch in einer anderen, namenlosen Stadt angesiedelt sein. Vermutlich ist die rasante Handlung dafür verantwortlich, denn den Protagonisten bleibt kaum Zeit, sich von einer Katastrophe bis zur nächsten zu erholen.
Die Spannung und Neugier ist fast von Beginn weg da und bleibt über den ganzen Handlungsverlauf wie ein roter Faden bestehen. Zahlreiche Spitzen sind eingebaut, ein Anschlag folgt auf den nächsten, Verletzungen und Müdigkeit plagen die beiden. Die Protagonisten sind ständig auf der Flucht und weil die Urheber nicht bekannt sind, können sie niemandem trauen. Die Auflösung des Thrillerteils ist verblüffend und überraschend. Leider unbeantwortet bleibt, wieso die Verfolger jeweils so schnell den neuen Aufenthaltsort der Flüchtenden aufgespürt haben. Da hätte ich gerne den einen oder anderen Hinweis gehabt.
Wie immer bei Michelle Raven ist die Liebesgeschichte mitten im Chaos perfekt und mit viel Gefühl ausgearbeitet, die Anziehung gut zu spüren und die Erotik offen und mit Niveau beschrieben. Auch die restlichen Emotionen sind differenziert vorhanden und überzeugen.
Figuren
Wieder hat mir der männliche Part, Jay Hunter, besser gefallen als Jocelyn. Jay ist zu Beginn ein richtiger Sonnyboy, der die Frauen verwöhnt und genießt. Als Polizist ist er nicht so abgebrüht und abgestumpft wie manch andere. Zudem war ich schon im Vorfeld extrem neugierig auf seine Figur, weil er in den anderen Bänden jeweils zwar erwähnt, aber nicht näher beschrieben wurde und bisher auch keinen Gastauftritt hatte. Jay ist sehr authentisch, zeigt viel Mitgefühl, tappt in einige Fettnäpfchen und handelt entschlossen, wenn es brenzlig wird. Seine Berufung, Menschen zu schützen und Verbrecher zu jagen, ist überzeugend dargestellt und in vielen Situationen gut spürbar, ohne übertrieben zu wirken.
Jocelyns Figur als Person im Zeugenschutzprogramm ist ebenfalls sehr gut gelungen, die Reaktionen und Auswirkungen auf den Alltag sind glaubhaft und differenziert ausgearbeitet. Zahlreiche Details, wie die Angst vor Fahrstühlen oder der Baseballschläger in Griffnähe, geben ein gutes Gesamtbild, wie das Leben nach einem schrecklichen Mord sich verändert, deren Zeugin sie geworden ist. Nicht ganz abgenommen habe ich ihr, dass sie im früheren Leben in der Ausbildung zur Ärztin war. Weder ein „Helfersyndrom" noch die Reaktionen auf Verletzungen von Jay hätten mich das vermuten lassen, teilweise fehlten sogar entsprechende Hilfestellungen, die ich erwartet hätte.
Da die beiden lange Zeit auf sich alleine gestellt auf der Flucht sind, wirken die Nebenfiguren mitunter etwas blass. Jay versucht seit langem, dem Mafiaboss Antonio Leone das Handwerk zu legen und vermutet, dass er hinter den Morden und der Verfolgung von Jocelyn steckt. Von ihm bekommt der Leser einen guten Eindruck. Der Auftragskiller, der über weite Strecken den beiden auf den Fersen ist, bleibt jedoch eine Figur mit offenen Fragen. So ist nicht bekannt, woher er seine Informationen bezieht und wie er die beiden jeweils so schnell finden konnte.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in einer rotbraunen, eher dunklen Farbe gehalten. Das Cover wird geprägt von einem Männergesicht, das den Betrachter direkt anblickt. Daneben wie gewohnt der schwarze Umriss einer Frau und im unteren Bereich eine Landschaft mit Brücken und einem Fluss, deren Details nicht klar zu erkennen sind. Die Klappeninnenseiten sind heller und zeigen das konkrete Landschaftsbild. Die Rückseite ist noch dunkler, außer der Inhaltsangabe ist nicht viel zu erkennen.
Fazit
Eine nicht endenwollende Verfolgungsjagd lässt weder den Protagonisten noch dem Leser Zeit zum Verschnaufen. Nicht immer ganz bis ins letzte Detail nachvollziehbar, aber das macht die spannende Handlung und die überzeugende Liebesgeschichte wieder wett.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Vertraute Gefahr
Band 2: Riskante Nähe
Band 3: Gefährliche Vergangenheit