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„Ich schaue aus dem Fenster und staune, als hätte ich noch nie Sonne und Wolken gesehen.“
Wie weiterleben, wenn man von einem Moment auf den anderen aus der Lebensbahn geworfen wird, wenn der Tod plötzlich nahe rückt? Christoph Schlingensiefs bewegendes Protokoll einer Selbstbefragung ist ein Geschenk an uns alle, an Kranke wie Gesunde, denen allzu oft die Worte fehlen, wenn Krankheit und Tod in das Leben einbrechen. Eine Kur der Worte gegen das Verstummen – und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an diese Welt.

  Autor: Christoph Schlingensief
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-462-04111-8
Seitenzahl: 254 Seiten 


Stil und Sprache
Christoph Schlingensief, Regisseur, Aktionskünstler und Nichtraucher, wird im Januar 2008 mit der Diagnose Lungenkrebs konfrontiert. In „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ verarbeitet der Autor seine Ängste und Erfahrungen im Umgang mit seiner Erkrankung. Wenige Tage nach der Diagnose beginnt er seine Gedanken in sein Diktiergerät zu sprechen. Er erzählt vor allem von seinen Ängsten und versucht, sich selbst auf die Spur zu kommen. Besonders wichtig ist ihm beispielsweise die Auseinandersetzung mit seinem Vater, der ein Jahr vorher verstorben war. Christoph Schlingensief wirkt in seinen Aufzeichnungen unheimlich verletzlich und vermag den Leser zutiefst zu berühren. Doch nicht nur Angst und Trauer prägen die Aufzeichnungen – auch Wut und vor allem der unbändige Wille zu Leben. Oft greift er auch ganz alltägliche Geschehnisse auf, die ihn z.B. zum Lachen brachten. Ich denke da beispielsweise an die verwirrte Patientin, die ihm vor die Tür machte und die herbeigeeilte Putzfrau, die das treffend kommentiert: „Ach du Scheiße, Kacke!“ Schlingensief kann sich wenige Tage nach der Operation kaum halten vor Lachen... Es ist also nicht nur ein trauriges Buch, sondern ein Buch, das auf alle Fälle oft auch Mut macht und zeigt, wie wundervoll ganz triviale Dinge, die uns im Alltag widerfahren, sein können.
Besonders beeindruckend fand ich auch, dass Schlingensief nicht nur sein eigenes Schicksal in den Mittelpunkt stellt, sondern häufig auch auf Missstände in der Gesellschaft verweist. Der Umgang mit Kranken ist so nicht akzeptabel. Für einen besseren Umgang mit Kranken möchte er sich auch aktiv einsetzen.

Das Buch ging mir sehr nahe. Nicht nur aufgrund der Geschichte, sondern auch wegen des Tons, den Schlingensief anschlägt. „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ ist ein sehr persönliches Buch. Sprache und Stil wirken so berührend, weil sie völlig unverblümt und authentisch sind. Die Aufzeichnungen beruhen ja auch auf den Aufnahmen, die der Autor auf Band gesprochen hat. Es ist oft auch ein Buch der leisen Töne, was man von einem Künstler wie Schlingensief vielleicht nicht unbedingt erwartet hat.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist ein Ausschnitt einer Portrait-Aufnahme von Schlingensief abgebildet. Mich hat das Cover angesprochen, weil es eher zurückhaltend gestaltet ist und der Autor einem offen entgegenblickt.


Fazit
Mich haben die Aufzeichnungen Schlingensiefs aus dem Jahr 2008 zutiefst berührt. Die Auseinandersetzung mit der Krankheit, mit seinen Ängsten und die Liebe zu seiner Verlobten Aino und seiner Arbeit werden hier in einer Offenheit geschildert, die mich sehr beeindruckt hat.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Kiepenheuer & Witsch-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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