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Kategorie: Romane

Clay Jannon ist eigentlich Webdesigner, doch die Rezession hat ihn seinen Job gekostet, und so führt in eine Stellenanzeige in die Buchhandlung von Mr. Penumbra. Clay merkt bald, dass dies keine gewöhnliche Buchhandlung ist und hier irgendetwas nicht stimmt. Zusammen mit zwei Freunden macht er sich daran, das Geheimnis um Mr. Penumbra und seine Bücher zu lüften.

 

Die sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra 

Originaltitel: Mr. Penumbra's 24-Hour Bookstore
Autor: Robin Sloan
Übersetzerin: Ruth Keen
Verlag: Blessing
Erschienen: 03.03.2014
ISBN: 978-3-89667-480-7
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Clay Jannon braucht dringend einen Job, doch das ist zur Zeit der Rezession alles andere als leicht und so kommt es, dass er – der seinen Lebensunterhalt bisher mit der Programmierung einer Homepage und dem Entwerfen eines preisgekrönten Logos eines Bagel-Geschäfts verdient hat – in einer Buchhandlung eine neue Aufgabe findet. Das Besondere an Mr. Penumbras Buchhandlung ist nicht nur, dass die Regale mehrere Stockwerke hoch sind und das Geschäft rund um die Uhr geöffnet hat, sondern dass sie kaum aktuelle Bücher führt und noch weniger Kunden den Laden betreten. Und diejenigen, die in der Nachtschicht hereinkommen, sind überaus kurios ...

Diese Geschichte muss man selbst lesen, denn Robin Sloan hat seine Welt der Bücher vielschichtig und mit zahlreichen seltsamen Details und überraschenden Wendungen angelegt. Wie es auf Seite 168 so treffend heißt: "[...] es geht um Bibliotheken und Novizen und Leute, die gebunden, und Bücher, die verbrannt werden [...]."


Stil und Sprache
Die Hauptfigur Clay Jannon nimmt den Leser mit in diese sonderbare, einzigartige Geschichte, wobei der Erzählstil dermaßen persönlich und lebendig ist, als würde er dem Leser die Geschichte unmittelbar erzählen und nicht über den "Umweg" der Buchseiten. Gerade in Bezug auf die Beschreibungen der weiteren Figuren ist der Stil enorm bildreich und detailliert. Jedes Wort ist sorgfältig gesetzt, die Sprache meist leicht verständlich, manchmal aber auch ein wenig anspruchsvoller. Scheinbar mit Leichtigkeit gelingt es dem Autor Robin Sloan, eine atmosphärische Dichte zu schaffen, den Leser gleichzeitig aber auch zum Lachen zu bringen: "Endlich ist es drei viertel sechs. Hauchdünne Ranken der Morgendämmerung schleichen sich von Osten her an. Menschen in New York fangen leise an zu twittern." (Seite 103). Und so ist es unter anderem dem Stil zu verdanken, dass der Leser Clay gerne begleitet, ohne lange Zeit zu wissen, wohin die Reise überhaupt geht.

Immer wieder gibt es kleine Spannungsspitzen, und spätestens zum Ende hin möchte – nein, muss! – man unbedingt wissen, wie das Ganze aufgelöst wird. Bis dahin hätte es stellenweise ruhig ein wenig temporeicher zugehen können, andererseits passt das teilweise gemächliche Tempo gut zur Geschichte. Dabei ist es besonders reizvoll zu beobachten, wie noch so kleine Puzzlestücke nach und nach an ihren Platz rücken, und zunächst unwichtig erscheinende Details plötzlich von großer Wichtigkeit sind.


Figuren
Es gibt zahlreiche Figuren in dieser Geschichte, einige wenige davon stechen besonders hervor. Allen voran natürlich die Hauptfigur Clay Jannon. Als ehemaliger Webdesigner ist es für ihn eine ganz neue Erfahrung, in einem Buchladen zu arbeiten. Noch dazu in einem dermaßen ungewöhnlichen. Doch angestachelt durch seinen Freund und Mitbewohner Mat beginnt er, das Geheimnis des kauzigen Mr. Penumbra zu ergründen. Dabei steht ihm seine neue Freundin Kat zur Seite, die durch ihre Arbeit bei Google enorme Möglichkeiten zur Verfügung hat, ohne die Clay nie so weit gekommen wäre. Sie ist eine niedliche Person, aber auch zielstrebig und motiviert. Mat ist hingegen völlig durchgeknallt und sympathisch – und damit das genaue Gegenteil von Corvina (zu dem ich an dieser Stelle nicht mehr schreiben möchte), der einem direkt suspekt ist. Doch mit der Zeit beginnt man sich zu fragen, ob er wirklich auf der falschen Seite steht – und ob es überhaupt eine richtige Seite gibt. Mit Sicherheit sagen lässt sich an dieser Stelle, dass die Figuren authentisch und mit dem nötigen Maß an Details ausgearbeitet wurden. Den Rest muss der geneigte Leser selbst herausfinden ...


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem ansprechenden und zum Inhalt passend gestalteten Buchumschlag versehen, der allerdings den Eindruck einer eher "älteren" Geschichte vermittelt, obwohl es im Innern überaus modern zugeht. Ein orangefarbenes Lesebändchen rundet die qualitativ hochwertige Ausgabe ab.


Fazit
Eine ungewöhnliche, eine besondere Geschichte, auf die man sich allerdings auch einlassen muss, denn sie ist anders, als man zunächst erwartet. Der Stil Robin Sloans ist grandios und es allein schon Wert, dass man sich in Penumbras Buchhandlung begibt.


4 Sterne


Hinweise
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