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Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.

 

Das Rosie Projekt 

Originaltitel: The Rosie Project
Autor: Graeme C. Simsion
Übersetzer: Annette Hahn
Verlag: FISCHER Krüger
Erschienen: 20.12.2013
ISBN: 978-3810519511
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Don Tillmann arbeitet als Professor der Genetik an einer australischen Universität und ist eine Koryphäe auf dem Gebiet, da er sich als Autist in unfassbarer Zeit Regeln merken und Lösungswege entwickeln kann. Mit seinen 39 Jahren hat er schon eine Menge erreicht, doch eine liebende Ehefrau fehlt ihm noch für das perfekte Glück, sodass er sich entschließt ein Projekt zu konstruieren, um die ideale Lebenspartnerin zu finden. Das Ergebnis ist ein 16 Seiten langer Fragebogen, der alle Damen aussortieren soll, die Vegetarier, Raucher, schlechte Rechner etc. sind oder kurzum die von Dons Norm abweichen. Als einige Tage später die Doktorandin Rosie mit leuchtend rot gefärbten Haaren in seinem Büro steht und eine spontane Essenseinladung annimmt, offenbart sie ihm ein ganz eigenes Projekt. Sein Date sucht ihren leiblichen Vater und Don soll ihr dabei helfen.

Die Idee des Romans ist so einfach wie genial, doch genau darin liegt wahrscheinlich das Erfolgsrezept des Autors. Graeme C. Simsion schafft es die zarte Freundschaft einer waschechten Traumfrau mit einem nerdigen Sonderling zu einer wundervollen Liebeskomödie zu verpacken, die zu keinem Zeitpunkt kitschig anmutet und trotzdem rührend emotional und an anderer Stelle urkomisch ist.


Stil und Sprache
Der Australier legt in jeden Satz eine ungeheure Ausdruckskraft, die das nüchterne Wesen von Don wunderbar getroffen hat und die fiktive Person sehr real werden ließ. In manchen Szenen konnte ich mir die Reaktion von ihm und seinen Gesprächspartnern sehr bildlich vorstellen, da es durchaus glaubhafte Situationen waren, die hier mit dem speziellem Humor der nüchternen Ernsthaftigkeit eines Asperger-Patienten vorgetragen wurden. Als Professor ist seine Wortwahl natürlich eher gewählt, was bei jedem anderen Protagonistin unsympathisch und gestelzt wirken würde, doch hier nur als weiteres Puzzle-Stück von dem runden Charakter des Romans zeugt.

Ein großes Lob verdient der Autor für seine Fähigkeit die Leser zum Lachen zu bringen – ich musste mehrmals laut kichern und unzählige Male schmunzeln – ohne dabei ein einziges Mal unter die Gürtellinie zu zielen oder den Professor ins Lächerliche zu ziehen. Viel zu schnell verfliegen die Seiten, da Dons Tatendrang regelrecht ansteckend ist und sich ein Sog aufbaut, der in dieser ausgeprägten Form nur selten zu finden ist. „Das Rosie-Projekt“ ist ein Buch, welches definitiv auch beim zweiten oder dritten Schmökern noch Spaß macht.

Als Wendepunkt der Geschichte fungiert eine Reise in den Big Apple, welche Rosie und Don aus ihrem Alltagstrott herausreißt und ereignisreiche Tage zusammen verbringen lässt, die unserem Egozentriker später als die schönsten in seinem Erwachsenenleben in Erinnerung bleiben werden, genau wie uns stillen Mitreisenden.


Figuren
Don Tillmann ist ein Mann der Kategorie „Nicht lang quatschen, sondern machen“. Er ist sehr praktisch veranlagt und rückt jedem Problem mit seinem straffen Organisationstalent, welches durch minutiös geplante Listen abgerundet wird, zu Leibe. Als Leser erwischt man sich häufig dabei, mit Charakteren, die in irgendeiner Form erkrankt sind, Mitgefühl oder Scham aufzubauen, aber Don schafft es mit seiner liebenswürdigen Art gar keine Traurigkeit aufkommen zu lassen. In der Schule hatte er sich als Klassenclown etabliert und genießt auch heute noch den standesgemäßen Auftritt in Frack und mit Zylinder – den Beifall kostet er voll aus und verbeugt sich nach allen Seiten. Don weiß über seine etwas groben Umgangsformen, da ihm als Mann mit Asperger-Syndrom das gewisse Quäntchen Taktgefühl fehlt. Mit aller Macht versucht er sich aber zu einem – in der öffentlichen Meinung – besseren Menschen zu machen und reflektiert sein Handeln sehr genau, z.B. bei einem Treffen mit Rosies Stiefvater „Immerhin wusste ich jetzt, dass er wusste, wer ich war. Wusste er, dass ich wusste, dass er wusste, wer ich war?“(S.311)

Rosie dagegen möchte gar keinen Vorzeige-Freund, der sich stets von seiner besten Seite zeigt. Sie ist selbst eher unkonventionell und finanziert sich ihr Psychologie-Studium mit Kellnern in einer Bar der Superlative. Die Studentin ist sehr aufgeschlossen, geduldig und gleichzeitig stur wie ein Esel, sodass Don ganz schön auf den Rat seiner besten und einzigen Freunde Claudia und Gene angewiesen ist. Mit ihrer offenen Ehe leben sie dem Genetiker zwar nicht die optimale Beziehung vor, aber ein unerfahrenes Herz weiß die unterschwelligen Signale alleine nur schwer zu deuten und braucht dringend Schützenhilfe von Gene, dem Casanova, der schlussendlich sogar noch von Don etwas lernen kann.

Alle Nebencharaktere, die Don auf seinem Weg trifft, sind herrlich gezeichnet und begegnen dem Autisten immer mit Respekt, was einen großen Teil des Lesespaßes ausmacht. Ich hätte Don noch ewig auf seinem Weg begleiten können und es fiel mir – mit einem lachenden und einem weinenden Auge - schwer mit der letzten Seite Abschied von ihm zu nehmen.


Aufmachung des Buches
Die gebundene Ausgabe ist mit seinem knalligen Schutzumschlag in Pink natürlich ein Hingucker. Darunter wirkt der schwarze Buchdeckel schon beinahe etwas unscheinbar, aber durch seine sehr gut Verarbeitung ist das kein Manko. In der Danksagung finden wir dann eine ziemlich klare Andeutung auf eine wahrscheinliche Umsetzung des Plots als Kinofilm, den viele nach der Lektüre bestimmt herbeisehnen.


Fazit
Der Hype um Simsions Debüt ist absolut gerechtfertigt! „Das Rosie Projekt“ sollte sich keine Leseratte entgehen lassen, denn in Don und seine unbekümmerte Art muss man sich einfach verlieben. Kaufen, lesen und genießen.


5 Sterne


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