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Kategorie: Thriller

Ein Mörder aus der Vergangenheit. Das Mädchen, das ihm entkam. Eine Jagd, die längst vorbei ist. Und doch erst beginnt ...

Chicago zur Zeit der Großen Depression. Harper Curtis lebt auf der Straße. Er ist kaltblütig, hochgefährlich, von Wahnvorstellungen getrieben. Seit er die strahlend schöne Tänzerin Jeanette sah, träumt er von seinen "Shining Girls". Er will nur eines: ihr Licht für immer auslöschen. Eines Tages fällt ihm der Schlüssel zu einem alten Haus in die Hände - ein Portal. Von nun an reist Harper durch die Zeit, um zu töten. Niemand kann ihn stoppen, keiner vermag die Spuren zu deuten, die er am Tatort hinterlässt. Dinge, die noch nicht oder nicht mehr existieren. Doch dann überlebt eines von Harpers Opfern. Der jungen Kirby gelingt es, die unmöglichen Puzzleteile zusammenzusetzen. Und sie beginnt, den Killer durch die Zeit zu jagen.

 

Shining Girls 

Originaltitel: The Shining Girls
Autor: Lauren Beukes
Übersetzer: Karolina Fell
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: 02/2014
ISBN: 978-3499267000
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext fasst das Wesentliche dieses als Thriller titulierten Romans schon ganz gut zusammen, so dass ich mir weitere Ausführungen an dieser Stelle sparen kann.

Eine interessante Idee, so ein zeitreisender Serienkiller, dachte ich mir, als ich von diesem Buch hörte. Mal sehen, wie das umgesetzt werden kann. Tja, leider nicht so sehr gelungen, denn weder erfährt man genau, wie Harpers Zeitreiseportal funktioniert, noch wird es auch nur andeutungsweise beschrieben. Es ist einfach da. Und er weiß sofort damit umzugehen, kann nach Belieben zwischen 1929 und 1993 hin und her reisen, ohne Spuren zu hinterlassen, ohne auch nur Misstrauen zu erregen. Nein, so ganz durchdacht ist das alles nicht und daher vermochte mich die an sich gute Idee letztendlich nicht zu überzeugen.


Stil und Sprache
Nochmal: Die Idee an sich ist klasse, man muss sie nur gut an den Leser bringen und genau das ist Lauren Beukes leider nicht gelungen. Sie beginnt mit einer Szene im Sommer 1974, als der zeitreisende Harper auf sein späteres Opfer Kirby trifft. Er schenkt ihr ein Plastikpony und hofft, dass sie es bei ihrer nächsten Begegnung viele Jahre später bei sich haben wird. Das nächste Kapitel wird dann aus Kirbys Sicht erzählt und spielt am Tag nach Harper. Und so wechseln sich die Erzähler in kurzen Abschnitten immer wieder ab, Harper springt scheinbar wahllos in der Zeit umher und bringt ohne erkennbares Motiv junge Frauen (und noch eine ganze Menge anderer Menschen) um. Da ist zum einen keine Logik erkennbar, zum anderen entwickelt sich auch kein kontinuierlicher Handlungsfaden und damit auch keine Spannung. Bis Kirby ernsthaft ahnt, womit sie es zu tun hat (Wie soll man da auch drauf kommen?), sind drei Viertel des immerhin 400 Seiten starken Werkes vorbei, ohne dass außer brutalen Morden viel passiert ist. Diese Morde haben dann in ihrer Schilderung schon fast einen voyeuristischen Touch und werden derart plakativ und brutal dargestellt, dass selbst mir als regelmäßiger Leserin von Thrillern das irgendwann zu viel wurde.

Leider reißt auch Lauren Beukes‘ Schreibstil nichts heraus, der ist ganz ordentlich, aber eben nichts Besonderes. Ab und an gibt es ein paar interessante Bilder, aber auch die ein oder andere Holprigkeit. Und wenn man dann endlich die letzten Seiten des Buches erreicht hat, stellt man fest, dass die Autorin auch keine bahnbrechende Idee entwickelt hat, aus der Zeitreise-Nummer wieder elegant herauszukommen.


Figuren
Leider setzt sich auch bei den Figuren fort, was schon bei der Umsetzung der Idee für dieses Buch seinen Anfang nahm: Harper ist eine dermaßen unglaubwürdige Hauptfigur, dass man sich nicht ansatzweise vorstellen kann, was ihn zu seinen Taten treibt. Ein echtes Motiv wird nicht sichtbar und auch insgesamt bleibt er flach wie ein Abziehbild. Zu Anfang ist er ein kleiner Gauner, der zwar wenig Skrupel kennt, aber auch ein Bild seiner Gesellschaft, seiner Zeit darstellt. Was ihn zum kaltblütigen, fast rasenden Killer macht? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. So einen Menschen kann man weder verstehen, noch seine Motive erkennen.

Besser ausgeführt ist da schon Kirby, die als überlebendes Opfer des Killers natürlich ein Trauma zu überwinden hat, sich in selbstgewählte Einsamkeit und Distanziertheit flüchtet und ihren Ängsten mit Sarkasmus die Stirn zu bieten versucht. Ihren Wunsch nach Aufklärung kann man nachvollziehen und in manchen Momenten wirkt sie fast sympathisch.

Eine Besonderheit ergibt sich noch bei den unterschiedlichen Frauen, die von Harper als „Shining Girl“ auserkoren sind. Sie alle werden sehr passend in ihrer Zeit dargestellt, es gibt eine kleine Geschichte drum herum, allerdings ist ihr jeweiliger Auftritt doch sehr vorhersehbar – oder zumindest dessen Ende. Immer dann nämlich, wenn eine neue, starke Frauenfigur eingeführt wird, kann man sich als Leser sicher sein, dass sie das Ende ihres Kapitels nicht erleben wird. Spannung geht anders …


Aufmachung des Buches
Das großformatige Buch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf schwarzem Grund am unteren Bildrand eine scheinbar von innen heraus leuchtende Tänzerin. Der Schriftzug „Shining“ ist in großen goldglänzenden Lettern ausgeführt und scheint Glitzer zu versprühen. Innen sind die vielen kurzen Kapitel nicht nummeriert, dafür aber mit dem Namen der jeweils hauptsächlich agierenden Person und dem Datum überschrieben.


Fazit
Eine an sich gute Idee, die leider nicht halb so spannend umgesetzt wurde, wie man es erwarten würde. Blasse Figuren, wirre Handlungsstränge und ein unbefriedigendes Finale sorgen eher für Langeweile als für Lesevergnügen.


2 Sterne


Hinweise
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