Endlich sind Vald und seine Gefährten in der kaiserlichen Hauptstadt Zenedura angekommen und dem Hexenmeister Astadole ganz nahe. Doch in der Stadt geht nicht alles mit rechten Dingen zu: Mysteriöse Steine verleihen ihren Bewohnern Zauberkräfte, und in der Nacht werden Vald und Havi Zeugen einer Versammlung fast schon unmenschlich wirkender Gestalten. Zu allem Übel landet Vald auch noch in einer Raum-Zeit-Spalte! Wird Havi ihn von dort befreien können …?
Originaltitel: Crimson Spell |
Die Grundidee der Handlung
Diesmal gibt die Verlagsinhaltsangabe schon das Wesentliche von Band 5 preis, weshalb ich kein weiteres Wort mehr darüber verliere, um der Spannung beim Lesen nicht vorzugreifen.
Nachdem im Vorband die Beziehung zwischen Vald und Havi im Mittelpunkt stand, verdichtet Ayano Yamane nun zunehmend den Fantasy-Plot und lässt es für Prinz Vald und seine Gefährten in der geheimnisvollen Hauptstadt Zeneduras mit viel Action Schlag auf Schlag gehen, so dass man kaum zu Atem kommt. Ehrlich gesagt, sieht das für mich schon nach langsamem Einläuten eines sich nahenden Serienfinals aus, zumal der mächtige Magier Astadole, der einst Valds Schwert mit einem Fluch belegte, jetzt offen auf den Plan tritt und nur darauf wartet, die Herausforderung für einen letzten, klärenden Kampf anzunehmen.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Crimson Spell wird als Fantasy gehandelt, ich selbst empfinde den Plot jedoch eher als klassisches Märchen mit guten und bösen Zauberern, Drachen und anderen Fabelwesen, einem unerschrocken kämpfenden, doch verfluchten Prinzen samt treuen Weggefährten. Und von klassischen Märchenillustrationen hat sich Japans Star-Mangaka auch für die gesamte Ausstattung ihres Manga leiten lassen.
Die Magier Halvir (kurz Havi) auf der Seite der Guten und Astadole als Antagonist tragen dementsprechend lange, fließende Gewänder und wallende Umhänge. Der Rest ist in enggeschnittene, Figur betonte Sachen gekleidet. Alle Kleidungsstücke hat die Zeichnerin mit liebevollen Details versehen wie Stickereien, Bordüren, Gürteln, Schmuck usw. Bekannt ist Ayano Yamane auch dafür, ihre Männer wirklich männlich und gut proportioniert zu zeichnen, mit sichtbaren Muskeln, die diese an ihren entblößten Oberkörpern oft genug zur Schau stellen, ohne dass sie gleich bullige Muskelprotze wären. Zum wohlbekannten Figurenkreis gesellen sich neue Personen aus Zeneduras dazu, trotzdem hat der Leser aufgrund ihres individuellen Äußeren keine Probleme sie alle auseinanderzuhalten. Erstaunlich finde ich auch, wie verdammt gut bei Ayano Yamane selbst die Bösewichte aussehen.
Die kaiserliche Hauptstadt Zeneduras, wohin es Vald, Havi und die anderen in diesem Band auf der Suche nach Astadole verschlägt, macht einen abweisenden, ja schon furchteinflößenden Eindruck. Es gilt hohe Brücken und Türme, tiefe Schluchten, schroffes Gestein, dicke Mauern und mächtige Tore zu überwinden, mal abgesehen davon, dass ihnen auch noch allerlei finsterer Zauber das Leben erschwert. Das alles wird in den Hintergründen schön vermittelt, ohne die Dynamik der Kampf- und Actionszenen zu beeinträchtigen, die durch typische Bewegungslinien unterstützt werden.
Dieser Band bestätigt erneut, dass die Zeichnerin explizite, erotische Szenen zwischen Havi und Vald zugunsten der Handlung immer stärker verdrängt. Vielleicht ist die neue Gewichtung den verschärften Pornografie-Gesetzen in Japan geschuldet, doch solange Plot und Charakterisierung stimmig und spannend bleiben, sollte uns das eigentlich nicht weiter stören. Eine Liebesszene wird uns zumindest gegönnt, in der Havi sogar zum allerersten Mal, soweit ich mich erinnere, sämtliche Hüllen fallen lässt, so dass uns seine wohlgeformte Rückseite in voller Pracht entgegen strahlt. Auch wenn im Vergleich zu den ersten Bänden der Yaoi-Gehalt extrem zurückgegangen ist, so hat die Altersempfehlung ab 18+ allein wegen eines Panels immer noch ihre Berechtigung.
Der Manga lässt sich wie gehabt flüssig lesen, da die einzelnen Panels durch weiße Stege getrennt sind und das Schriftbild in einer für die Augen äußerst angenehmen Größe daher kommt. Nachdem im Vorgängerband die japanischen Geräuschbezeichnungen ausnahmsweise mal unübersetzt blieben, stehen nun wieder in gewohnter Weise die deutschen Übersetzungen neben den japanischen Zeichen.
Aufmachung des Manga
Band 5 bietet den Fans außer der üblichen Ausstattung (hochglänzende Buchdeckel und eine matt kolorierte Illustrationsseite) als hübsche Extra-Beigabe noch eine Postkarte mit dem Covermotiv zum Verschicken oder Behalten. Die Titelillustration lässt das Boys Love/Fantasy-Genre auf den ersten Blick erkennen, auch wenn mir persönlich Motiv und Farbwahl diesmal nicht so zusagen, wie in früheren Bänden.
Bei den ungewöhnlich langen Wartezeiten von mehr als 2 Jahren zwischen den einzelnen Erscheinungsterminen erweist sich die ausführliche Zusammenfassung des bisher Geschehenen sowie die Charaktervorstellung aller wichtiger Figuren mehr als nützlich, will man die Vorbände nicht nochmal komplett lesen. Ein nicht zu verachtender Aspekt dürfte dies auch für Neu- und Quereinsteiger darstellen, zumal die alten Bände wegen hoher Nachfrage und zu kleinen (Nach-)Auflagen eh die meiste Zeit vergriffen sind und infolge dessen mit völlig überteuerten Preisen gehandelt werden.
Fazit
Steuert Band 5 mit dem sich verdichtenden Fantasy-Plot und der rasanten Action auf ein baldiges Serienfinale zu? So oder so, Ayano Yamanes Kultmanga sollte kein Boys Love-Fan verpassen, dessen Herz für Fantasy, Märchen und Bishounen (schöne junge Männer) schlägt. Sogar Quereinsteiger können einen Versuch wagen, denn der ausführliche Inhaltsrückblick mit Personenübersicht hilft, sich schnell zurechtzufinden.
Hinweise
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