Drucken
Kategorie: Krimis

Raue Landschaft, dunkle Geheimnisse

Whalsay: ein kleines, beschauliches Eiland, Teil der Shetlandinseln. Nur 1030 Einwohner, die sich vom Fischfang ernähren. Jeder kennt jeden, jeder weiß über alles Bescheid. Die perfekte Idylle. Bis eines Tages die alte Mima tot aufgefunden wird. Angeblich war es ein Jagdunfall. Doch Detective Jimmy Perez ist sich da nicht so sicher. Kurze Zeit zuvor war bei den Ausgrabungen auf Mimas Land ein Skelett gefunden worden. Mima war beim Anblick der Knochen erbleicht, hatte jedoch kein Wort gesagt. Als wenige Tage später die Leiterin der Ausgrabungen tot aufgefunden wird, weiß Perez, dass irgendetwas auf der kleinen Insel nicht stimmt. Welches Geheimnis verbirgt die Gemeinde der Hoch-seefischer im hohen Norden?

 

  Autor: Ann Cleeves
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-805-20876-5
Seitenzahl: 429 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Es ist Frühling auf Whalsay, einer der Shetlandinseln. Hattie, eine junge Archäologin, hofft auf der Insel ein altes Kaufmannsgehöft auszugraben. Bei einer Übungsgrabung findet eine einheimische Freiwillige auch tatsächlich Knochenfragmente. Kurz darauf wird die Gutsbesitzerin Mima erschossen aufgefunden. Und auch Hattie stirbt wenig später, augenscheinlich hat sie Selbstmord begangen. Detective Jimmy Perez, dessen Assistent Sandy Wilson zufällig auf seiner Heimatinsel Whalsay ist, glaubt nicht an einen Zufall und ermittelt. Dabei muss Sandy in seiner eigenen Familie herumschnüffeln und nach und nach kommt ans Licht, dass die Motive für den Mörder in weiter Vergangenheit zu suchen sind.


Stil und Sprache
Wie schon in den ersten beiden Bänden der auf vier Teile angelegten Reihe um Jimmy Perez hat Ann Cleeves sich eine der für uns Mitteleuropäer eher fremden Shetlandinseln für ihre Handlung ausgesucht. Die ganz spezielle Atmosphäre der abgelegenen Inseln und ihrer rauen Landschaft macht den besonderen Reiz der Geschichte aus. Man taucht direkt ein in die inseltypische Langsamkeit des Lebens dort und findet sich schnell zurecht unter den etwas merkwürdigen, aber nicht unsympathischen Bewohnern von Whalsay.

Erzählt wird zum großen Teil aus Sicht des Detectives, es kommt aber auch sein Assistent Sandy zu Wort. Eine große Rolle spielen jeweils auch die Gedanken der beiden, so dass man als Leser immer teilhaben kann an Ideen und Zweifeln der Ermittler.

Ganz gemächlich entwickelt sich der Mordfall, der zunächst gar keiner ist, dennoch wird es nicht langweilig, ganz im Gegenteil, man möchte immer schneller wissen, wie es weitergeht. Ann Cleeves versteht es dabei, immer wieder geschickt falsche Fährten zu legen und den Leser damit in die Irre zu führen. Da glaubt man nach zwei Dritteln des Buches, längst zu wissen, wie die Lösung ist und wird doch am Ende noch völlig überrascht.


Figuren
Jimmy Perez ist trotz seines Namens geborener Shetländer, allerdings mit spanischen Vorfahren. Er ist ein eher stiller, in sich gekehrter Typ, der gerade aufgrund seiner inneren Ruhe sehr gut mit Menschen umgehen kann. Unglaublich neugierig und interessiert an seinen Mitmenschen, muss er sich immer zurückhalten, im Rahmen seiner Ermittlungen nicht einfach die Fragen zu stellen, die ihn persönlich interessieren, sondern sich auf die wichtigen Punkte zu konzentrieren. Das macht ihn sehr authentisch, man bekommt als Leser einen tiefen Einblick auch in sein Privatleben, welches allerdings in dieser Geschichte nur am Rande stattfindet.

Größeren Raum bekommt in diesem Band erstmals der junge Polizist Sandy Wilson, der bisher immer eher ein bisschen tölpelhaft und naiv durch die Ermittlungen stolperte und nur eine bisweilen komische Randfigur war. Er ist von den Ereignissen auf Whalsay persönlich betroffen und entwickelt sich im Laufe der Ermittlungen deutlich weiter. Sein innerer Konflikt, seine Selbstzweifel, aber auch sein steigendes Selbstbewusstsein werden sehr glaubwürdig dargestellt. Wenn Sandy allein in die Großstadt London reisen muss (Flugzeug, U-Bahn, Hotelfrühstück!), so kann man seine Qualen als Leser gut nachvollziehen und am Ende des Buches ist er einem richtig ans Herz gewachsen.

Es gibt auf Whalsay sehr komplizierte Familienstrukturen, die auch für die Handlung wichtig sind, aber trotz der vielen Personen habe ich erstaunlicherweise nie den Überblick verloren. Das liegt zum einen an den anschaulichen Personenbeschreibungen, zum anderen entwickeln auch die nur am Rande vorkommenden Figuren alle Charakter, so dass man sofort ein Bild vor Augen hat.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein gebundenes Buch, das Cover ist dunkel gehalten und zeigt am oberen Rand ein typisch shetländisches Haus vor hellem Himmel. Am unteren Rand ist ein schwarzes Messer zu sehen. Das Cover gibt die Stimmung des Buches sehr gut wieder und passt zum Inhalt.


Fazit
Ein vielschichtiger Krimi vor toller Kulisse, es gibt wirklich nichts zu meckern! Besonders wer ungewöhnliche Schauplätze mag, wird sicher nicht enttäuscht werden von diesem wunderbaren Buch.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Die Nacht der Raben
Band 2: Der längste Tag