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Diese Leidenschaft war weder eine des Verstandes noch des Fleisches, sondern vielmehr eine Kraft, die beides umschloss.

Die Geschichte eines, so scheint es, genügsamen Lebens, in dem sich dennoch alles spiegelt: Leidenschaft, Freundschaft, Ehe, Familie, Krieg, Liebe.

 

Stoner 

Originaltitel:  Stoner
Autor: John Williams
Übersetzer: Bernhard Robben
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen: September 2013
ISBN: 978-3423280150
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine fesselnde Geschichte über ein fast ganz normales Leben. Schon in den ersten Sätzen des wiederentdeckten, grandiosen Romans fasst John Williams (1922 bis 1994) die gesamte Geschichte zusammen, lässt dem Leser keine Hoffnung auf Abweichungen oder gar auf Spannungen. Trotz dieses desillusionierenden Überblicks zeichnet dieser Roman ein ungleich berührendes Leben seines etwas einfältigen Helden.

Als Stoner auf Wunsch seiner Eltern nach Columbia an die Universität geht und Agrarwissenschaften studiert, ahnten weder sie noch er, dass der arme Bauernsohn seine große Liebe zur Literatur entdeckt.

Fortan gilt seine Liebe ausschließlich dem schöngeistigen Schrifttum und nicht mehr der Analyse zur Beschaffenheit eines Ackerbodens. Die Literatur wird zu seiner Lebensaufgabe, und nach der Promotion bleibt er bis zu seinem Tod an seiner Universität und unterrichtet englische Literatur.

Seine Heirat mündet in einem Eheelend, und nur ein einziges Mal leuchtet ein heller Stern in Stoners Lebensfirmament: als er sich in eine Doktorandin verliebt und ein flüchtiges Glück einer wahrhaftigen Liebe erfährt.


Stil und Sprache
John Williams hat in seinem stillen Roman einen einzigartigen Klang hineingezaubert. Auf jeder Seite ertönt im sanften Rhythmus die Geschichte Stoners, die 1910 beginnt, als Stoner mit seinem Studium anfängt und mit seinem Tod 1956 endet. Dazwischen liegt die Lebensgeschichte eines Mannes, der die Literatur dem ersten Weltkrieg vorzieht und der aus Büchern seine Lebenskraft schöpft. Dieser Roman ist ein Fest für die Literatur und gegen die normativen Regeln des Lebens, die sich als Fassaden in einer durch Konflikte zweischneidigen Welt entlarven.

Die Ehe mit seiner Frau Edith ist desaströs. Edith ist eine kaltherzige Frau, die Stoner hasst und die gemeinsame Tochter gegen den Vater aufbringt. In all diesem Elend extrahiert Stoner die Essenz eines geistigen Lebens. Die Sprache des Erzählers übt eine enorme psychische und emotionale Wirkung auf den Leser aus, zieht ihn derart in den Bann, dass es oft schmerzhaft ist, weiterzulesen.
Der ruhige Ton wiegt uns in Sicherheit und bringt uns zugleich den Fluss jenes Lebens näher, dass vor dem Hintergrund des zwanzigsten Jahrhunderts ein Panorama der Moderne zeichnet und deren Glaubwürdigkeit jenseits der großen historischen Wendungen zu suchen ist.

Sowohl die eindringliche Sprache, als auch die eigene Reflexion in dem schnurgerade verlaufenden Leben Stoners entfachen eine ungeahnte Kraft durch eine stilistische Präzision. Ein Kammerspiel, in dem sich in den eindringlich-gefühlvollen Momenten der Erzähler zurückhält und es dem Leser überlässt, in diese Kulisse eigene Betrachtungen zu projizieren.


Figuren
Stoner lernt auf einer Party die junge, hübsche Edith kennen, der er kurzerhand einen Heiratsantrag macht. Wie sich gleich nach der Hochzeit herausstellt, war das die größte Fehlleistung in seinem Leben. Edith entpuppt sich als eine zutiefst unversöhnte und glücksunfähige Frau. Zunächst verweigert sie sich ihrem Mann, dann, als sie beschließt, Mutter zu werden, schläft sie voller Abscheu solange mit ihm, bis sie unzweifelhaft schwanger ist.

Nach der Geburt der Tochter zieht sich Edith zurück, überlässt die Tochter dem Vater, der sich liebevoll und voller Zärtlichkeit um seine kleine Grace kümmert. Erst als Grace größer wird und Edith entdeckt, dass Grace ihren Vater über alles liebt, intrigiert sie. Tochter und Vater entfremden sich und Grace entwickelt sich zu einer gefühlskalten und willensstarken Frau.

Stoners Gleichmut und Gelassenheit schweben über den gesamten Roman und zeigen sich auch bei dem neuen Kollegen Lomax, der erst Freund und dann Feind ist. Der Grund bleibt dem Leser verschlossen, ebenso Edith seltsames Verhalten Stoner gegenüber wird nicht erläutert. Hier kann der Leser nur spekulieren und die Andeutungen lassen einen Missbrauch der Eltern an ihrer Tochter vermuten.

Stoner ist ein Mann ohne Besonderheiten, aber mit vielen Eigenschaften und Idealvorstellungen, der Gut und Böse sorgfältig trennt.


Fazit

Manchmal muss ein Buch seine Zeit überdauern, um anzukommen. Stoners Leben hinterlässt mehr als nur Spuren eines gelebten Lebens, es sind wiedererkennbare Zeichen einer Vergangenheit, die in der Gegenwart noch lesbar sind.


5 Sterne


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