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Punpuns Leben steht Kopf: Er steckt zwischen Männlichkeit und Pubertät. Als sei das nicht schon Herausforderung genug, helfen ihm die Gewaltausbrüche seines Vaters und seine labile Mutter auch nicht weiter. Punpun merkt schnell, dass er sich allein um sein Seelenheil kümmern muss. Seine Unbedarftheit und der Wunsch nach weisem Verständnis lassen Punpun groteske Situationen durchleben.

Ein verstörender und aufwühlender Blick in die Welt eines träumenden Vogels.

 

Gute Nacht Punpun 04  Originaltitel: OYASUMI PUNPUN vol. 4
Autor: Inio Asano
Übersetzer: Sakura Ilgert
Illustration: Inio Asano
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Dezember 2013
ISBN: 978-3-8420-0690-4
Seitenzahl: 224 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (Verlagsempfehlung)


Die Grundidee der Handlung
Mit Hilfe von Midor Okuma gelingt es Yuichi Onodera erstmals seit vielen Jahren, seine traumatische Vergangenheit aufzuarbeiten. Kurz davor, einen großen Fehler zu begehen, rettet sie ihn aus völliger Verzweiflung. Doch kann sie ihn auch auf Dauer retten?
Aiko bestimmt weiterhin Punpuns Denken, und bei einem Badminton-Turnier geht es für ihn nun darum, ob er sie endgültig verliert.

Der vierte Band widmet sich besonders stark dem Leben und den düsteren Gedanken von Punpuns Onkel Yuichi. Doch auch Punpun wird wieder viel Beachtung geschenkt – sein Streben nach Glück bleibt verzweifelt, weiß er doch auch weiterhin nichts mit seinem Leben anzufangen. Einmal mehr ist die Story tiefgründig, aber ebenso von depressiver Melancholie bestimmt, von Verzweiflung und Ausweglosigkeit.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Nach einer knapp gehaltenen Charakterübersicht und einer ebenso kurzen Zusammenfassung des zuletzt Geschehenen steigt der Manga, der sich nach japanischer Art von rechts nach links liest und monochrom gedruckt wurde, nahtlos an der Stelle ein, an der Band 3 endete – bei Yuichis Vergangenheit. Der Rückblick, bei dem die Bilder mit schwarzen Umrandungen versehen wurden, ist ungemein leidenschaftlich, aber ebenso tragisch wie traumatisch, und Inio Asano verpackt diese beiden Aspekte ausgezeichnet in seinen Zeichnungen.

Die Illustrationen der verschiedenen Gebäude und Straßenzüge, der parkenden Autos vor den Häusern, aber auch das Innere bilden mit ihrer bestechenden Klarheit den detaillierten Stil, den man von Asano kennt und schätzen gelernt hat, ab. Erneut erscheinen einige seiner Arbeiten – so das große Bild auf der Doppelseite 78 / 79 – derart authentisch und real, als habe er Fotografien als Vorlage eingesetzt. In dieser Welt wirkt die Familie der Onodera wieder einmal überaus skurril in ihrer grob schraffierten Form.
Um Punpuns Gefühlswelt auszudrücken und den Sturm, der in seinem inneren tobt, zu visualisieren, bedient sich Asano abstrakten Bildern voller Muster und widerstreitenden Linien, in denen aber auch die Gottfigur – an die Punpun offensichtlich glaubt – und Laute eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Diese wechseln sich nicht selten mit tiefschwarzen Flächen ab, in denen mit weißer Schrift Punpuns Gedanken und Gefühle niedergeschrieben stehen, und kompensieren, dass Punpun selbst keine Dialoge spricht. Seine Einsamkeit und Traurigkeit, die Inio Asano in einer ganz eigenen Atmosphäre auszudrücken versteht, greift auf den Leser über, so hat man schnell Mitleid mit dem jungen Vogel, doch keinen Ausweg aus dem Dilemma seines Lebens finden kann.

Ähnlich wie Punpun ist auch die vogelartige, stark gekritzelte Silhouette seines Onkels umgesetzt. Rückt der Mangaka den Bildausschnitt sehr dicht an Yuichi heran und konzentriert sich lediglich auf die Augenregion, wandelt sich diese von grober Schraffur zu realitätsnaher Wiedergabe und zeigt nicht nur eine ausgeprägte Lebendigkeit, sondern auch tiefen, allumfassenden Schmerz, der von Punpuns Onkel ausgeht.
Ganz anders als Midori Okuna – das Mädchen mit dem rundlichen, aber freundlichen Gesicht und den großen, offenen Augen ist sehr hübsch und strahlt Zuversicht aus. Aiko ist ein wenig älter und umso attraktiver geworden. Auch sie hat große Augen, die ihre Gefühle widerspiegeln, die oft aber eher traurig, denn glücklich wirken.

Mitreißend und geprägt von Dynamik ist das alles entscheidende Badminton-Match aufgebaut – kraftvolle Bewegungen, herausgestellt durch reichlich Speedlines, setzen den Kampfgeist der Turnier-Teilnehmer um. Begleitet werden die Ereignisse durch Geräuschworte, deren japanische Schriftzeichen bei der Übersetzung erhalten blieben und durch kleine, deutsche Worte ergänzt werden. Die Anstrengung, der Triumph und die Angst vor dem Verlieren ist aus den jungen Gesichtern der Spieler deutlich zu lesen, aber ebenso der Schmerz – sowohl der psychische, wie der emotionale – und die Enttäuschung des Verlusts spielen hier eine entsprechende Rolle.

Den Abschluss des Bandes bilden dramatische Ereignisse, deren Ausgang offen bleibt und den Leser ungeduldig auf den fünften Teil warten lassen.


Aufmachung des Mangas
Der Manga ist als Klappbroschur aufgelegt. Der Umschlag ist diesmal tiefgrün gehalten, auf der Vorderseite wurde die Silhouette von Punpun wie gehabt nach außen geprägt – eine schöne Gestaltung. Eine sehr groteske Vorschau auf Band 5 sowie eine nicht minder bizarre Abschlussszene beschließen den Manga.


Fazit
Der fünfte Band der Reihe ist geprägt von Schmerz, Traurigkeit und Einsamkeit, während das entscheidende Turnier für Dynamik sorgt. Inio Asanos Zeichenstil ist klar und nicht selten außerordentlich exakt, aber sowohl die schwermütige Story, als auch die abstrakt umgesetzte Gefühlswelt Punpuns werden nicht jedermanns Sache sein.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1
- Band 2
- Band 3

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