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Die Eerie High sieht auf den ersten Blick aus wie eine ganz normale Schule, doch ein Zimmer ist das personifizierte Böse: Raum 213. Jeder, der diesen Raum betreten hat, musste die Hölle durchleben – oder hat es nicht überlebt!

Für Liv scheint es gerade nicht schlimmer kommen zu können: Ihr Freund hat auf einer Party eine andere geküsst – vor ihren Augen! – und sie wird von dem unheimlichen Ethan verfolgt. Er bedroht sie, macht komische Andeutungen. Liv ist eingeschüchtert, nimmt Drohungen jedoch erst nicht ernst. Bis sie ein Mädchen in ihrem Garten findet – Ethans Ex-Freundin, ermordet!

 

Raum213 1 

Autor: Amy Crossing
Verlag: Loewe Verlag
Erschienen: 20. Januar 2014
ISBN: 978-3-7855-7871-1
Seitenzahl: 176 Seiten

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Grundidee der Handlung
Die Beschreibung der Buchrückseite gibt den Inhalt des Buches bereits sehr treffend wieder, so dass ich hier auf weitere Ausführungen verzichten möchte, um der Geschichte nicht zu viel vorweg zu nehmen. Amy Crossing ist mit ihrem Psychothriller „Harmlose Hölle“ – der sich an eine jugendliche Leserschaft richtet – ein gelungener Auftakt zur Reihe um „Raum 213“ gelungen. Zumeist raffiniert und undurchsichtig aufgebaut, ist er zugleich blutiger Ernst, als auch geschicktes Verwirrspiel.


Stil und Sprache
Die Kombination aus Kurzinfo zur Autorin, die sich auf der vorderen Buchklappe findet, und den Vorbemerkungen zum Buch erzeugt sofort eine mysteriöse Stimmung, wirft erste Fragen auf und macht neugierig, noch bevor die Geschichte überhaupt begonnen hat. Sehr geschickt wird dem Leser hier ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Aspekten suggeriert. Dies geht entsprechend in den Prolog über: offen, aber zugleich unheilvoll und bedrohlich geschrieben, lockt er in das Buch hinein.

Das Buch wird überwiegend – in dritter Person und Vergangenheitsform – aus Sicht von Liv erzählt, es werden aber immer wieder kurze und prägnante Passagen eingeschoben, die von Ethans Vergangenheit handeln und seine Qualen, die Panik und Klaustrophobie in Raum 213 deutlich machen. Dabei bedient sich die Autorin eines Schreibstils, der auf den ersten Seiten zunächst etwas blumig wirken mag. Doch lange hält sich Amy Crossing nicht damit auf, die Wortwahl nimmt schnell prägnantere Züge an, abgestimmt auf eine jugendliche Leserschaft: „Sie war tot und nichts, gar nichts, würde sie zurück ins Leben bringen“ (Seite 34). Was dann folgt, ist ein Psychothriller, der gespickt ist mit Formulierungen und Klischees, die einem klassischen Horrorfilm entsprungen sein könnten: „Der Sturm pfiff durch den Kamin, das Feuer flackerte hell auf“ (Seite 43). Dies mag plump klingen, ist aber tatsächlich äußerst wirkungsvoll umgesetzt, denn die Worte lassen kraftvolle Bilder entstehen, und während Amy Crossing eine Atmosphäre von düsterer Bedrohung, Panik und Grauen schürt, greift das Entsetzen über. So spielt sie beispielsweise bei der Szene im Fitnessraum geschickt mit den Ängsten und der Vorstellungskraft des Lesers und erzeugt dabei eine so klaustrophobische, wie orientierungslose Stimmung.

Mit der Entwicklung der Handlungen baut die Autorin schon sehr früh ein hohes Tempo und einen straffen Spannungsbogen auf, was sie bis zum Ende durchhält. In den wenigen Tagen, in denen der Plot spielt, passiert sehr viel. Das hält den Leser auf Trab und lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Zudem versteht es Amy Crossing, den Leser ähnlich gut zu manipulieren, wie auch ihre Hauptfigur. Man weiß irgendwann nicht mehr, wem Liv noch trauen kann, was der Realität entspricht und was sie sich vielleicht eingebildet hat.
Schon Livs erstes Auftreten in dieser Geschichte, geprägt von ihrer Angst und Unsicherheit, packt den Leser mit der unheilschwangeren Atmosphäre einer verfolgten Person. Um die rasenden Gedanken von Liv, ihre Panik und die Paranoia noch wirkungsvoller herauszustellen, greift die Autorin auf Wiederholungen zurück, so ruft sich Liv die entscheidenden Augenblicke der Ereigniskette – auf der Suche nach fehlenden Puzzle-Stücken – immer wieder vor Augen. Allerdings ist dies irgendwann störend, fragt man sich schon, ob die Autorin Livs Ansichten durch ständige Wiederholungen für den Leser überzeugend machen sollen.

Zum Ende hin führt die Autorin die meisten Fäden zusammen und klärt viele, aber bei weitem nicht alle Fragen – dabei lässt sie ausreichend Raum für weitere Romane der Serie. Nur in wenigen, feinen Einzelheiten scheint sie sich zu widersprechen, so beispielsweise beim genauen Vergleich von Seite 163 zu Seite 168 (es würde der Geschichte etwas vorweg nehmen, das Gemeinte detaillierter zu erläutern) oder bei Livs Nachtblindheit, die in der Mitte des Buches angesprochen wird, aber weder bei der nächtlichen Flucht zu Beginn, noch der spätabendlichen Fahrt zur Schule eine Rolle zu spielen scheint. Wenige Details werden nicht geklärt, z.B. warum die Klingel an Livs Haus nicht mehr funktionierte. Auch kann man schon mal über den einen oder anderen holprig formulierten Satz stolpern, dennoch liest sich der Thriller im Gesamten gesehen flüssig.


Figuren
Amy Crossings Story spielt in einer Kleinstadt, und dementsprechend ist die Anzahl der in diesem Buch relevanten Personen begrenzt. Es braucht allerdings seine Zeit, bis man warm wird mit den Figuren.

Die Hauptrolle spielt Liv, eine 17jährige Jugendliche. Sie  beschreibt sich selbst wiederholt als die Vernünftige, Rationale, dennoch erscheint diese Selbsteinschätzung in Hinblick auf ihr Verhalten, auf die zunächst einseitige Fixierung auf Ethan und ihre Panikattacken nicht immer treffend. Ihre Gedanken sind im ersten Teil des Buches recht einseitig und naiv, mögen aber zu einer Jugendlichen ihres Alters passen. Der Liebeskummer, den sie empfindet, wird glaubhaft dargestellt, die Bedrohung, in der sie sich selbst fühlt, scheint zunächst aber überspitzt und unreif. Damit wirkt sie wie das klassische Opfer amerikanischer Horrorfilme. Im Laufe der Handlungen nähert man sich Liv aber an, fühlt zunehmend mit ihr und fiebert mit ihr mit.

Weitere Schlüsselpositionen nehmen Jessie – Livs Bruder –, Ethan und Daniel ein. Allen ist gemein, dass sie undurchsichtig sind, sich sonderbar benehmen und bis fast zuletzt weder Liv noch der Leser wissen, wem von ihnen man noch trauen kann und ob sie die Wahrheit sagen. Dies treibt das Verwirrspiel effektiv voran und machte einen nicht unbedeutenden Teil der Spannung aus. Bei dem hohen Tempo, mit dem Amy Crossing durch die Geschichte führt, fällt gar nicht auf, dass es den Figuren überwiegend an Tiefe mangelt – angesichts des Umfangs von „Harmlose Hölle“ ist dies durchaus verzeihlich. Zwar holt Amy Crossing dies zum Ende hin zumindest teilweise nach, aber man lernt die Persönlichkeiten nicht so gut kennen, als wenn man sie deutlich längere Zeit begleitet hätte. Nebendarsteller wie Livs beste Freunde Mai und Toby erhalten hingegen nur das unbedingt nötige Maß an Hintergrund.


Aufmachung des Buches
Die Klappbroschur ist in grün-grauen Tönen gestaltet – unter den kräftigen, schwarzen und grünen Mustern halten sich wirre Strukturen im Verborgenen. Eine hübsche Aufmachung, die weibliche Leserinnen vermutlich etwas stärker ansprechen könnte als männliche, dabei eignet sich die Story ganz klar für beide Geschlechter.
Auf der hinteren Umschlagklappe findet sich ein Code, mit dem Raum 213 – Harmlose Hölle kostenlos als eBook angefordert werden kann. Dies finde ich bemerkenswert, insbesondere angesichts des schon ohnehin günstigen Preises, kann der Leser für sich entscheiden, ob er das Buch lieber in gedruckter Form oder auf dem eBook-Reader lesen möchte.


Fazit
Auch wenn man mit den Figuren erst warm werden muss, und es einige kleine Schwächen gibt, ist „Harmlose Hölle“ doch der Auftakt zu einer packenden Serie um „Raum 213“. Ein raffiniert inszenierter Psychothriller und ein schauriges Verwirrspiel für eine jugendliche Zielgruppe.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Zur Autorin:
Ob es sich bei dem suggerierten Zusammenhang zwischen Kurzinfo zur Autorin und den Vorbemerkungen lediglich um eine Marketing-Strategie des Verlags handelt, bleibt offen – zumindest finden sich in den bibliographischen Angaben keine Benennungen von amerikanischem bzw. englischem Originaltitel und Übersetzer, was nahelegt, dass die Autorin aus dem Inland kommt und es sich bei Amy Crossing lediglich um ein Pseudonym handelt.

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