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Kategorie: Krimis

Brunhilde Schwarz ist über achtzig und sieht aus wie eine nette alte Dame. Sie lebt im Heim, füttert Enten und zitiert aus der Bibel, wie es ihr passt. Sorgsam hütet sie ein rotes Heft voller Erinnerungen an ihre Familie. Doch hinter den darin gesammelten Todesanzeigen und Nachrufen stecken dunkle Geheimnisse. Nicht jeder stirbt eines natürlichen Todes.

Auch die Tage eines Racheengels sind gezählt. Höchste Zeit, die alten Geschichten zu erzählen, die Opfer zu nennen, die Hintergründe auszuleuchten ...

 

Denn vom Trauern kommt der Tod 

Autor: Trix Niederhauser
Verlag: Ulrike Helmer Verlag
Erschienen: 27. September 2013
ISBN:978-3897413535
Seitenzahl: 300 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Brunhilde Schwarz wird nach einem schweren Sturz und dem darauf folgenden Krankenhausaufenthalt von ihrer Schwiegertochter in ein Seniorenheim gebracht. Ein Gefängnis, wie die alte Dame meint, mit kargen Zimmern, ständiger Bewachung und Gittern an den Betten. Kein Wunder also, dass sie mit Freuden aufbegehrt und Mitbewohnern und Personal arglistige Streiche spielt. Mal ist es das hässliche Wandbild, das eine Spuckattacke ertragen muss, ein anderes Mal ist es das eigene Bett, das sie während der Dienstzeit einer speziellen Schwester nicht ganz zufällig durchnässt. Ganz schlimm aber wird es, wenn Brunhilde Schwarz an ihr früheres Leben denkt und an die tragischen Ereignisse, die ihre Familienchronik bestimmt haben. Angefangen vom lüsternen Opa, über den tyrannischen Vater, bis hin zur kaltherzigen Mutter oder dem untreuen Ehemann blieb niemand von einem Unfall verschont, der ihn viel zu zeitig das Leben kostete.

Trix Niederhausen hat mit Denn vor dem Trauern kommt der Tod eine bitterböse Familienchronik zu Papier gebracht, die aus der Sicht einer alten Dame geschildert, mit ihren frevlerischen Begebenheiten gut unterhält.


Stil und Sprache
Die todbringenden Ereignisse in einer Schweizer Familie, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und danach geschildert werden, lesen sich wie ein sachlich verfasster Bericht. Knappe Dialoge, präzise Beschreibungen und immer wieder auftauchende Gedankensplitter lassen den Leser in eine Zeit eintauchen, in der das Leben von Entbehrungen und Kümmernissen geprägt ist. Eine Zeit, in der ein junges Mädchen viel Unheil ertragen muss und voller Pein zurückschlägt. Dabei sind die Schilderungen der Ich-Erzählerin Brunhilde Schwarz nicht etwa von Wut durchzogen oder mit bösen Anschuldigungen gespickt. Viel subtiler geht die Autorin hier zuwerke und lässt vor den Augen ihrer Leser eine unvermeidbare Entwicklung entstehen, die mit viel Sympathie für die Rächerin einhergeht.

Eingebettet sind die Erzählungen in aktuell stattfindende Ereignisse der im Seniorenheim lebenden Brunhilde Schwarz, die anstatt mit ihrem Schicksal zu hadern, vergnügliche Stunden zubringt. Dabei zieht sie ihre Freude nicht etwa aus angenehmen Gesprächen oder kurzweiligen Unternehmungen, sondern vielmehr aus der Genugtuung, andere Menschen erfolgreich zu hintergehen.


Figuren
Brunhilde Schwarz ist eine gut betagte und im Kopf völlig klare Rentnerin, die das Gefühl auskostet, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen. Egal, ob sie über Leben und Tod entscheidet, die Ehrlichkeit des Personals auf die Probe stellt oder sich an ihren undankbaren Kindern rächt. Stets ist ihr Tun von niederen Beweggründen begleitet und trotzdem kann der unscheinbaren alten Dame niemand etwas übel nehmen. Begleitet wird sie in den letzten Tagen ihres Lebens von zwei liebenswerten Heimbewohnerinnen, denen sie im Gegensatz zum Personal nichts Böses will. Da zum einen die dicke und fast erblindete Schneider, die ihr immer einen Platz freihält und zum anderen die halb taube Roth, deren Flachmann regelmäßig aufgefüllt ist und die beim Spielen immer mogelt. Nebenfiguren, die wie auch ihre Schwester Eva, ihr Bruder Siegfried oder ihre Schulfreundin Lotti mit wenigen Worten gut beschrieben sind und ihr Übriges zum schicksalhaften Geschehen beitragen.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des Taschenbuches zeigt ein junges Mädchen in einem weißen Kleid, das mit einem plüschigen Flügel versehen wie ein gefallener Engel auf dem Boden liegt. Dabei bilden das weiße Motiv und der schwarze Hintergrund einen starken Kontrast, der durch verschiedenfarbige Aufschriften etwas aufgelockert wird. Ergänzt wird das zur Handlung passende Arrangement durch eine Kurzvita der Autorin am Ende des Buches sowie drei Empfehlungen für Veröffentlichungen weiterer Autorinnen des Verlages.


Fazit
Denn vom Trauern kommt der Tod ist ein ruhiger, sarkastisch erzählter Kriminalroman, der - um passende Bibelzitate ergänzt - die hintergründige Geschichte einer Mörderin erzählt. Eine nicht alltägliche Lektüre, die viel Trauriges offenbart und für Leser tief gehender Geschichten bestens geeignet ist.



Hinweise
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