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Als in einem Fischerboot die Leiche des Journalisten Jerry Markham entdeckt wird, ruft man Hilfe vom Festland: Anstelle von Jimmy Perez, der noch unter dem Tod seiner Verlobten leidet, soll die junge Willow Reeves auf den Shetlands ermitteln. Trotz seiner Apathie regt sich Widerstand in dem Detective. Die junge Kollegin ist ihm entschieden zu forsch. Das ungleiche Paar begibt sich auf Spurensuche: Markham, Sohn aus reichem Haus, war als Frauenheld bekannt. Er hatte die Inseln nach einem Skandal verlassen müssen. Warum also war er zurückgekehrt? Die Spur führt zu den Ölfeldern in der Bucht Sullum Voe, über die der Tote einen Artikel schreiben wollte ...

 

Tote Wasser 

Originaltitel: Dead Water
Autor: Ann Cleeves
Übersetzer: Stefanie Kremer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 01/2014
ISBN: 978-3499267178
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nachdem Detective Jimmy Perez seine Verlobte Fran auf grausame Weise verloren hat, hat er keinen Fall mehr gelöst. Schwer depressiv, hält er nur für Frans Tochter Cassie so etwas wie Alltag aufrecht. Als dann die leitende Staatsanwältin auf einem Boot eine Leiche findet, bittet man gar nicht erst ihn, die Ermittlungen zu führen, sondern holt stattdessen eine junge Kollegin vom Festland auf die Shetlands. Das wiederum geht gegen Perez‘ Ehre und er erklärt sich doch noch bereit, bei der Lösung des Falls zu helfen. Das ungleiche Trio – Sandy Wilson ist natürlich auch mit von der Partie – stößt allerdings überall auf Schweigen und so gestalten sich die Ermittlungen ziemlich zäh und nervenaufreibend. Denn bald wird eine zweite Leiche gefunden …

Die Abgeschiedenheit der Shetlands und die besonderen Umstände ihrer Insellage machen einen großen Reiz dieser Krimireihe aus und auch dieses Mal funktioniert das prächtig. Auch wenn der eigentliche Fall nicht so spektakulär voran geht, sind es die vielen kleinen Dinge am Rande, die den besonderen Charme der Vorgängerbände wieder aufleben lassen. Denn eigentlich war das Shetland-Quartett der Autorin längst abgeschlossen, es gab jedoch immer wieder Gerüchte über einen Folgeband, die sich nun zum Glück bewahrheitet haben.


Stil und Sprache
Ann Cleeves nutzt ihren beinahe exotischen Schauplatz voll aus, um eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen: Menschenleere Inseln, eine grandiose Landschaft und dazu unberechenbare klimatische Bedingungen sind wie geschaffen für geheimnisvolle Mordfälle. Plötzlicher Nebel verhindert Augenzeugen, Sturm und Regen sorgen für Closed-Room-Szenarien. Dies alles verpackt Ann Cleeves in eine spannende Geschichte und sorgt ganz nebenbei dafür, dass ihre Leser am liebsten spontan eine Reise zu diesen verwunschenen Inseln unternehmen würden. Auch wenn der letzte Fall schon einige Jahre her ist, fühlte ich mich sofort wieder „angekommen“. Auch die Erzählweise, die zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, hat angesichts der vielen beteiligten Personen ihre Berechtigung. Ann Cleeves wechselt relativ häufig die Perspektive, manchmal mitten im Kapitel, je nachdem, wer gerade „dran“ ist. Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf die drei Ermittler, auch Staatsanwältin Rhonda Laingh hat ihre Szenen, wenn auch in geringerem Umfang als die anderen.

Der Fall selbst entwickelt sich zunächst nicht besonders temporeich, die Autorin nimmt sich viel Zeit für die Entwicklung ihres Settings und der neuen Figuren. Das macht aber eigentlich gar nichts, denn das ganze Drumherum ist so interessant, dass man nichts vermisst. Allerdings ist die Auflösung des Ganzen recht unspektakulär, wenn auch ein flottes Finale noch für etwas Spannung sorgt. Viel interessanter ist in meinen Augen die Weiterentwicklung der Figuren, die mich auf eine weitere Fortsetzung hoffen lässt.


Figuren
Jimmy Perez war schon immer etwas anders als andere Ermittler, in dieser Geschichte zeigt er aber besonders viel von sich und das macht ihn besonders sympathisch. Wie er mit dem Schmerz um seine tote Verlobte umgeht und ganz langsam ein bisschen aus seiner selbst gewählten Isolation hervorkrabbelt, das ist so realistisch und authentisch dargestellt, als wenn Jimmy Perez wirklich existieren würde. Man nimmt ihm seine Gedanken und Selbstzweifel von Anfang an ab, ohne dass er viele Worte braucht. Wohltuend ist mir außerdem aufgefallen, dass sein Auftauchen aus der Trauer nicht von jetzt auf gleich passiert, dass er immer wieder Rückschläge erleidet und dadurch völlig glaubhaft wirkt.

Aber auch die anderen beiden Ermittler sind liebevoll ausgedacht und werden konsequent weiterentwickelt: Sandy Wilson ist zwar immer noch der schüchterne Junge vom Land, der sich ein Leben in der Großstadt nicht vorstellen kann, aber inzwischen agiert er eigenständiger, denkt mit und unterstützt seinen Chef, wo er nur kann. Willow Reeves hingegen ist jung und forsch, aber dennoch handelt sie nicht unbedacht und weiß genau, wo sie ansetzen muss, um Perez‘ Unterstützung zu gewinnen. Sie ist sich ihrer Unzulänglichkeiten bewusst, was die Kenntnisse der Shetlands angeht, weiß sich aber zu helfen und hat durchaus frische Ideen. Von ihr würde ich gerne mehr lesen…

Auch die Nebenfiguren bekommen ihre Szenen und genau die Ausgestaltung, die nötig ist, um sie lebendig wirken zu lassen. Bitte mehr davon!


Aufmachung des Buches
Anders als die ursprünglichen vier Bände der Reihe, die zunächst als Hardcover erschienen, gibt es Tote Wasser nur als Taschenbuch aus dem Rowohlt-Verlag. Auf dem Cover sieht man eine in dunklem Blaugrün verfremdete, felsige Küstenlandschaft, an der sich die Wellen brechen. Innen gibt es 47 recht kurze Kapitel; mir persönlich hat eine Übersichtskarte der Shetland-Inseln gefehlt, auf der man die Lage und Entfernungen der Inseln zueinander hätte nachvollziehen können.


Fazit
Tote Wasser ist eine würdige Fortsetzung des Shetland-Quartetts und gute Unterhaltung für Leser, die Krimis mit viel Atmosphäre und spannenden Figuren mögen.


4 5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Die Nacht der Raben
Band 2: Der längste Tag
Band 3: Im kalten Licht des Frühlings
Band 4: Sturmwarnung

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