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Kategorie: 1450 – 1600 Renaissance

Ein junge Burgherrin, die um das Erbe ihrer Familie kämpft... Der Sohn eines Burgschmieds, der von Freiheit und Gleichheit träumt...

1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird.

 

Die Burg der Koenige 

Autor: Oliver Pötzsch 
Verlag: List Hardcover
Erschienen: 27. September 2013
ISBN: 978-3471350836
Seitenzahl: 944 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Trifels war in alten Zeiten Sitz der mächtigen Stauferkaiser und Hort der Reichsinsignien. Jetzt - im Jahre 1524 - ist von der einstigen Größe nichts geblieben, die Burg verfällt immer mehr und der Vogt und seine Tochter Agnes hausen dort am Rande der Armut. Es geht ihnen nicht viel besser, als den lehnspflichtigen Bauern, denen durch Krieg, Missernten und hohe Abgaben kaum noch etwas zum Leben bleibt, sodass sie sich überall zum Widerstand gegen die Herrschenden zusammenschließen.
Während ihr Vater sich der Illusion hingibt, durch einen reichen Schwiegersohn die alte Pracht des Trifels wieder herzustellen, wird Agnes von Vorstellungen ganz anderer Art gequält. Wer ist das junge Paar aus ferner Zeit, das ihr immer wieder in ihren Träumen erscheint? Was hat es mit dem geheimnisvollen Ring auf sich, der ihr auf so seltsame Weise in die Hände fiel und wer verfolgt sie, um sie an der Lösung dieses Rätsels zu hindern?

Der Roman spielt vor dem Hintergrund der Bauernkriege Anfang des 16. Jahrhunderts. Dazu hat Oliver Pötzsch sehr sorgfältig recherchiert und schildert das Elend der Bevölkerung, die von Adel und Kirche unterdrückt und ausgepresst wird, sehr anschaulich und mit großer Glaubwürdigkeit.
Das kann man leider von der fiktiven Geschichte um Agnes und Mathis nicht unbedingt sagen, es gibt zu viele Zufälle und Ungereimtheiten, der Leser tappt zu lange im Dunkeln und vor allem: Das Buch ist einfach viel zu lang - besonders in der ersten Hälfte sogar langatmig - was den Lesefluß hemmt und den Spannungsbogen immer wieder abflachen lässt.


Stil und Sprache
Man erlebt die Handlung überwiegend aus Sicht der beiden Hauptfiguren, es gibt aber auch mehrere weitere Erzählstränge mit wechselnden Örtlichkeiten und Personen und zwar hauptsächlich, wenn es um das Geheimnis geht, „das über die Zukunft der Krone entscheiden wird“. Worum es sich dabei handeln könnte, bleibt lange Zeit unklar, die vielen versteckten Andeutungen sind wenig hilfreich und verwirren eher. Lediglich, dass es mit Agnes´ Herkunft zu tun hat, scheint sicher. Die Träume und Visionen, die sie immer wieder durchlebt, gleiten schon etwas ins Phantastische ab, Vieles wiederholt sich und wird dadurch unglaubwürdig, z.B. dass gleich drei Menschen just in dem Augenblick sterben, als sie Agnes etwas Wichtiges zur Lösung des Rätsels anvertrauen wollen - bevor das einer vierten Person kurz vor ihrem (seinem) Tod tatsächlich doch noch gelingt. Auch dass in den gefährlichsten Situationen kostbare Zeit oft mit sehr ausführlichen Dialogen vertan wird, fällt immer wieder auf und mutet zeitweise etwas seltsam an. So zieht sich der Brand in einem unterirdischen, mit Holzregalen und Papier vollgestopften Gewölbe über 14 Seiten hin, es müssen mehrere Türen geöffnet, die Schlüssel dazu mühsam gesucht werden und die Akteure unterhalten sich dabei in aller Ruhe, entkommen dem Inferno völlig unversehrt und retten sogar noch ein paar wertvolle Bücher, während um sie her alles zusammenbricht. Die anfängliche Spannung schlägt dabei zunehmend in ungläubiges Kopfschütteln um.

Die Sprache ist der Zeit nicht immer angemessen, manchmal besonders in den Dialogen zu „modern“, auch wiederholen sich an mehreren Stellen häufig die gleichen Adjektive. So kommt z.B. auf Seite 722 in nur vier Sätzen dreimal das Wort „erwarten“ vor – zwei Bauern erwarten ihr Urteil, die Krähen erwarten fette Beute und mehrere weitere Männer erwarten den Schiedsspruch – was etwas einfallslos erscheint.
Wirklich interessant sind die Schilderungen der tatsächlichen historischen Ereignisse. Die Not der Bauern, ihr Widerstand gegen ihre Unterdrücker und letztlich ihr Scheitern sind sehr gut erzählt, man kann sich in ihre Situation hineinfühlen, ihre Motive nachvollziehen und hätte ihnen besonnenere Anführer und mehr Erfolg gewünscht. Auch die Episoden um Kaiser Karl V. und seinen königlichen Gefangenen Franz I. von Frankreich werden treffend beschrieben. Die Auflösung des großen Rätsels selbst ist nicht sehr schlüssig, sondern wirkt ziemlich konstruiert und klischeehaft.

Figuren
Agnes ist einerseits recht emanzipiert für eine junge Frau ihrer Zeit, andererseits aber sehr naiv und unüberlegt. Sie bringt sich von einer Gefahr in die nächste, ohne daraus zu lernen, bleibt dabei aber meist merkwürdig unberührt und distanziert. Auch ihre Kinderfreundschaft zu Mathis macht keine richtige Entwicklung durch, sie kämpft nicht wirklich um ihre Liebe, sondern heiratet aus rein „wirtschaftlichen“ Überlegungen einen Anderen, dem sie aber gleich Bedingungen für diese Ehe stellt. Warum sich Graf Friedrich darauf einlässt, ist nicht ganz nachvollziehbar, denn Burg Trifels hätte er sicher auch auf andere Weise bekommen können, da Agnes nach dem Tod ihres Vaters gar nicht die Mittel hatte, sie zu erhalten.
Dass sie sich von ihrem ungeliebten Mann versorgen und beschenken lässt, er baut ihr - Zitat: „einen goldenen Käfig“ – ohne etwas dafür wieder zu geben und ihn sogar bestiehlt, wirft auch kein gutes Licht auf sie und macht sie nicht gerade sympathisch. Mathis weckt da schon eher positive Gefühle. Er sorgt sich um andere Menschen und denkt nicht nur an sich, liebt seine Familie – selbst seinen Vater, trotz mancher Meinungsverschiedenheit – und lässt Agnes nicht im Stich, als sie in Gefahr gerät.
Wessen Agent der „Mohr“ Caspar ist, stellt sich erst sehr spät heraus, aber zumindest weiß der Leser recht bald, dass er Agnes verfolgt. Da sowohl Kaiser Karl, als auch König Franz sich für den Trifels und seine Bewohner interessieren, muss es aber noch einen zweiten Mann geben, der auf sie angesetzt ist. Dieser bleibt sehr lange im Dunkeln und am Schluß ist seine Identität eine echte Überraschung.

Aufmachung des Buches
Das graue Hardcover trägt auf dem Rücken in silbernen Buchstaben Autor, Titel und Verlag. Auf beiden Innendeckeln befindet sich ein Kartenausschnitt des deutschen Reiches um 1524/25 mit den Schauplätzen der Handlung. Diese verteilt sich auf 2 Bücher mit Prolog und Epilog, sowie 25 datierte und mit Ortsangaben versehene Kapitel. Den Anfang macht ein Personenverzeichnis, ein ausführliches Nachwort des Autors zur Geschichte, den Hauptfiguren und der Chronik der Bauernkriege sowie ein „kleiner Burgen-Reiseführer durch den Roman“ beschließen das Buch.
Der dunkelrote Schutzumschlag ist wie ein kostbarer, altertümlicher Foliant gestaltet, mit einem erhaben geprägten silbernen „Beschlag“, der sich bis auf die Rückseite hinzieht und vorn die Abbildung eines mittelalterlichen Kaisers umschließt. Darunter, sowie auf dem Buchrücken erscheint noch einmal in großen Lettern der Titel und etwas kleiner der Name des Autors. Das Ganze sieht sehr edel aus.

Fazit 
Der Trifels hat für das Deutsche Reich im Mittelalter eine große Rolle gespielt. Ich gestehe, dass ich mir vorgestellt habe, dass „Die Burg der Könige“ mehr auf diese Zeit eingeht. Die vorliegende Geschichte hat mich leider nicht ganz überzeugt. Für das gut geschilderte historische Umfeld, die schöne Aufmachung und den interessanten Anhang gebe ich dennoch


3 5 Sterne


Hinweise
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