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Als Kurt Wallander an einem trübkalten Wintertag durch den Garten eines verlassenen Bauernhauses in Löderup läuft, stolpert er. Intuitiv hält der Kommissar inne. Irgendwas stimmt hier nicht. Was zunächst wie eine Wurzel aussieht, entpuppt sich zu seinem großen Erschrecken als das vermoderte Skelett einer weiblichen Hand.

 

Mord im Herbst 

Originaltitel: Handen
Autor: Henning Mankell
Übersetzer: Wolfgang Butt
Verlag: Paul Zsolnay Verlag
Erschienen: 4. November 2013
ISBN: 978-3552056428
Seitenzahl: 144 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kurt Wallander, der schon über 30 Jahre im Dienst der schwedischen Polizei steht, möchte sich endlich seinen Traum von einem eigenen Haus erfüllen. Deshalb kommt ihm das Angebot seines Kollegen Martinsson gerade recht, der für den Cousin seiner Frau ein heruntergekommenes Anwesen verkauft. Doch die erschwingliche Immobilie, die in der Nähe von Wallanders einstigem Elternhaus liegt, entpuppt sich bald als herbe Enttäuschung. Denn während Wallander den Garten in Augenschein nimmt, stolpert er über die Knochen einer skelettierten Hand, die wie die Wurzeln eines Baumes aus dem Erdreich ragt. Ein rätselhafter Fall, der Wallander zurück in die Zeiten des Krieges führt, als eine Frau unbemerkt verschwand.

„Mord im Herbst" ist die letzte Geschichte mit dem schwedischen Kommissar Kurt Wallander, die noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurde. Chronologisch vor „Der Feind im Schatten" angesiedelt, setzt sie sich mit einem alten Verbrechen auseinander und versteht es, trotz der spürbaren Müdigkeit des Kommissars, seine Leser zu fesseln. 


Stil und Sprache
Gewohnt düster und mit sozialkritischen Aspekten versehen präsentiert sich die Ermittlung zu einer unbekannten Toten und versteht es, genauso gut oder schlecht zu unterhalten, wie die übrigen Fälle des charismatischen Kommissars. Denn für die Darstellung eines alten Verbrechens, dessen Ausmaße erst jetzt ans Tageslicht kommen, nutzt Henning Mankell prägnante Sätze und aussagekräftige Dialoge. Dabei lässt er weder seine Hauptfigur noch alle weiteren Beteiligten in besonders gutem Licht erscheinen und stellt diese mit all ihren guten, aber auch schlechten Seiten dar. Eine Charakterisierung, die das Geschehen glaubwürdig macht und die immer wieder aufkommende Verbitterung des eigenbrötlerischen Ermittlers erklärt. Aber nicht nur die Unzufriedenheit der Figuren und die daraus resultierende deprimierende Atmosphäre weiß vor allem Fans von skandinavischen Kriminalromanen zu fesseln, auch die jederzeit nachvollziehbare und eher auf einem ruhigen Level ablaufende Ermittlungsarbeit sorgt für gute Unterhaltung. Deshalb bleibt das Resultat aller Wallander-Krimis immer gleich. Entweder man mag den melancholischen Kommissar und seine ungewöhnlichen Fälle oder man mag ihn nicht.


Figuren
Kurt Wallander ist nach einigen Jahren als Streifenpolizist im schwedischen Malmö nach Ystad gewechselt, wo er als Kriminalkommissar tätig ist. Von seiner Frau Mona geschieden und nur mit Erinnerungen an wenigen Frauenbekanntschaften versehen, bleibt dem einsamen Wolf nur noch seine Tochter Linda, die zur Zeit der Handlung bei ihm wohnt. Doch Linda ist, sehr zum Leidwesen ihres Vaters, mit dem Polizisten Stefan Lindman liiert und so träumt der wortkarge Ermittler von einem ein Haus auf dem Land und einem treuen Hund, der ihn den Rest seines Lebens begleitet.

Gemeinsam mit ihm und durch private Interessen in den Fall involviert, ermittelt Jan Martinsson, der entgegen üblicher Klischees glücklich verheiratet ist und kein Verständnis dafür besitzt, zu Hause mit den nicht enden wollenden Ermittlungsproblemen belästigt zu werden. Aber auch Linda taucht immer wieder in dem fragwürdigen Geschehen auf und so bilden die drei ungleichen Polizisten die Hauptfiguren in einer Ermittlung, die knifflig vonstatten geht und von den Besonderheiten seiner Ermittler profitiert. Doch was wären die Kommissare ohne ihre Gerichtsmediziner und Chefs, ohne wechselnde Verdächtige oder Zeugen. Randfiguren, die genauso so wichtig für das Voranschreiten der Handlung sind, wie die Ermittler selbst. Eine Bedeutung, der auch Henning Mankell gerecht wird und die Nebenfiguren genauso glaubwürdig und mit Eigenheiten behaftet darstellt, wie seinen in die Jahre gekommenen Kommissar.


Aufmachung des Buches
„Mord im Herbst" ist als gebundenes Buch erschienen und erinnert in seiner Gestaltung an die vorangegangenen Fälle des schwedischen Kommissars. Wie gewohnt ist auf einem schwarzen Hintergrund ein zum Inhalt des Buches passendes Motiv aufgedruckt, das diesmal eine mit Blutstropfen gesprenkelte Hand über einigen zeigt. Der Titel des Buches wurde in großen roten Lettern aufgebracht, während alle weiteren Angaben in weißer Schrift gehalten sind. Neben dem Klappentext enthält der Schutzumschlag auf der Innenseite eine Kurzvita des Autors sowie eine weitere Inhaltsangabe zum Buch. Neben dem spannenden Kriminalfall darf sich der Leser an einer interessanten Nachbemerkung und an einem elf Seiten umfassenden Nachwort des Autors erfreuen und dabei noch einmal einen Blick in die Entstehungsgeschichte des ungewöhnlichen Kommissars und seiner oftmals brutalen Fälle werfen. Den Abschluss des Buches bildet eine Auflistung der Wallander-Romane in der Reihenfolge ihres Erscheinens in Schweden einschließlich der verwendeten Handlungszeiträume.


Fazit
„Mord im Herbst" ist ein kurz geratener und dennoch interessanter Fall des schwedischen Kultkommissars Kurt Wallander, der die Probleme der schwedischen Gesellschaft regelmäßig an den Pranger stellt und gleichzeitig mit den unrühmlichen Auswirkungen hadert. Dabei stellt die für eine holländische Marketingkampagne geschriebene Geschichte das letztes Puzzleteilchen dar, um das Leben einer Romanfigur zu vervollständigen, die seinem Autor lange Zeit als Sprachrohr diente. Eine gute Empfehlung für alle Wallander Fans, die keinen Fall ihres grüblerischen Sonderlings verpassen möchten.



Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
1991 - Mörder ohne Gesicht
1992 - Hunde von Riga
1993 - Die weiße Löwin
1994 - Der Mann, der lächelte
1995 - Die falsche Fährte
1996 - Die fünfte Frau
1997 - Mittsommermord
1998 - Die Brandmauer
1999 - Wallanders erster Fall und andere Erzählungen
2002 - Vor dem Frost
2009 - Der Feind im Schatten
2013 - Mord im Herbst

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