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Der erste Fall der jungen Profilerin Lea Lands bietet Nervenkitzel pur. In Hitlers ehemaligem Fahrerbunker in den Katakomben unterhalb der Stadt Berlin wird die grauenhaft zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Kurz darauf passiert ein zweiter Mord, der frappierende Ähnlichkeiten mit dem ersten Fall aufweist. Hat es die Berliner Polizei hier mit einem Serienkiller zu tun? Lea Lands ermittelt in der rechten Szene und lernt Jack, den smarten Chef der Nationalpartei, kennen, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt und mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Aber dann beschleicht die Profilerin ein dunkler Verdacht: Könnte Jack etwas mit den grauenhaften Morden zu tun haben? Immer tiefer gerät sie im Laufe ihrer Ermittlungen in einen Sumpf aus unvorstellbarem Grauen, Besessenheit, Wahnsinn und nationalsozialistischem Fanatismus.

 

Die Lust des Boesen 

Autor: Cassandra Negra
Verlag: Jerry Media Verlag
Erschienen: 04/2013
ISBN: 978-3952390603
Seitenzahl: 476 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die junge Profilerin Lea Lands tritt ihre erste Stelle in Berlin an und schon wenige Tage später muss sie sich gemeinsam mit ihrem Kollegen um ihren ersten Fall kümmern: In Hitlers altem Fahrerbunker wird die schrecklich zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden, um sie herum drapiert 18 rote Rosenblätter. Um dem Täter und seinem Motiv näher zu kommen, informiert sich Lea näher über die alten Zeugnisse der NS-Zeit in der Umgebung und lernt dabei auch den Vorsitzenden der Nationalpartei kennen. Hat er womöglich mit dem Täter zu tun?

Die Idee, einen Serienmörder mit der rechten Szene in Verbindung zu bringen und seine Motive in dieser „Kultur“ anzusiedeln, ist sicher spannend, aber in meinen Augen doch recht weit hergeholt. Zumindest ist es der Autorin nicht gelungen, mir glaubhaft zu machen, warum der Täter so handelt, wie er es tut. Viel zu viele Nebenhandlungen blähen zudem die Handlung zu sehr auf und lenken von der Tätersuche ab. 


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Kapitel zu Beginn, in dem ein unbekannter Mann sich in Hitler-Fantasien ergeht, beginnt die eigentliche Handlung mit Leas Prüfungsvormittag und dem Antritt ihrer neuen Stelle. Die Geschichte wird überwiegend aus ihrer Sicht erzählt, immer wieder jedoch gibt es Kapitel, die von anderen Beteiligten berichten, von Opfern und dem Täter, von Jack Braun, dem Vorsitzenden der Nationalpartei, und anderen. Manchmal wechselt die Perspektive auch mitten im Satz, was schon etwas verwirrend wirken kann und mir nicht wirklich gut gefällt.

Leider gibt es neben einer eigentlich spannenden Handlung mit viel Atmosphäre noch ein paar Minuspunkte: Teilweise wechselt die Erzählgeschwindigkeit sehr abrupt. Da werden dann in einem Nebensatz mal eben mehrere Wochen übersprungen, obwohl kurz vorher sehr detailliert eine einzelne Szene geschildert wurde; das wirkt irgendwie unbeholfen und hätte sicher eleganter gelöst werden können. Außerdem hat mich die Vielzahl an für den Fortgang der Handlung unwichtigen Nebenhandlungen gestört. So erbt Lea zwischendrin mal eben ein Haus und bespricht mit ihrer Freundin dessen weitere Nutzung als Pension - überflüssig und seitenfüllend. Und was die Gewaltdarstellungen angeht, so bin ich wirklich einiges gewohnt, aber als der Täter sein erstes Opfer tötete, musste ich ein paar Seiten überspringen, das war mir einfach zu viel. Was die zum Teil geradezu pornographischen Sexszenen angeht: Auch diese hätten durchaus etwas knapper ausfallen können, immerhin sind wir hier in einem Thriller und nicht im Erotikroman.

Dass am Ende nicht alle losen Enden zusammengeführt wurden, weist darauf hin, dass es einen weiteren Fall für die junge Profilerin geben wird, ist aber für die Geschichte nicht entscheidend. 


Figuren
Lea Lands hat mir gut gefallen, sie ist eine taffe junge Frau, die weiß, was sie will und sich das auch nimmt. Fast ein bisschen arrogant kommt sie rüber, aber ihr Fachwissen und ihre Fähigkeit, sich in Täter hineinzuversetzen, sind frappierend und überzeugen auch misstrauische Kollegen. Einer von denen ist Max Hofmann, Leas direkter Kollege. Er sieht seinen Ruhestand näher kommen und ist zunächst etwas genervt vom Eifer seiner neuen Partnerin, lässt sich aber später davon doch noch anstecken und arbeitet gern mit ihr zusammen.

Dann spielt noch Jack Braun (Was für ein Name für den Chef der Nationalpartei!) eine große Rolle, er ist der etwas rätselhafte Typ, einerseits ganz klar nationalsozialistisch geprägt, aber dennoch eher moderat in seinen Aussagen. Von ihm weiß man bis zum Schluss nicht genau, wo und wofür er wirklich steht.

Der einzige in der Runde, der mir überhaupt nicht gefallen hat, ist der Täter selbst. Seine Identität ist für den Leser kein Geheimnis, seine Motive sind aber doch sehr schwammig und nicht schlüssig dargestellt, so dass man ihm nicht wirklich folgen kann. Vor allem der Bezug zwischen Nationalsozialismus, Hitlerkult und seinen Taten konnte die Autorin mir nicht vermitteln. 


Aufmachung des Buches
Das Cover des in Klappbroschur aufgemachten, großformatigen Buches zeigt eine nächtliche Nebellandschaft, in der eine junge Frau auf einem Motorrad eine Straße entlang fährt. Ein Scheinwerfer beleuchtet die Szene und im Hintergrund sieht man schemenhaft ein Banner mit Hakenkreuz. Eine zur Handlung passende Aufmachung, die die Thematik gut aufnimmt. Innen gibt es zwar Kapitel, diese sind jedoch nicht nummeriert oder überschrieben.


Fazit
Ein spannendes, erschreckend aktuelles Szenario für einen soliden Thriller, der leider auch ein paar deutliche Schwachstellen hat. Alles in allem nur knapp überdurchschnittliche Unterhaltung und definitiv nichts für zarte Gemüter.


3 5 Sterne


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