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In den dunklen Tagen erwacht das Böse.

Dezember in Herefordshire, die Flüsse steigen, bald wird der kleine Ort Ledwardine eine Insel sein. Der Strom ist schon ausgefallen. Sicher fühlt sich nur der vor einer Fatwa hierher geflohene bekannte Religionskritiker. Derweil entbrennt ein Streit um eine archäologische Grabung, die manchen gar nicht passt: militanten Christen, den Grundstücksbesitzern und auch der jungen Frau des Atheisten. Mehr als den Medienzirkus um das urzeitliche Heiligtum fürchtet sie aber etwas anderes. Etwas das nach einem Exorzisten verlangt. Doch in Ledwardine ist nicht nur der Teufel los, sondern auch ein Mörder.

 

Suendenflut 

Originaltitel:  To Dream of the Dead
Autor: Phil Rickman
Übersetzer: Karolina Fell
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-499-25339-3
Seitenzahl: 568 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es ist Dezember und Ledwardine wird von einem Hochwasser bedroht. So knapp vor Weihnachten hat Merrily als Pfarrerin alle Hände voll zu tun und die boshafte Shirley West macht ihr die Arbeit nicht leichter. Eine neue Straße soll durch ein kurz zuvor entdecktes urzeitliches Heiligutum führen und sorgt für böses Blut unter den Einwohnern und Politikern Ledwardines. Merrily‘s Tochter Jane ist völlig aus dem Häuschen, als wegen der gefundenen Megalithen eine archäologische Grabung, geleitet vom berühmten Archäologen Bill Blore, durchgeführt werden soll. Unterdessen kämpft DI Bliss mit privaten und beruflichen Problemen. Seine Frau ist mit den Kindern ausgezogen und will sich scheiden lassen, zudem sitzt ihm noch seine Vorgesetzte, die stellvertretende Superintendentin Annie Howe, im Nacken und hackt auf ihm herum.
Da wird zuerst der zur Schau gestellte Kopf und später auch der Körper des ehemaligen Vorsitzenden des Bezirksrates gefunden und Bliss von seiner Chefin als dem Fall gedrängt.
Je höher das Wasser steigt, umso mehr spitzt sich die Lage unter den Bewohnern zu ...

Die Idee ist sehr interessant. Da jedoch recht viel Platz für die Beschreibung der Szenerie sowie der Hochwassersituation und den persönlichen Problemen bzw. Befindlichkeiten der Protagonisten verwendet wurde, braucht der Leser etwas Geduld, bis das Erzähltempo anzieht und richtige Spannung aufkommt.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der 3. Person geschrieben, die Sprache ist unkompliziert, die Wortwahl ansprechend und die Erzählung daher gut und flüssig zu lesen. Nahezu zwei Drittel des Buches wurden für die Szenen, Personen und für das ganze "Drumherum" aufgewendet, bevor das Erzähltempo flotter wird.
So erfährt der Leser viel über Jane und ihrem Wunsch, Archäologin zu werden, man begleitet DI Bliss bei seiner persönlichen und beruflichen Hochschaubahnfahrt, die ihm emotional das Letzte abverlangt. Der Mord zu Beginn der Geschichte wird zwar immer wieder einmal erwähnt, dümpelt - durch die detaillierten Charakter- und Landschaftszeichnungen und auch da Bliss von dem Fall abgezogen wird - ungefähr die ersten beiden Drittel des Buches eher so nebenbei dahin.

Da in der Erzählung das Hauptaugenmerk der Handlung eher auf den zwischenmenschlichen Beziehungen und den aktuellen Problemen der Protagonisten liegt, halten sich - vor allem zu Beginn - die Thrillerelemente, bis auf die gefundene Leiche, ebenso dezent zurück, wie der erwartete Hauch Mystery.
Durch die detaillierten und deshalb umfangreichen Beschreibung der Hochwassersituation, den Streit über den Fund der Megalithen, sowie durch DI Bliss's  Probleme zieht sich die Handlung vor allem Anfangs gefühlsmäßig recht in die Länge. Sobald durch die akurte Hochwassersituation der Ort aber überflutet und dadurch nahezu unpassierbar wird, beginnen sich sowohl die Dinge zu entwickeln, als auch die Situation zu überschlagen. Das kommt der Spannung sehr zugute und lässt die Geschichte dadurch endlich ins "spannende Eck" wandern.

Merrily‘s besondere Fähigkeiten werden ebenfalls nicht wirklich benötigt und erst zum letzten Drittel der Geschichte für die Handlung leidlich interessant, weswegen die Story durch die sehr dürftige Mysteryauslastung etwas unausgewogen wirkt.

Die 66 relativ kurzen Kapitel der Erzählung sind in Abschnitte zusammengefasst, die sich von "Mittwoch" bis "Sonntag" ziehen und außerdem in "Heiligabend", "Erster Weihnachtsfeiertag" und "Heilige Nacht" gliedern. Das erleichtert zwar die zeitliche Einordnung der Ereignisse, erweckt aber durch die detaillierten Szenenbeschreibungen irgendwie den Eindruck, als ob die Handlung wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.

LeserInnen, die gut ausgestaltete Geschichten bevorzugen bei denen sich die Story gemächlich entwickelt und das Kopfkino mit genau beschriebenen Szenenbildern versorgt wird, werden mit diesem Buch viel Spaß haben.


Figuren
Die Protagonisten werden kurz eingeführt und je nach Bedeutung für die Geschichte mehr oder weniger detailliert beschrieben. Von den Charakteren her gibt es keine großen Überraschungen, sie sind auch mit keinem nennenswerten Hintergrund ausgestattet, da scheinbar angenommen wird, dass die Leser die vorhergehenden Teile bereits kennen. Die Protagonisten handeln aus ihren Bedürfnissen und Meinungen heraus und steigen sich deshalb im Lauf der Erzählung immer wieder "auf die Zehen".

Trotzdem liegt in dieser Geschichte das Hauptaugenmerkt sowohl auf den privaten und beruflichen Problemen von DI Bliss wie auch auf Janes Begeisterung über die Megalithen und die angekündigte archäologische Grabung und ihre Rolle dabei. Merrily agiert eher beratend. Lol und Eirion treten kurz auf, haben aber nichts Nennenswertes beizutragen. Es gibt mehrere "Gegenspieler", die die Grabung bzw. die Aufklärung des Mordes aus unterschiedlichen Gründen verhindern wollen und einen Mörder, der gegen Ende entlarvt wird.

Alle Figuren sind mit einem mehr oder weniger plausiblen Grund ausgestattet und überwiegend gut motiviert. Allerdings entwickeln sie sich nicht immer wirklich sichtbar weiter. Ob sich der Leser aber mit einer der Hauptpersonen identifizieren kann oder möchte, sei dahingestellt.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des Taschenbuches passt gut zum Genre und der Rückseitentext macht neugierig. Auch der Titel passt gut zum Thema und der spannende Rückseitentext locken zum Kauf. Vor dem Beginn der Geschichte findet man die Kurzvita des Autors, sowie die durchnummerierten bisher erschienen Bände der Merrily Watkins Serie.

Den tatsächlichen Beginn der Geschichte läutet die Geschichte "Die Umzugsbibel" ein. 66 durchnummerierte Kapitel sind in sieben große Abschnitte unterteilt, dem die "Heilige Nacht" als 8. Abschnitt folgt und die Erzählung abschließt. Eine Anmerkung und Danksagung rundet die Story gut ab. Auf den letzten Seiten werden sowohl weitere Werke des Autors und auch einige ausgewählte Bücher anderer Autorenaus dem Verlagsprogramm vorgestellt.


Fazit
"Sündenflut" ist eine anfangs langatmig anmutende Fortsetzung der Merrily Watkins -Mystery Serie mit besonders detaillierten Beschreibungen in der ersten Hälfte der Geschichte. Sobald aber in der zweiten Hälfte des Buches das Erzähltempo anzieht, ist an der Unterhaltsamkeit und der steigenden Spannung des Romans nichts mehr auszusetzen.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 5: Der Himmel über dem Bösen
Band 6: Die Nacht der Jägerin
Band 7: Das Lächeln der Toten    
Band 8: Ein dunkler Gesang
Band 9: Das Gespinst des Bösen

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