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Der Tod in den Straßen von New York …

Stephen Kings Saga Der Dunkle Turm fasziniert die Leser seit 30 Jahren. Die Zwischenstation, der neunte Band der epischen Graphic Novel, schildert die Geschehnisse aus den Romanen tot und Schwarz, wo Rolands unablässige Suche nach dem Dunklen Turm ihren Anfang hat – oder doch ihr Ende?

Der Mann in Schwarz flieht durch die Wüste, und der Revolvermann folgt ihm. Aber ist das alles nur eine Illusion? Als wir Roland das letzte Mal trafen, war er seinem Erzfeind dicht auf den Fersen. Sein Weg führte ihn nach Tull, einer verschlafenen Kleinstadt mitten in der Wüste, wo die finstere Macht des Mannes in Schwarz bereits Wurzeln geschlagen hatte. Roland kam mit knapper Not mit dem Leben davon und hinterließ einen Haufen Leichen, doch nun hat er die Zwischenstation erreicht. Dort begegnet er Jake Chambers. Wer ist dieser aufgeweckte Junge? Und was hat er mit jener seltsamen Welt außerhalb von Mittwelt zu schaffen?

 

Die Zwischenstation  Originaltitel: The Dark Tower: The Gunslinger – The Way Station
Autor: Stephen King, Robin Furth, Peter David
Übersetzer: Oliver Hoffmann
Illustration: Laurence Campbell, Richard Isanove
Verlag: Panini Comics
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-86201-642-6
Seitenzahl: 136 Seiten
Altersgruppe: Jugendliche und Erwachsene


Die Grundidee der Handlung
Der Text auf der Rückseite der Graphic Novel fasst die Inhalte bereits sehr treffend zusammen. Aus Stephen Kings Roman tot entstammen hier nur ein, zwei Details, im übrigen entsprechend die Handlungen denen des ersten Romanbandes der Saga um den Dunklen Turm, Schwarz. Hierin verfolgt Roland, der Revolvermann, nach den Ereignissen in Tull den Mann in Schwarz durch die große Wüste und trifft in einer verlassenen Station auf John – genannt Jake –, der nicht in dieser Welt sein dürfte. Er nimmt ihn mit bei seiner Jagd nach dem Mann in Schwarz, obwohl eine düstere Prophezeiung über beiden schwebt …

Sehr nah am Roman gehalten, besticht der neunte Band der Graphic Novel-Reihe zum Dunklen Turm mit der inhaltlichen Tiefe, die Stephen King in einem wichtigen Teil von Schwarz zum Ausdruck bringt. Von Robin Furth (Story und Beratung) sowie Peter David (verantwortlich für das Skript) tadellos umgesetzt. Für Fans von Stephen Kings großem Meisterwerk ist die Graphic Novel ohnehin ein Muss, aber auch Comicfans werden in ihr großartige Unterhaltung finden, auch ohne die Romane je gelesen zu haben.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
In einer umfangreichen Einleitung wendet sich Robin Furth zunächst an seine Leserschaft und erzählt von dem Problem und seiner riskanten Lösung, den ausdrucksstarken Monolog Rolands im Roman Schwarz, aber auch die Besonderheiten bei seiner Reise durch die Wüste in die Bilder einer Graphic Novel zu adaptieren. Um dieses Ziel zu erreichen, führt Furth den Leser noch einmal in die Hütte des Grenzbewohners Brown, wo Rolands langer Marsch durch das Ödland beginnt. Dabei nimmt er sich – um Stephen Kings Überarbeitung von Schwarz in 2003 gerecht zu werden – gewisse inhaltliche Freiheiten, die dem Konzept jedoch entsprechen.
In der dunklen, nur von Feuer erhellten Hütte führt das warme Licht der Flammen einen unsteten Kampf gegen die tiefen Schatten, was zu einer ersten bedrohlichen Atmosphäre führt. Ganz anders eine Seite weiter: der stahlblaue Himmel spannt sich über die vom gleißenden Licht erfüllte Mohaine-Wüste, in der die Hitze jede Farbe des Bodens ausgebrannt hat. Zum Stil der Graphic Novel-Reihe passend, werden Rolands Gesicht und Körper von tiefen Schlagschatten und scharfen Kontrasten gezeichnet. In der Nacht herrschen ebenso die dichten Schatten vor, ein dunkelblauer Himmel fängt die Stimmung am Lagerfeuer präzise ein. Diese Form der dichten Atmosphäre begegnet uns in der Graphic Novel immer wieder, der Kolorist Richard Isanove beherrscht sein Handwerk und prägt diese Reihe von Anbeginn an. Rolands Erinnerungen an den Jericho Hill, die ihn im Schlaf heimsuchen, werden von Isanove in ein orangerotes Licht getaucht, in dem sich John Farson brutal und als dunkle Silhouette hervorhebt. In anderen Szenen, Sonnenauf- und -untergang, bestimmen andere Farben den Himmel und prägen die Stimmung nachhaltig.

Für die Zeichnungen ist diesmal Laurence Campbell zuständig, der dem Leser in dieser Reihe erstmalig begegnet. Seine Arbeiten sind nicht jederzeit bis in die letzten Details ausgearbeitet und lassen stellenweise auch mal nach, sind im Wesentlichen aber stimmig und tragen zur Atmosphäre der fantastischen Welt entscheidend bei. So greift auch Campbell den bereits erwähnten, omnipotenten und für die grafische Serie charakteristischen Stil der tiefschwarzen Schattenbereiche und hohen Kontraste auf. In der blendenden Hitze der Wüste gelingt ihm der Übergang in Rolands Kindheit – die im Roman in einer kurzen, aber prägnanten Erinnerung beschrieben wird – und zurück in eine Halluzination der Gegenwart. In der uralten Zwischenstation treffen wir auf Jake; ihn habe ich mir nach den Romanen Stephen Kings anders als hier zu sehen vorgestellt, aber der Grafiker setzt ihn dennoch authentisch um. Eine Seite widmet sich der Hypnosetechnik, die der Revolvermann bei dem Jungen anwendet, dann verlässt man in seinen Erinnerungen die Wüste und begleitet ihn kurz nach New York. Dieser Wechsel ist zeichnerisch gelungen und erschließt sich auch Lesern, die Schwarz nicht kennen. In der Wohnung seiner Eltern versteht es Campbell, Jakes Einsamkeit besonders stark auszudrücken. Die Bilder auf den Straßen von New York sind grob und distanziert, die Stadt grau und bedeutungslos und die Mimik der anonymisierten Passanten nur angerissen. Und auch Jake lässt stark im Detail nach, außer die Perspektive rückt nahe an ihn heran. In dieser grauen Welt verfolgt man sein erstes Sterben.
Imposant sind die Berglandschaften, die auf die Wüste folgen. Weniger im Vorder- denn mehr im Hintergrund sind sie wunderschön anzuschauen. Eindrucksvoll ist auch die Sequenz des Orakels in den Bergen umgesetzt, deren Opfer Jake fast wird. Der Sukkubus strahlt feurig vor der in tiefes Blaugrün gehüllten Nacht.

Die Lesereihenfolge der Panles ist mal seitenweise, mal zeilenweise über die Doppelseite angelegt, aber dadurch besonders in den Szenen, in denen Rolands Erinnerungen ihn einholen oder er seinen Gedanken nachgeht, nicht immer ganz klar zu bestimmen. Hier braucht es etwas Erfahrung, Comiceinsteiger könnten ggfs. Überfordert sein. Ein Erzähltext begleitet die Graphic Novel – auf gelb-orangenen Feldern mit ausgerissenen Rändern in Mittwelt, nüchtern-weiß und mit strengen Rechteckformen im New York von Jakes Erinnerungen.


Aufmachung des Comics
Die Klappenbroschur ist in bekannter Manier zunächst matt gestaltet, verschiedene Elemente des Umschlagbildes und der Autorenname heben sich durch Spotlack vorne wie hinten ab. Auf den Klappen gibt es weitere Informationen zum Inhalt sowie zu den Machern, und im Anschluss an den Plot runden sechs Coverentwürfe die Graphic Novel ab.


Fazit
Den vielen an der Umsetzung der Graphic Novel Beteiligten ist es gelungen, einen bedeutenden Teil von Stephen Kings Schwarz – dem Auftaktroman zur Dunklen-Turm-Saga – atmosphärisch und mit ähnlicher Tiefe wie in der Romanvorlage umzusetzen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 4: Der Untergang Gileads
Band 5: Die Schlacht am Jericho Hill
Band 6: Die Reise beginnt
Band 7: Die Kleinen Schwestern von Eluria
Band 8: Die Schlacht von Tull

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