Mit Fritz the Cat verspottete Robert Crumb alle niedlichen Tierfiguren der Comic-Geschichte. Sein Kater ist sexbesessen und gewalttätig. Die Erlebnisse von Fritz machten Crumb vom Underground-Künstler zum anerkannten Meistererzähler. Heute wird er vor allem wieder als Künstler verehrt, und wenn man seine Zeichnungen betrachtet, weiß man, warum. Wir präsentieren neben dem ungestümen Fritz the Cat zahlreiche Kurzgeschichten um die anderen Helden des Robert Crumb – darunter nicht zuletzt er selbst.
Andreas Platthaus
F.A.Z.-Feuilletonredaktion
Autor: Robert Crumb Illustration: Robert Crumb Verlag: Frankfurter Allgemeine Zeitung Erschienen: 2006 ISBN: 978-3-899-81100-1 Seitenzahl: 256 Seiten Altersgruppe: für Erwachsene – ab 18 |
Die Grundidee der Handlung
„Fritz the Cat“ ist eine Satire auf die amerikanische Studentenbewegung und auch die sexuelle Revolution der 60er Jahre. Robert Crumb hat hier einen Kater erfunden, der eigentlich ein Mensch ist. Das heißt, er agiert als Mensch in einer von Menschen und Tieren wie Schweinen, Krähen und anderen Katzen bevölkerten Welt, unschwer als die USA seiner Zeit zu erkennen.
Fritz macht alles Mögliche mit, was man damals so erleben konnte oder gerne erlebt hätte – wechselnde Liebschaften, Drogenkonsum – er ist immer „on the road“ und auf Party aus. Logisch, dass es doch irgendwann zu Schwierigkeiten kommt. Fritz wird als Terrorist verfolgt. Auch verschiedene Frauen sorgen für reichlich Trouble.
„Fritz the Cat“ erstreckt sich allerdings nur auf die Hälfte der in diesem Buch versammelten Geschichten. Im Band finden sich noch weitere Stories des Underground-Cartoonisten. In „Mr.Natural“ kommt Gott persönlich auf die Erde und sorgt durch unkonventionelles Auftreten für einige Verwirrung. Andere kleinere Stories wie „Die religiöse Erleuchtung des Philip K. Dick“ könnten eher Teil längerer Comicromane sein. In dieser Geschichte erlebt ein Science-Fiction-Autor religiöse Visionen über die frühen Tage der Christenheit. Hier tritt das satirische Element ganz zurück. Sonst geht es aber auch gerne um die sexuellen Obsessionen des Autors Robert Crumb selbst, z.B. in der Story „Füßeln“.
Ich finde die Umsetzung sehr gelungen, da hier ein sehr eigenständiger Stil aufgebaut wurde. Die Geschichten sind lustig, da sie den damaligen Zeitgeist, wie ich finde, sehr gut konterkarieren. Die Geschichten sind überzeugend aufgebaut und der Leser (oder Betrachter) hat richtig Zeit, sich mit den Figuren anzufreunden, oder zu identifizieren. Die Stories insgesamt sind eigentlich auch immer hinreichend verrückt, um interessant zu sein, der Realität die hier natürlich karikiert werden soll, wird immer auch ein phantastisches Element entgegengesetzt.
Beurteilung der Zeichnung
In diesem Band sind alle Zeichnungen im klassischen Schwarz-Weiß gehalten. Man merkt vor allem bei der eigentlichen Fritz the Cat-Geschichte eine Entwicklung im Zeichenstil Crumbs – ist es am Anfang eher Cartoon, wird die Story im Laufe der Zeit doch zu dem typischen Comicstil, den man von Crumbs späteren Geschichten her kennt. Die Figuren sind ausdrucksstark und lebendig. Auch wenn Menschen gezeichnet werden, erkennt man Crumbs Fähigkeit „Typen“ genau zu erfassen und oft denkt man sich: Genau so jemanden kenne ich auch. Sehr wichtig sind auch die vielen Details, die Crumb auf einem kleinen Bild noch so unterbringt. Man entdeckt eigentlich bei jedem erneuten Lesen (und es ist ein Buch, was man sicher nicht nur einmal liest) neue Aspekte und auch neue Gags in den Bildern.
Aufmachung des Comics
Das Buch aus der Reihe „Klassiker der Comic-Literatur“ – ausgewählt vom F.A.Z.-Feuilleton - ist broschiert. Das Cover ist ansprechend und eher minimalistisch mit einem grinsenden Fritz und einem Titel im Comic-Stil aufgemacht. Auf die anderen Stories findet sich allerdings kein Hinweis. Zusätzlich zu den Comics gibt es noch einen informativen und unterhaltsam geschriebenen Text über Robert Crumb und seine Arbeit.
Fazit
„Fritz the Cat“ in der vorliegenden Version ist ein dicker Comic-Schmöker mit reichlich Geschichten und dem typisch amerikanischen abstrusen Zeug der 60er Jahre. Leute, die gerne solche Stories mögen, sind hiermit auf jeden Fall bestens beraten. Hinzu kommt, dass man hier einiges über den Zeitgeist der Sixties in Amerika, der ja auch hier keine unbedeutende Rolle gespielt hat, lernen kann. Das alles sehr gut unterhaltend eingepackt, es kommt nicht so oft vor, dass Comics nach so langer Zeit immer noch derart von treffendem Humor sprühen. Nicht so gut an dieser Ausgabe finde ich aber, dass alles relativ klein gedruckt worden ist. Bei manchen Textteilen wäre fast schon eine Lupe angebracht gewesen.
Hinweise
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