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Das Fotografieren bei wenig Licht und in der Nacht erfordert mitunter extrem lange Belichtungszeiten und kann ein spannungsreiches Feld für fotografische Experimente sein. Gleichzeitig sorgt die Entschleunigung für ein kontemplatives Erlebnis.

Meike Fischer erläutert alle wichtigen technischen Aspekte – von der erforderlichen Ausrüstung über die geeigneten Aufnahmetechniken bis hin zur Bildbearbeitung – und zeigt, wie man zu ansprechenden Ergebnissen gelangt. Alle Lichtsituationen vom Sonnenuntergang über die dunkle Nacht bis zum Sonnenaufgang werden thematisiert. Dabei werden vorwiegend Bildmotive besprochen, die draußen in der Stadt und in der Natur, aber auch in Innenräumen bei schwachem Licht zu finden sind. Auch bei unwirklichem Wetter wie Nebel oder heftigem Regen wird fotografiert. Wie Taschenlampen, Systemblitze oder Wunderkerzen bei Nacht eingesetzt werden können, um Motive zu illuminieren oder Objekte aus Licht zu kreieren, ist Thema eines eigenen Kapitels. Alle Bildbeispiele sind mit den Aufnahmedaten und Angaben zum verwendeten Zubehör versehen. Mithilfe der Aufgabenstellungen am Ende der Kapitel kann der Leser sein fotografisches Können weiterentwickeln.

Aus dem Inhalt:

  • Die erforderliche Ausrüstung
  • Besonderheiten bei der Aufnahmetechnik
  • Herausfordernde Licht- und Witterungsverhältnisse
  • Available-Light-Situationen
  • Lichtmalerei mit einfachen Mitteln
  • Erweitern des Dynamikumfangs
  • Bildoptimierung

Gastbeiträge und Galerien anderer Fotografen zur Blauen Stunde (Corry DeLaan), zur nächtlichen Schwarzweißfotografie (Torsten Andreas Hoffmann) und zur Lichtkunstfotografie (JanLeonardo Wöllert) runden das Buch ab.

 

Nacht und Restlichtfotografie 

Autor: Meike Fischer
Verlag: dpunkt
Erschienen:  August 2013
ISBN: 978-3-86490-011-2
Seitenzahl: 288 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Nach einem Vorwort, in dem die Autorin von ihrer Begeisterung für die Nacht- und Restlichtfotografie erzählt, führt sie zunächst in einer Einleitung in die vielfältige Thematik ein. Hier definiert sie auf Seite 17 direkt die Zielgruppe: „Mit diesem Buch möchte ich Neulinge und fortgeschrittene Fotografen dazu anregen, einen Einstieg in die Nachtfotografie zu finden oder ihre bisherigen Erfahrungen zu intensivieren“.
Im Anschluss geht sie auf das Rüstwerkzeug ein, dass für die Nachtfotografie unbedingt benötigt wird – hier spielen neben einer Kamera, die lange Verschlusszeiten zulässt, besonders ein stabiles Stativ eine herausragende Rolle, es gilt aber auch noch an andere Dinge zu denken. Konkrete Empfehlungen gibt sie nicht nur zu Objektiven, ist hierbei aber etwas Nikon-lastig. Positiv dagegen ist, dass sie – wenn auch nur kurz – den Bereich der analogen Fotografie anspricht und damit die Zielgruppe des Buchs geringfügig erweitert. Ebenso ausführlich werden die Aufnahmetechniken, die es in diesem Bereich der Fotografie zu beachten gilt, besprochen. Einsteiger werden sich über die umfangreichen Beschreibungen zu ISO, Blende und Belichtungszeit sowie passenden Bildbeispielen und Grafiken freuen, auch Belichtungssteuerung und -messung finden ihren Raum.
Das vierte Kapitel ist den verschiedenen Lichtsituationen gewidmet, die dem Fotografen von der abendlichen Dämmerung bis zum Sonnenaufgang begegnen können. Im Anschluss gibt es eine mehrseitige Galerie mit verschiedenen Bildinhalten – die zum Betrachten, Schwelgen und Nachfotografieren anregen –, bevor die Autorin zu konkreten Trainingseinheiten kommt, mit denen sie den Leser zum Mitmachen animieren und für diese Form der Fotografie begeistern will. Weitere kurze Trainings finden sich auch in den Kapiteln zur Available-Light-Fotografie (diese Einheit wurde im Inhaltsverzeichnis jedoch vergessen) und zur Lichtmalerei.

Bewusst knapp und für Einsteiger nur bedingt hilfreich ist das Kapitel „HDRI“. Zwar weist die Autorin darauf hin, bei Interesse zu weiterführender Fachliteratur zu greifen [Anmerkung: empfehlenswert ist beispielsweise „HDR Fotografie – Aufnahme, Entwicklung und Nachbearbeitung“ von Fructuoso Navarro], jedoch ist trotzdem eher wenig erklärt. So hätte sie zumindest kurz darauf eingehen können, was Tone Mapping und Fusion unterscheidet. An anderer Stelle empfiehlt sie Ebenen mit SmartObjekt, ohne darauf einzugehen, wie man sie anlegt oder was sie bewirken. Hier hätte man mit wenig Aufwand mehr herausholen können. So richten sich diese Bereiche an Fortgeschrittene.
Abgeschlossen wird das Buch mit einigen Tipps zur Bildbearbeitung, die sich auf Adobe Lightroom konzentrieren. Auch diese fallen nur knapp aus, ob sie für Anfänger geeignet sind, wage ich anzuzweifeln.

Auffällig ist, dass sich Meike Fischer – passend zum Kapitelinhalt – gelegentlich wiederholt, wie auf Seite 83 zur Aufsteckwasserwaage oder auf Seite 91 zum „Spindel-Trick“. Weniger aufmerksame oder nur partiell Lesende wird dies erfreuen, ermöglicht es doch, sich das Passende abschnitt- oder kapitelweise herauszusuchen. Demgegenüber werden diejenigen, die das Buch vollständig lesen, häufiger über die gleichen Tipps stolpern.

Der Autorin gelingt es in ihrem Buch unglaublich gut, Lust auf mehr zu machen – so kribbelte es mir beim Lesen ständig in den Fingern, wieder einmal meine Fototasche zu packen und selbst loszuziehen. Den Virus der Dämmerungs- und Nachtfotografie, dem ich selbst schon seit Jahren erlegen bin, reicht Meike Fischer an ihre Leserschaft weiter. Die angesprochene Themenvielfalt ist jedenfalls vielfältig, Spitzfindige werden höchstens die Sternen- und Gewitterfotografie vermissen, die ich ebenso zur Restlicht- und Nachtfotografie zähle. Bereichert wird das Buch durch Gastbeiträge von Torsten Andreas Hoffmann, Carry DeLaan und JanLeonardo Wöllert, die zu verschiedenen Bereichen ihre eigene Sicht der Dinge geben und in kurzen Galerien einige ihrer faszinierenden Werke vorstellen.

Neben einigen Tipp- bzw. Rechtschreibfehlern, die nur sehr aufmerksamen Lesern ins Auge fallen dürften, hat sich auch an anderer Stelle gelegentlich mal der Fehlerteufel eingeschlichen. In dem Kästchen zur Bildbeschreibung auf Seite 34 werden zwei völlig voneinander abweichende Angaben zum gezeigten Foto gemacht, auf Seite 71 gibt es zwei Hardcopys der gleichen App für zwei verschiedene Programme, und auf Seite 75 findet sich bei der Beschreibung des Bildes eine andere Angabe zur Brennweite bei den technischen Daten als im Fließtext. Insgesamt ist das Lektorat aber ordentlich gelungen und wird den Lesegenuss nicht weiter stören.


Aufmachung des Buches
Restlicht- und Nachtfotografie ist in einem festen Buchumschlag gebunden, das Material des Umschlagkartons und des Papiers, die Verarbeitung und die Druckqualität sind tadellos. Das Buch hat das gleiche Format wie alle Sachbücher zur Fotografie dieses Verlags.

Das Inhaltsverzeichnis ist detailreich aufgeschlüsselt und erleichtert die Navigation durch die Inhalte, eine Danksagung und ein Register bilden den Abschluss des Buches.


Fazit
Meike Fischer weckt mit ihren Bildern, Beschreibungen und Anregungen die Abenteuerlust des Lesers, schürt die Lust auf frühmorgendliche und spätabendliche Fototouren und infiziert mit dem Virus der Nacht- und Restlichtfotografie. Ein Buch, das sowohl Mut als auch Spaß macht und die Neugierde weckt. Nur die Bereiche „HDRI“ und „Bildbearbeitung“ könnten ausgeprägter sein, daher einen Stern Abzug.


4 Sterne


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