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„Ich habe meinen Partner nicht umgebracht!“

Drogenfahnder Yuto landet zu unrecht im Gefängnis. Die einzige Möglichkeit, wieder auf freien Fuß zu kommen: Er muss die Identität eines Terroristen aufdecken, der innerhalb der Gefängnismauern untergetaucht ist. Kann Yuto in diesem Moloch der Brutalität und der Vergewaltigung bestehen oder behält sein Zellengenosse recht und Yuto wird zum Gejagten?

 

Deadlock 

Originaltitel: Deadlock
Autor: Saki Aida
Übersetzer: Oliver Abert
Illustration: Yuh Takashina
Verlag: Tokyopop
Erschienen: September 2013
ISBN: 978-3-8420-0931-8
Seitenzahl: 180 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
Die neue Mangareihe wurde von der in 3 Bänden abgeschlossenen, gleichnamigen Novel adaptiert. Versprechen darf man sich davon einiges, sorgte Autorin Saki Aida doch schon mit ihrer älteren Novelserie ‚S‘ für wahre Begeisterungsstürme unter den Fans. Somit wäre auch gleich geklärt, dass hier mit mehr als nur einem billigen Abklatsch von Mika Sadahiros ‚Under Grand Hotel‘ (Tokyopop) zu rechnen ist, selbst wenn es zunächst den Anschein hat. Denn als Setting dient wie in UGH ein kalifornischer Knast und das Pairing bilden ebenfalls ein Japaner und ein Amerikaner, die gleichzeitig Zellengenossen sind. Doch das war’s auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Tatsächlich finde ich die Plotvorlage mit dem unschuldig verurteilten Cop Yuto, der im Gefängnis verdeckt ermittelt, um seine Haut zu retten und dabei Gefahr läuft, entweder aufzufliegen oder selber ins Kriminelle abzurutschen, Aidas eigener Novel ‚S‘ viel ähnlicher als Sadahiros UGH.

Interessante Ideenansätze sind genügend vorhanden, um daraus eine spannende Geschichte zu stricken und dem Fortgang der Serie erwartungsvoll entgegensehen zu können. Wenn man ‚Deadlock‘ überhaupt etwas vorwerfen will, dann die Tatsache, dass Yutos Freunde – also der Kreis der Protagonisten – sich zu nett benimmt und zu adrett ausschaut, um ihnen den Verbrecher abzunehmen, nur die Antagonisten umweht der Hauch von Gefahr und Brutalität, wie man es von Gefängnisinsassen erwartet, was Yuto auch schon bald zu spüren bekommt.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wenn man sich Yuh Takashinas Zeichnungen so ansieht, mag man kaum glauben, dass sie bisher nur Novel-Illustrationen vorzuweisen hat und ‚Deadlock‘ ihr erster Manga ist. Ihre Arbeit wirkt professioneller und ausgefeilter als manch anderer Zeichnerin mit weitaus mehr Erfahrung. Sie zeichnet mit sehr dünner Feder ausdrucksstark, realistisch und vielschichtig.

Der große Personenkreis aus Pro- und Antagonisten ist individuell und facettenreich gestaltet. Alle Figuren prägen sich einem schnell ein und sind leicht wieder zu erkennen. Doch wie eingangs schon erwähnt, sind die Protagonisten für Gefängnisinsassen eine Spur zu adrett und hübsch dargestellt. Besonders die „Schwestern“ (eine auf weiblich getrimmte Häftlingsgruppe), die nicht nur haargenau wie Frauen aussehen, sondern sich auch so benehmen, scheinen mir sehr weit hergeholt. Wenn sie ein paar Auserwählte zu Tee und Keksen einladen, bedarf es schon sehr viel Fantasie, um das Ganze noch mit einem Männerknast zu assoziieren. Bei der Anführerin der Schwestern, Tonya, hatte die Mangaka ganz offensichtlich die junge Julia Roberts vor Augen, als sie sie zeichnete. Immerhin sorgen die „Damen“ für Erheiterung und Auflockerung zwischendurch, so dass mich ihr Dasein mehr nachsichtig als verärgert stimmte.

Das Setting kommt in den Zeichnungen dagegen sehr gut und realistisch rüber, die einzelnen Zellen genauso wie die Gemeinschaftsräume und die offenen Gänge. Größere Menschenansammlungen in den Hintergründen sind zwar nur schemenhaft umrissen, was ich aber nicht störend empfand, weil dies zum künstlerischen Ausdrucksmittel der Mangaka gehört. Die Gefängnisanlage ist unterteilt in die Blöcke A – D, wobei Weiße, Schwarze und Latinos in getrennten Blöcken leben. Trotzdem bleiben Rassenkämpfe nicht aus. Sie kosten zirka zwei Menschen pro Monat das Leben. Am besten, man schließt sich einer Gruppe an, denn als Einzelner hat man kaum eine Chance – dies wird Yuto jedenfalls nahegelegt.

Yaoi-Fans dürften eventuell enttäuscht sein. Im Auftaktband von ‚Deadlock‘ zeichnet sich noch nicht einmal vage eine Liebesbeziehung ab – zwischen wem auch immer. Da ist nicht mal ein Kuss drin, geschweige denn mehr. Im Hinblick auf die Altersempfehlung ab 16 Jahren darf man wenigstens in späteren Bänden auf was Handfestes hoffen.

Panelgrößen und -zuschnitte sind variabel und dynamisch. Schräg, überlappend oder übereinander angereiht, ist diese Bildfolge etwas für fortgeschrittene Mangaleser. Genauso erschließt sich die Sprechblasenzuordnung häufig nur aus der Handlung und muss mehr oder weniger geraten werden. Das Schriftbild in Groß- und Kleinschrift ist eher klein und feingliedrig. Zum tieferen Verständnis der Geschichte fließt zusätzlich noch viel Gedankentext der erzählenden Person mit ein, der außerhalb der Sprechblasen ohne Umrandungsline abgedruckt ist. Die Soundwords hat man allesamt ins Deutsche übertragen.


Aufmachung des Manga
Das Taschenbuch hat die verlagstypische Aufmachung. Die Buchdeckel sind matt gehalten, ebenso die illustrierte Farbseite mit Yuto und Dick hinter dem Umschlagdeckel. Gegliedert ist es in 4 „Missionen“ plus Side Story „Er mag keine Erbsen“ in Novel(Roman)-Form.
Das Cover zieren die Zellengenossen Yuto (links) und Dick (rechts) außen vor ihrer Zellentür stehend. Ich schätze mal, die Zeichnerin hat Yuto eigens fürs Titelbild mit einer Handschelle an die Zellentür gefesselt, denn in der Handlung passiert nichts dergleichen.


Fazit
Wenn sich Saki Aida, bekannt geworden durch die Novel ‚S‘, vom Kult-Gefängnismanga ‚Under Grand Hotel‘ inspirieren lässt, kann eigentlich nur was Tolles herauskommen. Zwar deutlich softer und nicht so dreckig wie Mika Sadahiros UGH, machen die vielversprechenden Story-Ansätze in ‚Deadlock‘ dennoch sehr neugierig auf die Fortsetzung. Und Zeichnerin Yuh Takashina sorgt auch ohne großen Namen für eine professionelle Optik.


4 Sterne


Hinweise
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