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Kategorie: Krimis

Unter Strom

Liestal im Baselland. Ein präziser Schuss aus 600 Metern Entfernung reißt Marcel Laval, einen aufstrebenden Manager, aus dem Leben. Der Journalist Max Bollag, der Schwager des Toten, macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Er hofft auf neuen Schwung für seine stockende Karriere und die kriselnde Ehe. Bei seinen Recherchen stößt Bollag auf einen Gegner, der eine Mission zu erfüllen hat – und keine Gnade kennt.

 

Schachzug 

Autor: Rolf von Siebenthal
Verlag: Gmeiner
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3-8392-1411-1
Seitenzahl: 344 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Marcel Laval wurde mit einem Präzisionsschuss aus großer Entfernung getötet. Er war Gemeinderat von Seltisberg, Sohn einer reichen Bankiersfamilie und Kadermitarbeiter bei Rail Cargo Switzerland. Für Heinz Neuenschwander, Leiter der Abteilung Kriminalitätsbekämpfung, jede Menge möglicher Feinde, denen Marcel Laval auf die Füße getreten sein könnte. Das Interesse und der Druck der Öffentlichkeit ist groß und ausgerechnet der Schwager des Opfers - ein Journalist namens Max Bollag – steckt überall seine neugierige Nase hinein und veröffentlicht einen Artikel nach dem anderen. Doch jeder, der mit Bollag spricht, gerät sofort ins Visier des Mörders und auch Bollags Tage scheinen gezählt zu sein ...

Ein interessanter Krimi angesiedelt in der Schweiz im Umfeld der Eisenbahn. Spannend und mit vielen unerwarteten Wendungen umgesetzt. 


Stil und Sprache
Der Autor kommt aus der Schweiz und das ist in der Geschichte sehr gut verankert. Der Handlungsort liegt in Liestal, Baselland, und verschiedene Namen von Firmen, Zeitungen oder Restaurants sind typisch Schweizerisch. Auch die Namen der Protagonisten sind es und so wird dem kundigen Leser sofort der Bezug zur Schweiz bewusst. Dazu kommen noch die verschiedenen Fluchworte, die vor allem Heinz Neuenschwander in seinem Frust ausstößt: „Verdelli" in verschiedenen Variationen, „Löli" und noch einige mehr. Diese Ausdrücke haben bei mir stets ein Schmunzeln ausgelöst und passen jeweils perfekt zur Handlung.

Gleich auf den ersten Seiten wird man Zeuge vom Anschlag an Marcel Laval und bekommt einen Eindruck des Mörders. Auch später werden einzelne Passagen dem Mörder gewidmet, ohne allzu viel über ihn und seine wahren Beweggründe bekannt zu geben. Dies steigert sowohl die Spannung wie auch die Neugier und stiftet gegen Ende sogar Verwirrung. Die Geschichte wird in der 3. Person Präsens aus Sicht einiger Protagonisten und Nebenfiguren erzählt. Es werden dabei mehrere Handlungsstränge ineinander verwoben, die vor allem zu Beginn nicht in einer engen Verbindung zueinander zu stehen scheinen, bis am Ende der Knoten entwirrt wird. Max Bollag und Heinz Neuenschwander ermitteln beide über die Hintergründe zur Tat, gehen jedoch sehr unterschiedliche Wege, die sich ab und zu kreuzen. Dies beschert dem Leser viele Wendungen und auch einige unerwartete Ergebnisse. Dass dabei keine echten Sympathien unter den beiden aufkommen, versteht sich von selbst.

Die Ausführung der Tat und auch die nachfolgenden Anschläge sind detailliert beschrieben, man wird hautnah Zeuge der Geschehen. Die blutigen Opfer und schrecklichen Tatorte treten danach in den Hintergrund. Der Fokus liegt bei den Ermittlungen, dem Sumpf von Intrigen, Verrat und Bestechung. Gegen Ende nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt auf, die Bedrohung für Bollag und anderer Opfer wird größer und die Zeit drängt. Das Ende überzeugt ebenso wie der Weg dahin. 


Figuren
Heinz Neuenschwander und sein Team sind hartnäckige Ermittler, die vor einer riesigen Aufgabe stehen und zunehmendem Druck sowohl aus der Chefetage als auch von der Öffentlichkeit ausgesetzt sind. Die Charaktere überzeugen vor allem auch durch ihre Bodenhaftung und Ausdrucksweise, die im täglichen Frust gegen den Behördendschungel und der Presse auch mal Fluchworte in den Mund nehmen. Vor allem Heinz Neuenschwander als Chef der Ermittlungen weht ein eisiger Wind entgegen. Er widmet sich jedoch unermüdlich der Wahrheitsfindung. Er wirkt kompetent, aber nicht verbissen und ist bei den wenigen privaten Szenen sehr sympathisch.

Max Bollag ist ein Journalist, der in die Jahre gekommen ist und von seiner Frau – der Schwester des Opfers – getrennt lebt. Seine Karriere und die Ehe gehen gerade den Bach runter, ausschlaggebend war ein skandalöses, zweideutiges Foto, worauf er strafversetzt wurde. Sein Chef würde ihn am liebsten entlassen und wartet nur auf den nächsten Fehler. Als seine Frau Max um Hilfe bittet, hofft er, mithilfe der Insiderinformationen der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und seiner Karriere wieder neuen Schwung geben zu können. Auch er stellt unermüdlich Nachforschungen an und reist von einem Ort zum anderen, landet aber anscheinend immer in Sackgassen. Doch irgendjemandem ist er wohl zu nahe gekommen und gehörig auf die Füße getreten, denn er wird beschattet und später auch angegriffen ...

Das Opfer selbst bleibt blass und im Hintergrund. Dafür sind Nebenfiguren aus dem Eisenbahnmilieu teilweise detailliert ausgearbeitet und zeigen einen Blick hinter die Kulissen. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt eine typische Schweizer Eisenbahn, die durch ein Tal fährt. Der Zug und der Titel des Romans sind beide rot und mit einer glänzenden Farbschicht versehen. Die hügelige Landschaft im Hintergrund wirkt schattenhaft und ist braun eingefärbt. Der Inhaltstext auf der Rückseite ist auf einem schwarzen Hintergrund, wobei am rechten Rand ein schmaler Streifen einen Teil des Coverbildes zeigt. Eine eher schlichte Aufmachung, die jedoch perfekt den Inhalt widerspiegelt. Leider hat der Buchrücken schon nach kurzem Lesen und trotz sorgfältiger Behandlung Falten bekommen.


Fazit
Dieser Roman dürfte nicht nur Schweizer Leser überzeugen, denn die Handlung ist spannend und mit zahlreichen Wendungen ausgearbeitet. Das Ende und auch der Weg dahin haben mir sehr gut gefallen!


4 5 Sterne


Hinweise
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