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Ihre Flitterwochen hatte sich Tine ganz anders vorgestellt: Statt mit ihrem Verlobten im Flieger auf die Seychellen zu sitzen, wird sie kurz vor ihrer Hochzeit entführt – von einer 89-jährigen Oma, die Urne von Opa Heinzi unterm Arm. Ehe Tine weiß, wie ihr geschieht, ist sie auf der Flucht vor der Polizei und kutschiert Oma Strelow nach Polen, wo diese gedenkt, die Asche ihres geliebten Mannes ins Meer seiner alten Heimat zu streuen…

 

Flitterwochen 

Autor: Anne Hertz
Verlag: Knaur
Erschienen: März 2013
ISBN: 978-3-426-21351-3
Seitenzahl: 318 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Flug auf die Seychellen ist gebucht, ihr Verlobter packt die letzten Sachen zusammen und Tine muss nur noch schnell zur Bank und dann können die perfekten Flitterwochen inklusive der perfekten Traumhochzeit beginnen. Leider geht in der Bank alles schief. Durch einen dummen Zufall scheint Tine plötzlich eine Bankräuberin zu sein und die einzige Person, die ihre Unschuld bezeugen kann, ist eine 89-jährige Oma. Die will auch durchaus helfen, allerdings erst nachdem Tine sie nach Polen gefahren hat. Keine leichte Aufgabe, wenn der Flug ins Glück in nicht einmal zwei Tagen geht. Es wird auch nicht leichter dadurch, dass sie Jan mitnehmen müssen, unterwegs seine gesamte polnische Verwandtschaft kennen lernen und ob der auffällig lilafarbene Trabi das ideale Fluchtfahrzeug war, lässt sich bestreiten …

Die beiden Autorinnen hinter dem Pseudonym Anne Hertz, Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz, muten ihren Lesern im neuesten Werk einiges zu. Tine stolpert mit ihren amüsanten Reisegefährten von einer Katastrophe in die nächste. Leider bleibt die Glaubwürdigkeit dabei mehr als einmal auf der Strecke. Ein paar weniger unglaubwürdige Zufälle hätten aus dem Buch ein herausragenden Roman gemacht, so enttäuscht er leider ein wenig.


Stil und Sprache
Der Schreibstil von Anne Hertz lässt wie immer absolut nichts zu wünschen übrig. Locker und leicht leiten die Autorinnen den Leser durch die Handlung und schaffen es mit einer gehörigen Portion Humor, ihn so manches Mal Tränen lachen zu lassen. Auch die ruhigen bis traurigen Passagen meistern sie ohne Probleme und so liest sich das gesamte Buch sehr angenehm und unterhaltsam. Ihre Hauptperson Tine erzählt ihre Geschichte in der ersten Person selbst und die Wortwahl passt sehr gut zu ihrem Charakter. Die Wahl der Erzählperspektive ist für eine so chaotische Geschichte auch die einzig richtige, denn sie gibt dem Ganzen von Beginn an einen emotional nachvollziehbaren Ansatz. Da Tine eine durchaus sympathische Hauptfigur ist, liest man gerne mehr über ihre verrückten Ferien. An Abenteuern und plötzlichen Wendungen mangelt es auch bei weitem nicht. Ganz im Gegenteil ist eine Wendung verrückter als die andere und die Glaubwürdigkeit geht der Handlung bald verloren. Der Einstieg in der Bank und die Flucht aus Deutschland waren schon höchst unwahrscheinlich. Aber die Geschehnisse bei Jans Familie in Polen sorgen dann einfach nur noch für ein Kopfschütteln. Stellenweise scheinen einfach alle verrückten-klischeehaften Einfälle aufgeschrieben worden zu sein. Das ist vor allem deswegen so schade, weil die Charaktere und der Schreibstil samt der Grundidee durchaus das Potential für einen herausragenden Roman gehabt hätten. So verdreht der Leser eher die Augen als mit zu fiebern. Wirklich schade!


Figuren
Tine ist eine hervorragend gewählte Hauptfigur. Von der ersten Seite an ist sie dem Leser sympathisch und ihr ganzes Wesen passt durchaus in eine solche Geschichte. Trotz der chaotisch-unglaubwürdigen Grundhandlung, bleiben ihre Reaktionen meistens nachvollziehbar und die Art, wie sie sich von einer Katastrophe in die nächste manövriert, scheint authentisch zu sein. Dass sie trotzdem nicht aufgibt und am Ende beinahe am eigenen Zögern scheitert, macht sie nur noch sympathischer und man wünscht ihr vom ganzen Herzen ein Happyend.
Jan, der Begleiter von Tine und Oma Strelow, ist ebenfalls gut getroffen. Sein Charakter wird vielschichtig dargestellt, er widerspricht auf angenehm unaufdringliche Art den Klischees und ist für die meisten Seufzer beim Lesen verantwortlich. Kein untypischer männlicher Hauptcharakter für einen Roman dieses Genres, aber ein hervorragend dargestellter.
Das absolute Highlight des Buches ist Oma Strelow. Sie weiß genau, was sie will und ist mit ihrer kauzigen Art für die meisten Lacher des Buches verantwortlich. Man kann ihr einfach nichts böse nehmen und eigentlich ist ihr Wunsch, die Asche ihres Mannes zurück in die alte Heimat zu bringen, auch mehr als rührend. Alles in allem ist sie der heimliche Star des Buches, und auch wenn man selbst sich keine so anstrengend, chaotische Großmutter wünscht, würde man sie doch gerne mal im echten Leben treffen und als Freundin haben. Für Aufregung wäre da immer gesorgt.

Die restlichen Nebencharaktere sind im Großen und Ganzen gut ausgearbeitet. Die polnische Verwandtschaft lässt zwar kein Klischee aus, ist aber voller Gefühl beschrieben und wächst dem Leser schnell ans Herz. Einzig Tines Verlobter fällt ein bisschen ab, da er zu vorhersehbar und eindimensional handelt. Zum Glück nimmt er jedoch nur eine relativ kleine Rolle ein.


Aufmachung des Buches
„Flitterwochen“ erschien als Klappbroschür und passt von der Covergestaltung durchaus zu den anderen Büchern von Anne Hertz. Vor auffällig rotem Hintergrund feuert eine Pistole eine Herzchenwolke ab: nicht unkitschig, aber abstrakt genug gehalten, um trotzdem hübsch und passend zu sein. Die Herzchenwolke ist im Buchinneren auch zu jedem Kapitelanfang abgedruckt.


Fazit
Das Pseudonym Anne Hertz steht für unterhaltsame Frauenromane und auch „Flitterwochen“ bietet Humor, liebenswerte Charaktere und einen großartigen Schreibstil. Leider ist die Geschichte zu unglaubwürdig, um zu überzeugen. Wer darüber hinwegsehen kann, wird aber gut unterhalten.


3 Sterne


Hinweise
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