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Jahre nach den Ereignissen im „Bourne Ultimatum“ lebt David Webb zurückgezogen in der Nähe von Washington und lehrt als Professor an der Universität von Georgetown. Nichts erinnert mehr an die Gefahren seines früheren Lebens als Agent der CIA. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, als er plötzlich selbst ins Visier eines Killers gerät. Webb wird wieder zu dem Mann, der er nie sein wollte: Jason Bourne. In der Rolle des gnadenlosen Killers nimmt er die Spur des Verfolgers auf. Als zwei seiner Kontaktmänner umgebracht werden und die CIA ihn für den Mörder hält, beginnt ein gefährliches Katz- und Mausspiel. Im Fadenkreuz der eigenen Organisation und bedroht von einem unsichtbaren Feind, muss Jason Bourne alle Kräfte aufbieten, um das tödliche Spiel zu überleben.

 

  Autoren: Robert Ludlum & Eric van Lustbader
Verlag: Heyne
Erschienen: 01/2006
ISBN: 978-3-4530-0624-9
Seitenzahl: 703 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In Tschetschenien herrscht Krieg, die Rebellen setzen sich gegen die russischen Invasoren zur Wehr. Soldat Hassan Arensow lässt mit Hilfe des einflussreichen Scheiches Stepan Spalko den Rebellenführer ermorden, um selbst an die Spitze zu gelangen. Spalko nutzt den neuen Anführer der Tschetschenen als Schachfigur, um einen enormen Anschlag auf die Präsidenten der USA,  Russlands und der vier größten arabischen Staaten beim Terrorismusgipfel in Reykjavik zu planen.  Hiervon erhofft er sich einen gewaltigen Machtzuwachs. Als Sündenbock für die Öffentlichkeit soll Jason Bourne herhalten.

Um Bourne ins Spiel zu bringen, werden seine Freunde, die CIA-Legende Alex Conklin und der Psychologe Morris Panov, ermorden. Durch Verdrehung der Beweislast scheint Bourne der Mörder zu sein, so dass die CIA Jagd auf ihn macht. Zudem setzt Spalko einen erfahrenen Killer auf Bourne an, der aus ganz eigenen Gründen Rache an dem Mann üben will, von dem er meint, dass er ihn einst verraten und im Stich gelassen habe. Bourne gerät zwischen die Fronten derer, die seinen Tod wollen und taucht unter, um hinter die Verschwörung zu kommen.

Die Grundidee zu diesem Spionagethriller mag nicht ganz unbekannt vorkommen, wurde jedoch auf ganz eigenem Wege und mit eigenen Ideen umgesetzt, der Handlungsstrang zudem noch intelligent aufgebaut.


Stil und Sprache
Dieses Werk ist kein Ludlum. Robert Ludlum verstarb bereits 2001 vor der Fertigstellung dieses Romans, „Das Bourne Vermächtnis“ wurde stattdessen von Eric van Lustbader geschrieben.  Und das merkt der Leser ab der ersten Seite, insbesondere wenn er vorher die ersten 3 Bourne-Bücher verschlungen hat und direkt vergleichen kann. Der Stil Lustbaders unterscheidet sich zu deutlich von Ludlum. Da Eric van Lustbader die von Robert Ludlum geschaffene Reihe fortführt, muss er sich den direkten Vergleich gefallen lassen.

Während Ludlum einen so temporeichen Schreibstil beherrschte, wie ihn nur sehr wenige Autoren dieses Genres zustande bringen, ist Lustbaders Erzählstil viel ruhiger. Auch er schafft es, von Anfang an Spannung aufzubauen und den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, diese mitreißende Stimmung, wie man sie von Ludlum kannte, erreicht er jedoch nicht völlig. Dabei wechselt  die Handlung ebenfalls zwischen sehr schnellen Passagen und ruhigen Szenen, die dem Leser Zeit zum Durchatmen geben, jedoch haben diese temporeichen Szenen eine deutlich nüchternere Art. Hat man sich erstmal an diesen anderen Stil gewöhnt, liest sich das Buch jedoch gut. Etwas störend mögen – wie bei den letzten zwei Bourne-Büchern auch – die recht langen Kapitel sein, hier sind sie jedoch durch größere Absätze etwas aufgelockert, so dass man abends gut auch mal nur einige Seiten lesen kann.

Die Er-Perspektive in Verbindung mit den geschickten Szenenwechseln ermöglicht es,  sich an jeder Stelle auf die Handlung, die Figuren und deren Gedanken einzulassen. Wie auch Robert Ludlum bringt Eric van Lustbader genaue Kenntnisse über die Örtlichkeiten mit ein, er beschreibt die Eigenarten der Gebäude und Schauplätze intensiv, manchmal gar etwas ausufernd. In einigen Passagen geht er sogar auf die Geschichte der Schauplätze, so zum Beispiel Budapest, Kreta oder die Entstehungsgeschichte Islands ein. Für den geschichtlich interessierten Leser ist das durchaus aufschlussreich, für den eher an der reinen Handlung Interessierten jedoch schon eher zu umfangreich.

Der Hauptteil der Geschichte ist logisch und nachvollziehbar, allerdings hat Lustbader einige zum Teil kräftige Detailfehler eingebaut. Da der Übergang zwischen dem Stil einerseits und den Figuren andererseits fließend ist, komme ich hierauf im folgenden Abschnitt zu sprechen.


Figuren
Die Figuren im „Bourne Vermächtnis“ sind meistens gut ausgearbeitet und dreidimensional, die Motive und auch die Gefühle nachvollziehbar. Die einzelnen Figuren sind auch nicht zu perfekt, alle haben ihre Ecken und Kanten. Mir fiel auf, dass der Autor deutlich intensiver als Ludlum auf die Gefühle der Figuren eingeht. Es stört mich jedoch stellenweise enorm, dass Eric van Lustbader bei der Handhabung bereits bekannter Figuren eigene Wege geht und dermaßen von den Vorlagen abweicht, so dass der Eindruck entsteht, er habe diese nicht sonderlich aufmerksam gelesen.

Im Zentrum dieser Geschichte steht wieder David Webb alias Jason Bourne.  Man fragt sich ein wenig, wie die Eigenschaften der von Lustbader beschriebenen Figur hier herein passen. Diese Geschichte soll Jahre nach „Dem Bourne Ultimatum“ spielen, in dem Bourne bereits 50 Jahre alt war und – speziell bei seinen Kämpfen – immer häufiger die Einflüsse des Alters auf seinen Körper spürte. In diesem Buch müsste Bourne also nochmal einiges älter sein, jedoch fehlen plötzlich all diese Einschränkungen. Auch fiel mir sofort auf, dass die Konflikte der unterschiedlichen Charaktere fast völlig fehlen, die man bisher immer kannte.  Während sich Webb früher nur sehr widerstrebend in Jason Bourne verwandelte und immer die Gefahr bestand, sich völlig in diesem dominanten Charakter zu verlieren, ist der Wechsel der Charaktere hier schnell und funktionell, auf den Konflikt wird nicht sonderlich eingegangen, geschweige denn fortgeführt. Andererseits werden Bourne’s Gefühle überaus intensiv beschrieben, es passt aber sehr gut zur Handlung. Sehr gut gefiel mir die weitere Aufarbeitung seiner Vergangenheit, man erfährt noch einmal mehr über Webb’s  Leben, bevor er zu Bourne wurde.

Schon fast plumpe Detailfehler bei  Alex Conklin, dessen „kaputtes Bein“ zum Beispiel auf „einen gewaltsamen Übergriff in der Vergangenheit“ zurückgehe; es entsteht der Eindruck, als sei dieses zwar verkrüppelt, fehle aber nicht fast vollständig aufgrund einer Mienenexplosion. Zudem wurde Alex Conklin bereits in „Das Bourne Imperium“ zu einem trockenen Alkoholiker, in „Das Bourne Ultimatum“ ist er bereits seit langem trocken – hier jedoch beschreibt Lustbader detailiert Conklins bevorzugte Whiskey-Marke, welche er kurz vor seinem Tod mit seinem Freund Panov getrunken habe. Auf die ehemalige Alkoholsucht oder auf einen Rückfall geht Lustbader indes nicht ein.

Alle anderen Figuren werden neu eingeführt, auch der langjährige CIA-Direktor ist nicht mehr mit Bourne’s Freund Peter Holland identisch. Die Schaffung dieser neuen Figuren ist dem Autor aber überzeugend gelungen.

Einen weiteren Logikfehler habe ich zum Ende des Buches bemerkt. Dort sind die Gegner von Bourne zwar alle in ABC-Schutzanzüge mit eigenständigen Sauerstoffversorgungen gekleidet. Als jedoch einer dieser Personen tödlich getroffen wird, kann ein weiterer Antagonist  das feuchte und strähnige Haar des Sterbenden fühlen, diesen küssen und dessen Tränen schmecken. Als  besagter Antagonist dann davon schleicht, wird er plötzlich wieder in seinem Schutzanzug beschrieben, den er zwischenzeitlich gar nicht abgelegt haben kann.


Aufmachung des Buches
„Das Bourne Vermächtnis“ ist sowohl als Taschenbuch, als auch in Form einer gebundenen Ausgabe erhältlich. Mir liegt dieser Roman als gebundenes Buch mit 703 Seiten vor.  Auf dem Schutzumschlag wird das Buch dominant als Werk von Robert Ludlum angepriesen, die Gründe sind wohl in der besseren Vermarktung zu suchen. Auf dem Frontcover ist der Schriftzug „Robert Ludlum“ sogar in deutlich größeren Lettern als der eigentliche Titel zu finden, Eric van Lustbader wird hingegen als recht kleiner Schriftzug dazwischen ergänzt. Ohne Schutzumschlag ist von außen gar nicht mehr zu erkennen, dass dieser Roman von Eric von Lustbader geschrieben wurde.
Die farbliche und bildliche Gestaltung ist angenehm mit zwei Dämmerungsaufnahmen zwischen einer schwarzen Fläche  gestaltet, bildet aber keinen Wiedererkennungswert zu den bisherigen Bourne-Büchern, die mir im Taschenbuchformat vorliegen.


Fazit
Sieht man einmal von den Detailfehlern ab und versteht diesen Spionage-Thriller von Eric van Lustbaden eher als eigenständiges Buch als einen nahtlosen Anschluss an die vorangegangenen Bourne-Romane, weiß das Buch im Großen und Ganzen zu überzeugen. Lustbader legt andere Schwerpunkte und hat einen gänzlich anderen Erzählstil als Ludlum, schlecht ist er allerdings nicht. Die Geschichte ist auf jeden Fall unterhaltsam und ist insbesondere Freunden von Spionage und Verschwörungen eine Empfehlung wert. Fans von Robert Ludlum und dem Helden Jason Bourne werden aber ein wenig enttäuscht.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Die Bourne Identität
Band 2: Das Bourne Imperium
Band 3: Das Bourne Ultimatum

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