Smaller Default Larger

Kafkas Erzählen entwickelt einen besonderen Charakter durch die Verarbeitung filmischer Bewegungsmuster und Sujets. Es lebt aus den grotesken Bildfolgen und Übertreibungen des frühen Kinos, die hier literarisch verdichtet wiederkehren. Der Film ist in Kafkas Geschichten allgegenwärtig: im Rhythmus des großstädtischen Verkehrs, in Verfolgungsjagden und Doppelgänger-Szenen, in Verbrechen und Pathos, in den Gebärden der Angst und den Schattenspielen des Schreckens. Kafkas Expressionismus ist der Expressionismus des Stummfilms.
Peter-Andre Alts Buch bietet eine Vielzahl überraschender Entdeckungen, die Kafkas Texte in völlig neues Licht rücken.

  Autor: Peter-Andre Alt
Verlag: C. H. Beck
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-406-58748-1
Seitenzahl: 237 Seiten 


Stil und Sprache
Welche Rolle spielt der Film für Kafkas Erzählen? Welche kinematographischen Muster tauchen in seinem Werk auf? Inwiefern prägte der Film die moderne Wahrnehmung?
Alt greift hier interessante Fragen auf, die Kafkas Schreiben aus einer völlig neuen interessanten Warte beleuchten.
Sprachlich-stilistisch ist das Buch in einem wissenschaftlichen Ton gehalten, was in meinen Augen völlig in Ordnung ist. Wenn man sich ein Buch mit dem Untertitel „Über kinematographisches Erzählen“ anschafft, erwartet man sicherlich keinen populärwissenschaftlichen Text, sondern eine fundierte Analyse. Fast 40 Seiten Endnoten stellen das ganze auf eine solide wissenschaftliche Basis.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Wissen wird gut nachvollziehbar und präzise vermittelt. Der Autor ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der FU Berlin und spricht hier vor allem ein Akademikerpublikum an. Doch auch wer sich außerhalb der Universität für Kafkas Schreiben interessiert und mit seinen Texten vertraut ist, wird das Buch mit Gewinn lesen. Mich hat das Buch übrigens nicht so sehr wegen Kafka, sondern vor allem aufgrund der filmischen Erzählmuster, die Alt aufgreift, interessiert. Die Lektüre ist auf alle Fälle auch unter diesem Aspekt empfehlenswert. Immer wieder stößt man auf an den Film angelehnte literarische Ausdrucksformen, die auch bei anderen (modernen und postmodernen) Autoren zu finden sind.


Aufmachung des Buches
Hier handelt es sich um eine fest gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag. Das Cover greift die beiden Themen auf: Kafka (Porträt) und Film (Standbild aus Murnaus Nosferatu). Die Gestaltung des Covers fand ich durchaus ansprechend und dem Thema angemessen, da sie weder langweilig, noch aufdringlich wirkt.
Im Buch selbst findet man 20 s-w-Abbildungen, Standbilder aus den thematisierten Filmen, die Kafka maßgeblich prägten.


Fazit
Alts Buch ermöglicht eine neue Sichtweise auf Kafkas literarische Arbeiten, die ich als ausgesprochen bereichernd empfand. Hier kommt man vielen Besonderheiten auf die Spur, die Kafkas Schreiben kennzeichnen. Eine spannende Analyse, die ich allen Kafka-Interessierten Lesern empfehlen kann.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo