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Damit die einen überleben, müssen die anderen sterben.

In einem überfüllten Rettungsboot führen die Überlebenden eines Schiffsunglücks einen schier aussichtslosen Kampf gegen Sturm, Hitze und Durst. Je länger das Warten auf Hilfe dauert, desto erbitterter wird darum gerungen, wer an Bord die Befehle geben darf. Und wer das Boot verlassen muss. Die junge Grace Winter gerät zwischen die Fronten. Und sie weiß: Die falsche Entscheidung bedeutet ihren Tod.

 

In einem Boot 

Originaltitel: The Lifeboat
Autor: Charlotte Rogan
Übersetzer: Alexandra Ernst
Verlag: script5
Erschienen: 16.09.2013
ISBN: 978-3-8390-0150-9
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach einem schweren Schiffsunglück landet Grace zusammen mit 38 weiteren Passagieren der Zarin Alexandra in einem der unterdimensionierten Rettungsboote, während andere vor ihren Augen ihr Leben in den Tiefen des Ozeans verlieren. Anfangs glauben sie noch, in Kürze gerettet zu werden, doch mit jedem Tag sinkt die Hoffnung und Verzweiflung macht sich breit. Eine Verzweiflung, die drastische Taten mit sich bringt ...

Die diesem Buch zu Grunde liegende Idee ist überaus spannend und bietet Potential für eine mitreißende Geschichte. Leider gelingt es Charlotte Rogan jedoch nicht, dieses Potential auszuschöpfen.


Stil und Sprache
Im Prolog blickt die Hauptfigur Grace – aus deren Sicht die gesamte Geschichte in erster Person erzählt wird – auf ihre Erlebnisse zurück, während sie einer möglichen Verurteilung wegen Mordes entgegen sieht. Im ersten Kapitel geht es dann einige Wochen in der Zeit zurück und der Leser findet sich gemeinsam mit Grace auf dem Rettungsboot wieder, während das Schiff Zarin Alexandra sinkt. Durch die rückblickende Erzählweise ist es Grace möglich, das Geschehen zu kommentieren und um später gewonnene Erkenntnisse zu ergänzen. Teilweise wirkt die Geschichte dabei ungeordnet. So wird auf Seite 64 erwähnt, dass die Rettungsboote wohl kaum für 40 Personen gedacht sein können, genau das wurde aber bereits zuvor angesprochen. Allerdings passt dies zur Erzählweise, wie Grace sie selbst auf Seite 72 beschreibt: "[...] denn es bedarf einer ständigen Anstrengung, sich zu entsinnen, um diesen Bericht zu verfassen. Manchmal erinnere ich mich spontan an eine Begebenheit, und manchmal führt eine Erinnerung zu einer anderen, die wiederum zu einer anderen führt, und so weiter." Der Schreibstil ist dabei größtenteils sehr bildreich: "Aber mich dürstete nach Regen und Salzwasser, nach der endlosen Weite des Ozeans" (Seite 11).

Ein – wenn auch nur geringes – Maß an Spannung kommt auf, als die Situation im Rettungsboot schon nach wenigen Tagen zu eskalieren droht. Allerdings beruhigen sich die Gemüter schon bald ein Stück weit und die Geschichte versinkt ebenso in teilnahmsloser Apathie wie die Figuren an Bord. Hier hätte die Autorin mehr Dramatik heraus kitzeln können, wenn es ihr auch gut gelingt, die sich über Tage aufbauende Zwietracht authentisch darzustellen. Erst im letzten der vier Teile des Buches wird die Neugier des Lesers wachgekitzelt, denn nachdem man Grace und die anderen über 240 Seiten hinweg begleitet hat, möchte man nun auch wissen, wie sie die letzten Tage auf dem Rettungsboot verbracht haben und wie das Gericht urteilen wird. Insgesamt bleiben am Ende des Buches jedoch zu viele Fragen unbeantwortet, weshalb man dieses eher weniger befriedigt zur Seite legt.


Figuren
Den Großteil der Geschichte über sind es genau 39 Figuren, die der Leser begleitet, wobei man davon wiederum nur eine Handvoll näher kennen lernt und die anderen weniger bis gar nicht erwähnt werden. Grace erzählt die Geschichte in erster Person und doch fällt es schwer, mit ihr warm zu werden. Es ist ihre distanzierte, teilnahmslose und gerade zum Ende hin auch berechnend wirkende Art, die sie unsympathisch erscheinen lässt. Es ist natürlich verständlich, dass sie von den grausamen Ereignissen auf dem Rettungsboot Abstand nehmen möchte, dennoch wirkt sie gefühlskalt und macht es dem Leser unmöglich, sich mit ihr zu identifizieren. Bis zum Schluss gelingt es Charlotte Rogan nicht, diese Distanz zu überbrücken. Mr. Hardie, an den Grace lange Zeit all ihre Hoffnungen klammert, wirkt noch unsympathischer und ist nicht nur dem Leser suspekt. Insgesamt sind die Nebenfiguren ihren Rollen entsprechend mehr oder weniger ausführlich und authentisch ausgearbeitet, werden durch Graces Sichtweise aber auch nur äußerst subjektiv dargestellt.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des gebundenen Buches spiegelt sehr schön die Weite und Unberechenbarkeit des Meeres wieder und vermittelt eine düstere Atmosphäre. Gänzlich gegensätzlich wirkt dazu der hellblaue Farbton des Buches selbst, der so harmlos und friedlich erscheint. Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend, auf ein Lesebändchen wurde allerdings verzichtet.


Fazit
Eine vielversprechende Grundidee, die jedoch nicht überzeugend umgesetzt worden ist. Es mangelt an Spannung, was jedoch zu einem großen Teil daran liegt, dass man mit der Hauptfigur kaum mitfühlen kann.


2 Sterne


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