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Hallo Herr Jagusch,
Zuerst möchte ich Ihnen - auch im Namen des gesamten Teams  - danken, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen.

Ich danke für die Möglichkeit, mich bei Ihnen vorstellen zu dürfen.


Wenn Sie mögen, stellen Sie sich doch kurz mit ein paar Sätzen vor. Wer ist Rudolf Jagusch?

Das bin ich. Kein Pseudonym, sondern Realität. Mich kann man ergoogeln, persönlich ansprechen, per E-Mail erreichen und sogar anrufen. Ich stehe zu dem, was ich mache, was ich schreibe, was ich als Krimiautor „verbreche“. Ich freue mich, wenn ich meine LeserInnen auf Lesungen treffe, plaudere gerne übers Schreiben, liebe es, zu unterhalten.


Wie sind sie eigentlich auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?

Ich rieche gerne an druckfrischen Büchern, lasse die Geschichte am Daumen vorbei gleiten, um mir den Duft der Seiten in die Nase zu treiben. Irgendwann habe ich mir gedacht, es wäre doch ein zusätzlicher Kick, wenn auf dem Buch mal mein Name stehen würde.

Aber Scherz (?) beiseite: Eine –wie ich finde- natürliche Entwicklung: Ich habe seit klein an Bücher verschlungen, bin abgetaucht in die Geschichten, war bereit, Fiktion und Wirklichkeit zu verschmelzen. Ich glaube es ist normal, wenn man dann irgendwann einmal den Wunsch verspürt, selbst ein Buch zu schreiben, vielleicht auch, um mal zu erfahren, wie hoch die Hürden sind.


Ihr erster Krimiroman um den beurlaubten Polizeibeamten Stephan Tries spielt in Ihrer Heimatgemeinde, dem Ort Bornheim-Sechtem, im Vorgebirge. Sind Sie durch die zahlreichen Eifelkrimis dazu inspiriert worden, ins Regional-Krimi-Geschäft einzusteigen?

Ehrlich zugegeben habe ich vorher nicht einen einzigen Eifelkrimi gelesen. Zu der Zeit, als Leichen-Sabbat entstand, war ich noch den amerikanischen Krimis verschrieben. Hat sich übrigens inzwischen vollkommen geändert. Krimis von KollegInnen aus dem Ausland lese ich nur noch selten, dafür sind mir aber Berndorf, Kramp, Glaser, Izquierdo, Buslau, Henn und viele andere ein Begriff. Sie sorgen inzwischen für meine schlaflosen Nächte …
Ich habe Bornheim, genauer Sechtem, gewählt, einfach weil ich die Örtlichkeiten kenne. Ich hatte es nicht nötig, hier groß Recherchenarbeit hinein stecken zu müssen. Nennen Sie es Faulheit, ich sage: Schreibe über das, was du kennst.


Wie lief die Arbeit an Ihrem ersten Roman ab? Was war zuerst da, die Figur Stephan Tries, oder die Story? Wie haben Sie sozusagen den Krimi entwickelt von der Idee bis zum fertigen Buch?

Der Umstand, wie die Opfer zu Tode kommen, war zuerst da. Dann habe ich nach einem Motiv gesucht, anschließend die Location. Die Story funktioniert meines Erachtens nur in einem kleinen dörflichen Umfeld. Bornheim-Sechtem passte also bestens. Zum guten Schluss kam mein Kommissar Stephan Tries hinzu. Mit ihm habe ich dafür im Vorfeld die meiste Zeit verbracht. Habe mit ihm gekocht, gelacht, geweint, ihn interviewt, wir haben uns gestritten und dann auch wieder vertragen. Da Leichen-Sabbat als Fortsetzung konzipiert ist, musste ich mir auch überlegen, wie Stephan und sein Umfeld sich entwickeln können. Denn nichts ist langweiliger, als ein Mensch, der nicht aus seinen Erfahrungen lernt und Konsequenzen daraus zieht.
Inzwischen ist es für mich so: Stephan Tries lebt! Wahrhaftig!


Ihr Protagonist Stephan Tries ist ein leidenschaftlicher Hobby-Koch, zumindest was die italienische Küche anbelangt. Ich muss gestehen, dass einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft. Sind Sie kulinarisch auch Italien-Fan?

Ein ganz klares JA!!! Ich liebe die italienische Küche, die mehr zu bieten hat als Nudeln mit Tomatensoße. Übrigens: Die Rezepte zu den Gerichten, die mein Kommissar kocht, finden sich auf meiner Homepage wieder. Dort ist es noch sehr übersichtlich, aber es werden bald mehr …


Wieviel Rudolf Jagusch steckt sonst in der Figur Stephan Tries?

Sie meinen über die Liebe zur italienischen Küche hinaus? Schwer zu beantworten. Wir sind fast im gleichen Alter, der Musikgeschmack ist ähnlich, auch haben wir hin und wieder die gleichen Ansichten – aber nicht immer. Ich glaube, Stephan ist die Person, die ich vielleicht geworden wäre, wenn ich nicht meine Frau getroffen hätte: Ein Eigenbrötler, der lieber für sich alleine ist und nur zu einer Handvoll Menschen in seiner Umgebung Kontakt hält.


War es schwierig, einen entsprechenden Verlag für Ihr Manuskript zu finden und wie sind Sie dabei vorgegangen?

Als Newcomer einen Verlag zu finden, ist (fast) immer schwierig. Ich habe vorher noch andere Romane geschrieben. Auch ich habe Absagen ohne Ende abgeheftet. Im Nachhinein kann ich aber auch urteilen: Zu Recht! Aber dies ist ein Kapitel für sich.
Bei Leichen-Sabbat hatte ich Glück, dass eine befreundete Kollegin mir geholfen hat. Kontakte und Netzwerke sind unheimlich wichtig, wenn man seinen Fuß in die Tür eines Verlages bekommen möchte.


Was war das für ein Gefühl, das erste eigene Buch in den Händen zu halten und Schriftsteller zu sein?

Um dies zu beschreiben, reichen vier Worte: Ein Traum wurde wahr!
Klar, auf der einen Seite schreibe ich, weil ich schreiben möchte, weil ich Spaß daran habe, weil es mich entspannt und und und …
Doch es ist schon ein tolles Gefühl, wenn mehr daraus wird.


Wie bringen Sie im Alltag alles unter einen Hut, hauptberufliche Tätigkeit als Beamter, Familienvater und Schriftsteller?

Ich kombiniere:
Ich jogge, dabei kann ich Musik hören und plotten.
Beim Pendeln mit der Bahn zur Arbeit und zurück schreibe ich mittels Netbook.
Ich cache gerne (Schnitzeljagd mittels GPS), dabei lerne ich interessante Locations im Vorgebirge kennen.
Ich koche italienisch, Stephan Tries hat ein neues Rezept.
In der Mittagspause wird nicht gegessen, sondern geschrieben.
Ich glaube, man kann viel Zeit für das Schreiben finden, wenn man nur bereit dazu ist – und auch kreativ.


An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?

In Kürze steht das Feinlektorat für die Fortsetzung der Stephan-Tries-Reihe an. Die wird im Herbst 2009 bei EMONS erscheinen.
Für eine Kinderkrimi-Reihe bin ich auf Verlagssuche.
Dann schreibe ich zurzeit an Stephan Tries‘ drittem Fall.
Ein Kölnkrimi ist zur Hälfte fertig und schreit mich an, dass er endlich zum Ende kommen möchte.
Ende 2010 wird ein zeitgeschichtlicher Thriller bei KAMERU erscheinen. Hier muss auch noch dran gearbeitet werden.
Einen historischen Vorgebirgs-Thriller würde ich auch noch gerne dazwischen schieben. Die Idee ist da, aber die Zeit …


Haben Sie schon einmal daran gedacht, das Schreiben komplett zu Ihrem Beruf zu machen?

Klar, daran gedacht schon. Wenn mir das Glück hold wäre, ich einen Megabestseller schreibe, Hollywood die Filmrechte erwerben würde, dann, ja dann könnte ich mir das schon ganz gut vorstellen.
Allerdings bin ich (denke ich) Realist. Ich liebe das Schreiben, möchte aber nicht davon abhängig sein, mir eine gewisse Freiheit und auch finanzielle Sicherheit bewahren. Bestenfalls würde ich meinen Brotberuf zurückschrauben, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben. Niemals aber würde ich meinen Brotberuf ganz aufgeben. Dafür mache ich diesen eigentlich auch zu gerne.


Was findet sich in Ihrem Bücherschrank? Gibt es Bücher, die Sie zum Vorbild genommen haben? Welches Buch können Sie den Lesern der Leser-Welt empfehlen?

Im Moment findet sich so gut wie nichts mehr in meinem Bücherschrank. Ich habe renoviert und meine bis dahin an die 1000 gestapelten Bücher verkauft. Herr der Ringe habe ich hier noch stehen, eine Agatha-Christie-Reihe, einige Krimis, die mir KollegInnen signiert haben, und Bildbänder aus dem Vorgebirge.

Vorbilder habe ich. Ken Follett ist einer, Jacques Berndorf zurzeit ein anderer. Ich versuche aber, nicht zu kopieren, sondern meinen eigenen Stil durch aufmerksames studieren anderer Bücher fortzuentwickeln. Wenn mir eine Stelle, ein Buch, eine Figur besonders gefällt, stell ich mir die Fragen: Warum ist dies so? Kann ich das auch bei mir umsetzen, ohne mich verbiegen zu müssen? Würde es in deinen Geschichten funktionieren?

Empfehlen kann ich natürlich meine Bücher ;-) Darüber hinaus Sabine Thiesler „Das Hexenkind“. Klasse Figurenentwicklung, Toskana pur. Oder das gefühlsstarke Buch „Eismond“ von Jan Costin Wagner.


Gibt es irgendetwas, was Sie an dieser Stelle noch loswerden möchten?

Die deutschen Krimis und AutorInnen sind klasse! Probiert es aus!


Für Ihren weiteren Lebensweg wünsche ich Ihnen viel Glück und besonders Erfolg für Ihre weitere schriftstellerische Karriere.

Vielen Dank.


Die offizielle Homepage des Autors: www.tatort-vorgebirge.de

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