Stuttgart rockt. (Zumindest noch in den 80ern.)
Autoreverse ist eine Leichtkraftfahrt zwischen Tanzschule Dieterle und Rockfabrik Ludwigsburg. Eine Zeitreise zwischen 1979 und 1984. Ein Roadtrip vom Jugendhaus Stuttgart-Möhringen nach Südfrankreich und zurück. Eine Plattensammlung von A wie AC/DC bis M wie Motörhead. Ein Leben zwischen Bier mit Cola, Schwarzer Krauser mit Haschisch und Mädchen mit Busen.
„Wie Feuchtgebiete. Mit Gitarren. Aber ohne den ganzen Geschlechtsverkehr.“
Autor: Kai Thomas Geiger |
Die Grundidee der Handlung
"autoreverse" spielt im Stuttgart der späten 70er - Anfang 80er Jahre und erzählt die Geschichte des Jungen Marc und seiner vier Freunde Jones, Basti, Floyd und Fred. Mit Musik von ACDC, Kiss, Queen und vielen anderen Bands entwickelt sich der Musikgeschmack der Jungen ebenso weiter wie ihre Ansichten und Bedürfnisse. Der Ich-Erzähler Marc lernt neue Freunde kennen und entwickelt sich schließlich in eine andere Richtung als sein bester Freund. Musik, Alkohol, Mädchen und Drogen beeinflussen das Verhältnis der vier Kumpels untereinander, bis sie schließlich ein einschneidendes Erlebnis in die Welt der Erwaschenen katapultiert.
Die Idee ist interessant, wurde sehr kurzweilig umgesetzt und weckt unter den älteren Lesern garantiert nostalgische Gefühle.
Stil und Sprache
Die Geschichte ist aus der Sicht des Protagonisten Marc in der Ich-Form geschrieben. Die erste Person ist bei dieser Geschichte auch passend, da sie die Erzählung sehr persönlich und intensiv wirken lässt. Der Schreibstil ist einfach, flüssig und unkompliziert zu lesen. Auch die Sprache und die Weltanschauung der Hauptperson sind der gewählten Zeit um 1980 und dem Alter von Marc sehr gut angepasst. Jene Leser, die ihre Jugend ebenfalls um die 1980er Jahre erlebt haben, werden sich in Marc oder in seinen Freunden und deren Erlebnissen bestimmt teilweise wiedererkennen können.
Das Gefühl der persönlichen Freiheit mit dem Erwerb des ersten Kassettenrecorders, der ersten Hifi-Anlage und das Entdecken, der vielen neuen Band’s und Musikrichtungen, die plötzlich zur Verfügung stehen, wird in der Geschichte gut nachvollziehbar dargestellt. Der unkomplizierte Erzählstil und das absolute Augenmerkt auf die Gefühle und Bedürfnisse von Marc und den Jugendlichen seiner Altersgruppe zeichnet ein interessantes Bild dieser Zeit. Mit Marc und seinem Freundeskreis werden sich auch Leser im jugendlichen Alter gut identifizieren können. Denn die Probleme der Protagonisten unterscheiden sich nicht wesentlich von den Schwierigkeiten, vor denen die Heranwachsenden in der heutigen Zeit stehen. Musik, Mopeds, Eltern, Schule, Alkohol, Mädchen und Drogen. Das Bedürfnis „cool“ zu sein, irgendwie herauszufinden wer man ist, seinen Platz in der Gesellschaft zu entdecken und die eigene Existeinz mit Hilfe der Musik in die Welt zu schreien, waren auch für die Jugendlichen damals schon wichtige Bedürfnisse.
Bei jenen Lesern, die in dieser Zeit aufgewachsen sind, wird dieses „Erwachsen werden“, wie auch das Entdecken der Musik, wohl so ähnlich verlaufen sein, wie es die Protagonisten im Buch erleben. Die Beschreibungen von den Discos und ihrem Publikum haben ebenso großen Wiedererkennungswert, wie die Cliquen und das Bedürfnis der Jugendlichen irgendwo dazuzugehören.
Besondere Spannungsbögen und einen gefinkelten Skriptaufbau wird man in diesem Buch nicht finden, dafür hält man ein unterhaltsames, leicht lesbares Buch in den Händen, das einen guten Eindruck von dieser Zeit vermittelt. Bei den älteren Lesern könnten sich bei Begriffen wie „LPs“, „Mix-Tapes“ durchaus nostalgische Gefühle einschleichen, doch abgesehen davon wird man bald entdecken, dass sich - trotz der fortgeschrittenen Kommunikationsmöglichkeit via Twitter, Facebook und Smartphone - an den eigentlichen Problemen und wichtigen Themen der Jugendlichen auch heute nicht viel geändert hat.
Figuren
Die Hauptperson Marc und seine Freunde Jones, Basti, Floyd und Fred repräsentieren die Jugend und den unterschiedlichen Verlauf des „Heranwachsens“ in den späten 70er - Anfang 80er Jahren. Marc nimmt die Leser auf eine kurzweilige Zeitreise mit, in der Freud und Leid ebenso eng beieinander liegen wie Musik und die erste Liebe.
Alle Figuren sind in ihrer Unterschiedlichkeit glaubhaft dargestellt und entwickeln sich im Buch gut sichtbar weiter. Die Probleme und Herausforderungen, wie auch die Bedürfnisse, Gewissenskonflikte und Fehleinschätzungen, mit denen Marc und seine Freunde zu kämpfen haben sind heute noch genauso aktuell wie sie es schon damals waren.
Es wird gut gezeigt, wie die unterschiedlichen Charaktere an die Herausforderungen herangehen und an ihnen wachsen oder daran zerbrechen. Dadurch wirken die Figuren sehr wirklichkeitsnahe und glaubwürdig. Jede Figur hat ein altersgemäßes Ziel und ist motiviert und bemüht, zu bekommen, was sie sich wünscht.
Aufmachung des Buches
Der broschierte Roman ist etwas größer als ein übliches Taschenbuch. Auf der vorderer Innenklappe wird der Inhalt kurz beschrieben, auf der rückwärtigen Innenklappe befindet sich die bebilderte Kurzvita des Autors. Das schwarz-weiße Coverbild passt gut zum Thema und der Rückseitentext bietet eine kurze Zusammenfassung des Inhalts. Der 255 Seiten lange Roman ist in zweiunddreißig Kapitel gegliedert, die jeweils mit einer zusammenfassenden Überschrift versehen sind. Auf den letzten Seiten ist noch eine Soundtrackliste zu finden und ein „Gratitude & the highest fives to:“.
Fazit
Der unterhaltsame Roman bietet seinen Lesern einen interessanten Einblick in das Leben und die Probleme mit dem "Erwachsenwerden" der Jugendlichen der späten 70er - frühen 80er Jahre.
Eine kräftige Portion Nostalgie fügt sich mit den immer aktuellen Problemen der Pubertät zu einer sehr realistisch anmutenden und kurzweiligen Geschichte zusammen.
Hinweise
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