In Paris kennt ihn jeder: Monsieur Cho, den geheimnisvollen Teemeister, der einsam und zurückgezogen lebt, aber die feinste Nase für Tee haben soll. Eines Tages steht eine junge Frau, Lin Berwanger, vor seinem Teeladen und fragt nach einer Verkostung. Als sie sich später mit den Worten "Auf Wiedersehen, Vater" von ihm verabschiedet, beginnt Cho nachzurechnen. Die junge Frau könnte recht haben. Er muss sie unbedingt wiedersehen, doch sie scheint spurlos verschwunden. Plötzlich befindet sich Cho inmitten eines Kriminalfalls: Der Polizeipräsident wird geteert und gefedert aufgefunden, ein Chefpathologe gefesselt und geknebelt. Und was hat Lin damit zu tun?
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Autor: Anja Jonuleit |
Die Grundidee der Handlung
Monsieur Cho kann seine alte Liebe Emile nicht vergesse. Sie verschwand vor über 20 Jahren plötzlich aus seinem Leben und alle Versuche, seine Geliebte wieder zu finden, scheiterten. Da steht unvermittelt eine junge Frau vor ihm, die sich als seine Tochter Lin zu erkennen gibt. Nach dem ersten Schrecken erkennt Monsieur Cho, welche Chance ihm diese Begegnung bietet. Doch Lin scheint spurlos verschwunden. Mit viel detektivischem Geschick geht Monsieur Cho an die Aufklärung des geheimnisvollen Verschwindens. Je tiefer er sich mit der Angelegenheit befasst, desto seltsamer erscheint sie. Schließlich muss der feinfühlige Cho erkennen, dass vieles ganz anders ist, als es zunächst schien.
Anja Jonuleit hat einen gut aufgebauten Psychothriller geschrieben. Er plätschert anfänglich etwas dahin, nimmt dann aber schnell Fahrt auf und entwickelt sich zu einem komplexen Gebilde, das den Hörern einiges zu bieten hat. Nicht nur, dass die Autorin ihren Hauptfiguren viel Leben einzuhauchen vermag: Sie versteht es auch, die Geschichte so zu erzählen, dass der Hörer immer mal wieder das Gefühl hat, nun alle Zusammenhänge zu erkennen, um kurz darauf feststellen zu müssen, dass sich die Ausgangslage unvermittelt verändert hat. Dieses Zusammenspiel von kantigen und dadurch interessanten Protagonisten und gut erzählter Geschichte vermag weitgehend zu überzeugen. Ganz lässt sich allerdings nicht übersehen, dass sich da und dort etwas sehr gewagte Winkelzüge eingeschlichen haben und die ein oder andere Länge zeigt.
Darstellung des Hörbuchs
An Nadine Heidenreich als Sprecherin dieses Thrillers muss man sich erst gewöhnen. Zunächst scheint ihre Stimme zu weich, zu lieblich für den Roman. Doch je weiter sich die Geschichte entwickelt, desto überzeugender ist auch die Sprecherin. Allerdings bleibt sie bis zueletzt eine etwas facettenreichere Interpretation der einzelnen Figuren schuldig. Sie liest zwar kompetent und in einem angenehmen Tempo, doch die Nuancierung, wenn sie in die Rolle der Protagonisten schlüpft, ist nur schwer zu erkennen oder gar nicht vorhanden. Hier hätte man sich noch etwas mehr Engagement gewünscht.
Schön ist, dass der Verlag sich zu einer sanften und zum Thema passenden Musik entschieden hat, die in kurzen Sequenzen die einzelnen Kapitel teilt. Das lockert die rund 11 Stunden Hörzeit durchaus auf und rundet das Hörbuch optimal ab.
Aufmachung des Hörbuchs
Präsentiert wird das Hörbuch in einer Daisy-MP3-CD. Das Format ist zwar angenehm, kann aber von modernen Auto-Hifi-Anlagen nicht mehr gelesen werden, sondern muss auf einen anderen Datenträger kopiert werden, um die Geschichte unterwegs genießen zu können. Eine zweite, auf Audio-CDs aufgebaute Hörbuchfassung wäre für einige Nutzer ein echter Mehrwert. Die Informationen zum Hörbuch finden sich auf der schön gestalteten Karton-Hülle, die zwar funktional ist, aber nicht ganz überzeugt. Bei einer ungeschickten Bewegung kann es durchaus vorkommen, dass die CD aus der Halterung rutscht. Das erst recht, wenn sie schon mehrmals im Gebrauch war.
Fazit
"Die fremde Tochter" ist ein unterhaltender und streckenweise spannender Thriller, der ein ungewöhnliches Thema behandelt - und so ganz nebenher - auch etwas in die Welt des Tees eintaucht. Die Geschichte ist hörenswert und überzeugend, wenn auch nicht ganz ein Spitzentitel.
Hinweise
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