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Kategorie: Krimis

New York City. Ein dreijähriger Junge wird von einer Urgroßmutter als vermisst gemeldet. Keine Besonderheit in der Millionenmetropole. Ein halbes Jahr später findet Madeline Dare bei Aufräumarbeiten auf einem verwilderten alten Friedhof in Queens die zertrümmerten Knochen eines kleinen Kindes ...

 

Der Junge den niemand sah 

Originaltitel: Invisible Boy
Autor: Cornelia Read
Übersetzer: Sophie Zeitz
Verlag: dtv
Erschienen: 01. August 2013
ISBN: 978-3-423-21458-2
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein grausiger Fund erschüttert New York City. Bei Aufräumarbeiten auf einem alten Friedhof entdeckt Madeline Dare das Skelett eines Kindes. Ihr ist sofort klar, dass der Tod durch Fremdeinwirkung eingetreten sein muss. Bald steht fest, dass es sich um den vermissten Teddy handelt, einen dreijährigen Jungen. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchen alles was in ihrer Macht steht, um denjenigen zu erwischen, der dem Jungen das angetan hat. Das gestaltet sich ohne tatsächliche Anhaltspunkte jedoch mehr als schwierig ...

Obwohl Mord und Totschlag nie schön sind, ist man umso betroffener, wenn das Opfer ein wehrloses Kind ist. Die Autorin setzt sich einfühlsam mit dem Thema auseinander und bringt den Leser mit jeder Seite aufs Neue zum Nachdenken.


Stil und Sprache
Um dem Leser die Tragweite des Geschehens wenigstens einigermaßen nahe zu bringen, entschließt Cornelia Read sich für die Ich-Perspektive Madelines. Dadurch wird gewährleistet, dass man immer ganz nah an den Ereignissen ist und auch wirklich nichts verpasst. Das hat sie wirklich gut gewählt, denn so hat man tatsächlich beinahe das Gefühl, als hätte man den armen Jungen selbst gefunden. Man wird so gefangen genommen von der Geschichte, dass man schon bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann.

Unermüdlich wird nach dem Täter gesucht und schließlich auch Anklage erhoben. Wie es schlussendlich dabei ausgehen wird, weiß niemand. Auch der Leser will irgendwas tun, irgendwie helfen und geht deshalb seinerseits auf Spurensuche, indem er jeden noch so kleinen Hinweis beachtet und verfolgt. Manchmal führt der Weg ins Leere, hin und wieder kann man aber auch einen Teilerfolg verbuchen. Die sehr düstere Atmosphäre, die die gesamte Zeit über herrscht, können aber auch Erfolgserlebnisse nicht aufhellen. Dafür ist das Thema einfach zu ernst und zu wichtig, als dass man sich von Kleinigkeiten ablenken lassen würde.

Trotz dessen, dass nicht viele tatsächlich spannende Ereignisse stattfinden, ist man gefesselt vom Geschehen und spürt dennoch eine gewisse Anspannung. Auch gibt es keine zahlreichen Wendungen im Geschehen. Diese sind aber auch überhaupt nicht nötig, um die an sich schon grausame Thematik zu unterstreichen.


Figuren
Sehr schnell kann der Leser sich in die Rolle der Madeline Dare hineinversetzen. Sie schildert die Erlebnisse derart lebendig, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als sich einfach fallen zu lassen. Würde man die Augen schließen, hätte man die Szenen regelrecht vor Augen. Dadurch entsteht Nähe, sowie Sympathie zur Protagonistin, die zudem auch noch recht viel von sich preis gibt. Obwohl es bereits der dritte Band mit ihr ist, hat man nicht das Gefühl, dass Informationen fehlen, wenn man die Vorgänger nicht kennt.

Die weiteren Charaktere werden nicht in dem Maße betrachtet, da es die Erzählperspektive gar nicht zulässt. Dennoch wird ihnen der benötigte Raum gegeben, so dass der Leser hinreichende Einblicke erhält, was die verschiedenen Figuren angeht. Sicherlich wird man von Madeline ein wenig in seiner Einschätzung beeinflusst, schlussendlich entscheidet man aber immer noch selbst, ob man jemanden sympathisch findet oder nicht.


Aufmachung des Buches
Das Cover dieses Taschenbuchs ziert ein großer, verwitterter Grabstein, dessen Inschrift der Titel des Buches ist. Verschiedene Blätter und Blüten ranken sich um ihn herum, als wollten sie ihn vor irgendetwas schützen. Ein paar Blutspritzer sind auch zu sehen, als hätte der Schutz nicht genutzt. Die Parallele zum Inhalt ist sofort zu erkennen und gut gemacht. Ebenfalls ist die Atmosphäre, die im Buch vorherrscht, direkt beim Blick auf das Cover spürbar. Man würde schon fast soweit gehen zu behaupten, dass man allein vom Betrachten eine Gänsehaut bekommt.


Fazit
Cornelia Read behandelt ein schwieriges, aber gleichzeitig so wichtiges Thema, das niemanden kalt lassen wird. Tiefgründig, emotional fordernd und absolut authentisch.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Schneeweißchen und Rosentot
Band 2: Es wartet der Tod