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Es ist diese Ruhe, die Leo Petermann, Exchef des Softwareriesen „Pythagoras“, in das Haus über dem See lockte. Er beschäftigt sich mit seiner Kunstsammlung, seinen Büchern, erfreut sich an seinen Rosen, hat nun Zeit zum Schreiben, einem Jugendtraum. Hin und wieder genießt er die Wärme seiner Geliebten. Vor allem aber badet er regelrecht in der Stille der Landschaft.

Doch auf einmal ist es damit vorbei. In unmittelbarer Nachbarschaft stellen junge Motorradfreaks den Alltag auf den Kopf. Die Kakophonie des Lärms lässt die kleine heile Welt in tausend Teilchen zerspringen. Aber Petermann ist entschlossen, seinen Garten Eden zu verteidigen. Er sorgt auf seine Art dafür, dass der Frieden in seinen beschaulichen Weiler zurückkehrt. 

 

Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe 

Autor: Michael Böhm 
Verlag: bookspot
Erschienen: 07/2013
ISBN: 978-3937357805
Seitenzahl: 169 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Leo Petermann wirkt ein bisschen exzentrisch, lebt er doch seit einiger Zeit ganz für sich in einer großen Villa, hält nur Kontakt zu seiner Haushälterin und deren Mann. Gelegentlich fährt er ins Dorf, aber eigentlich will er nur die Ruhe genießen. Als dann der alte Besitzer des benachbarten Bauernhofs stirbt, erbt dessen Enkel den Hof und veranstaltet wilde Partys mit seinen Motorradfreunden. Herr Petermann versucht zunächst im Guten, die so dringend vermisste Ruhe wieder herzustellen. Als das nicht gelingt, greift er zu anderen Methoden …

Man weiß im Grunde von Anfang an, was passiert, dennoch macht die Erzählweise – rückblickend aus Sicht Leo Petermanns – richtig Spaß und lässt einen mitfiebern, wie er aus der Nummer wohl wieder herauskommen will. Eine starke Idee, ganz hervorragend umgesetzt und am Rande noch mit vielen nachdenkenswerten, oft philosophisch anmutenden Gedanken versehen. 


Stil und Sprache
Der erste Satz erklärt eigentlich alles: „Morgens beim Rasieren sieht Dr. Leo Petermann in das liebenswürdig lächelnde Gesicht eines Mörders.“ (Seite 11). Jetzt sollte man meinen, man weiß schon alles und die Pointe wurde vergeudet, aber dem ist wider Erwarten nicht so. Denn die Handlung entwickelt sich irgendwie ganz anders als gedacht - vor allem auch, weil irgendjemand, der lange unerkannt bleibt, weiß, was Petermann getan hat …

Leo Petermann erzählt seine Geschichte überwiegend in der Ich-Form selbst und wandelt sich nur bei der Schilderung der Mordtaten (ja, es gibt mehrere Morde) in einen nüchternen Beobachter, der von außen auf das Geschehen blickt. Dabei strahlt er genau die intensive Ruhe aus, mit der er sich auch umgeben möchte. In kurzen, oft spartanischen Sätzen ohne ein einziges überflüssiges Wort rollt er die Handlung von hinten auf, macht aber auch immer wieder kleine Sprünge zurück, um den Leser ins Bild zu setzen. Und trotzdem verfällt die Geschichte nie in Hektik, sondern strahlt eine – angesichts des mörderischen Geschehens – fast absurde Ruhe aus. Die manchmal etwas abgehackte Art des Petermannschen Satzbaus wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas hölzern, in meinen Augen passt sie aber perfekt zum Charakter des Protagonisten.

Eine weitere Besonderheit dieses Buches ist die Tatsache, dass der Autor praktisch ohne Dialoge auskommt. Braucht er sie dann einmal wirklich, so verwendet er weder Anführungszeichen noch Wendungen wie „er antwortet“ oder „sie sagt“. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch dieser Kniff passt irgendwie zur Geschichte und macht daraus ein faszinierendes Lesevergnügen. Einfach nur wunderbar! 


Figuren
Leo Petermanns Welt dreht sich um Leo Petermann. Daher ist er es auch, der absolut im Mittelpunkt des Geschehens steht. Und ja, eigentlich ist er ein Psychopath, der seine absolute Gefühlsarmut hinter einem liebenswürdigen Lächeln verbirgt. Dennoch weckt er beim Leser eine nicht unerhebliche Sympathie, der sich dieser kaum entziehen kann, und das, obwohl Petermann hier der „Böse“ ist. Allerdings kann wohl so ziemlich jeder seinen Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit verstehen. Und daher stört es auch nicht, dass hier ein Mörder ungeschoren davonkommt und es am Ende heißt: „Und alles ist wunderbar in Ordnung.“ (Seite 169)

Die anderen Beteiligten bleiben dementsprechend im Hintergrund und werden nur mit den Eigenschaften und äußeren Merkmalen beschrieben, die Leo Petermann an ihnen wahrnimmt. Auch das passt zur Geschichte und man vermisst als Leser nichts. 


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit einem – leider ziemlich empfindlichen – Schutzumschlag und einem passenden Lesebändchen hochwertig aufgemacht. Das Covermotiv passt hervorragend zur Geschichte und zeigt einen sonnenbeschienenen, spiegelglatten See, in den ein schmaler Holzsteg hineinragt. Innen ist das Buch in zwei Teile unterteilt, die nummerierten Kapitel sind allesamt recht kurz gehalten.


Fazit
Auch wenn der Titel harmlos klingt, ist Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe eine herrlich böse, im wahrsten Sinne des Wortes abgründige Geschichte, die zu lesen es in jedem Fall lohnt. Wunderbar geschrieben und gekonnt in Szene gesetzt, bereitet sie ein Lesevergnügen, das viel zu schnell zu Ende geht. Ein ganz besonderes Buch!


5 Sterne


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