Eine Dienstreise nach Island. Ein zwanzig Jahre zurückliegender Mord in Deutschland. Ein Vulkanausbruch, der die Profilerin Wencke Tydmers auf die Spur der Täter führt – und sie selbst in Lebensgefahr bringt ...
Autor: Sandra Lüpkes |
Die Grundidee der Handlung
Die Profilerin Wencke Tydmers soll ihre Chefin bei einem in Island stattfindenden Symposium vertreten. Kurz bevor die Reise beginnt, erhält Wencke seltsame Briefe ihrer Freundin Doro, die seit zwei Jahrzehnten tot ist. Noch mysteriöser wird es, als Wencke bemerkt, dass alle Personen, die an dem Ereignis von damals, das zu Doros Tod führte, beteiligt waren, nun im Flieger nach Island sitzen. Nun gilt es herauszufinden, was für ein Spiel gespielt wird und wer die Fäden in der Hand hält, bevor es zum Äußersten kommen kann ...
Wie so häufig wird auch hier Vergangenheit mit Gegenwart verwoben, doch geschieht dies diesmal vor der eindrucksvollen Kulisse Islands. Nicht nur dadurch erlangt „Götterfall“ Wiedererkennungswert, sondern auch weil es vermieden wird, die Figuren allzu klischeehaft handeln zu lassen.
Stil und Sprache
Die Haupthandlung des Buches spielt in der Gegenwart und wird aus der beobachtenden Perspektive erzählt, so dass man als Leser einen Rundumblick erhält, ohne jedoch zu erfahren, wer hinter der Inszenierung steckt. Dazu gibt es ein paar kleinere Passagen, ebenfalls in der Gegenwart angesiedelt, die allerdings vom Drahtzieher in der Ich-Perspektive dargelegt werden. Somit bekommt man zwar ein paar kleine Details zum Hintergrund der Tat mit, aber noch immer nicht genug, um die Lösung bereits zu wissen oder zu erahnen. Die Briefe, die Wencke von ihrer verstorbenen Freundin erhält, werden insofern vom Geschehen abgesetzt, als dass sie in einer anderen Schriftart niedergeschrieben wurden. Somit ist sofort klar, wo der Brief anfängt und wo er endet. Hier erhält man Informationen zur Vergangenheit und zu dem Ereignis, das vermutlich der Auslöser für die gegenwärtige Tat ist.
Die Wechsel zwischen Gegenwart, Briefen und Gedanken des Drahtziehers sind nicht zu häufig, sondern genau richtig gewählt, so dass das Geschehen nicht stagniert, sondern immer lebendig gehalten wird. Die Abwechslung hält gleichzeitig dazu an, konzentriert am Ball zu bleiben, da es ansonsten schnell passieren kann, dass man den Faden verliert. Der Lesefluss gerät ebenfalls nicht ins Stocken, die Geschichte liest sich durchgängig flüssig.
Die Autorin schafft es, schon sehr früh eine Grundspannung aufzubauen, die den Leser während der gesamten Lektüre begleitet. Ansonsten steigt und sinkt der Spannungspegel immer mal wieder, je nachdem, ob die jeweilige Handlung für den Fall relevant ist oder nicht. Das wirkt nicht weiter störend, es sind eher kleine Ruhepausen, die man sich gönnt, bevor die Spannung wieder anzieht.
Figuren
Hauptsächlich geht es hier um die Profilerin Wencke Tydmers. Da dies bereits ihr neunter Fall ist, wird sehr wenig von ihrer Person bewusst dargestellt. Man erfährt, dass sie einen Sohn hat und eine Affäre mit einem verheirateten Mann, aber wie es dazu kam beziehungsweise wie ihre Entwicklung überhaupt vonstatten ging, weiß man nicht. Auf den ersten Blick ist sie zwar sympathisch, aber so richtig festlegen möchte man sich nicht, wenn man die vorherigen Bände nicht kennt.
Bei den weiteren Charakteren kommt es darauf an, ob sie bereits in den Vorgängern von Bedeutung waren oder nicht. Waren sie es, so verhält es sich bei ihnen ähnlich wie bei Wencke. Manches kann man sich durch ihr Agieren ableiten, vieles wurde aber vermutlich bereits zuvor erläutert, so dass es natürlich nicht noch einmal von vorne aufgerollt wird. Figuren, die ausschließlich für diesen Fall relevant sind, oder hier das erste Mal auftreten, werden recht detailliert dargestellt. Von ihnen bekommt man ein umfassendes Bild und hat auch nicht das Gefühl, dass irgendwas zurückgehalten wird. Daher fällt es leichter Sympathien, oder Antipathien, zu verteilen. Eine Identifikation mit einer Person findet allerdings nicht statt.
Aufmachung des Buches
„Götterfall“ ist als Klappenbroschur bei dtv erschienen. Das Cover ist hell und freundlich, man möchte auf den ersten Blick gar nicht glauben, dass es sich um einen Kriminalroman handeln soll. Aber vielleicht trügt der Schein auch nur, wie es so häufig der Fall ist. Mittig prangt eine Steininsel, die sich entweder aus dem Meer oder aus dem Nebel, ganz genau ist dies nicht zu erkennen, erhebt. Eine Person, vermutlich eine Frau, steht auf diesem Gebilde, mit dem Rücken zum Betrachter und sieht in die Ferne. Ihre Konturen sind leicht verschwommen. Der Himmel, sowie der Nebel, oder das Meer, leuchten in verschiedenen Grüntönen, was der Szene etwas mystisches verleiht.
Fazit
Ein spannender und auch inhaltlich sehr interessanter Krimi, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Es empfiehlt sich allerdings, zumindest den ein oder anderen Vorgänger zu lesen, um die Hauptcharaktere besser einschätzen und ihr Handeln nachvollziehen zu können.
Hinweise
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Backlist:
Band 4: Die Wacholderteufel
Band 5: Das Sonnentau-Kind
Band 6: Die Blütenfrau
Band 7: Todesbraut
Band 8: Taubenkrieg