6.000 Jahre Geschichte – Ein Land zwischen Hochkultur und Zerstörung
Mesopotamien – heute Irak und die angrenzenden Regionen Syriens, der Türkei und des Irans – ist eines der an Kulturschätzen reichsten Gebiete der Erde. Doch die Ruinen von Ur und Babylon, Assur und Akkad liegen inmitten eines der größten Krisenherde unserer Zeit.
Der Wissenschaftsjournalist Wolfgang Korn zeigt in diesem Buch eindrucksvoll, dass das Land zwischen Euphrat und Tigris nicht erst heute Schauplatz von Kriegen und Katastrophen ist. Die ständige Bedrohung durch Dürre, Hochwasser und feindliche Völker zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, beflügelte aber auch den Fortschritt: Städte- und Straßenbau, Schrift und Geld, Bewässerung und Hochwasserschutz, Verwaltung und Militär haben hier ihre Wurzeln.
In spannenden und zugleich fundierten Texten gibt der Autor einen Überblick über die 6.000-jährige Geschichte des Landes: von Assyrern, Babyloniern und Sumerern über die Parther und die Reiche der Kalifen bis heute.
Deutlich stellt Wolfgang Korn heraus, dass die Kulturen der Juden, Christen und Muslime über ihre gemeinsamen Wurzeln in Mesopotamien aufs Engste miteinander verbunden sind. Mit Blick auf die Geschichte lernt der Leser die aktuellen Vorgänge in Nahost besser zu verstehen.
Autor: Wolfgang Korn |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Sachbuch beginnt mit einem Vorwort des Autors Wolfgang Korn, in dem er in einem kurzen Abriss auf die Entwicklung des historischen Mesopotamiens zum heutigen Krisenherd Naher Osten und dem Irak eingeht und erklärt, worauf er bei dem Buch Wert gelegt hat. Er macht zusätzlich deutlich, dass das Sachbuch als wissenschaftlich-journalistisches Werk zu sehen ist und nicht als rein wissenschaftliche Betrachtung.
Dem Vorwort folgt das Kapitel „Mesopotamien heute – eine Bestandsaufnahme“, das einen interessanten Blick in die Vergangenheit richtet und zeigt, wie sehr dieses Land von damals bis heute von Gewalt und dem Überlebenskampf seiner Bewohner geprägt wurde. Viele Fakten dazu sind im Unterkapitel „Golfkriege – seit 5.000 Jahren“ nachzulesen. Zahlreiche, teils schwarz-weiße, teils farbige Bilder unterstreichen die gut verständlichen Erläuterungen zusätzlich. Durch den gemischten Schreibstil des Autors, der manches recht nüchtern, anderes jedoch sehr kurzweilig und pointiert beschreibt, ist die Lektüre durchgehend spannend. So können sich die Leser auf eine Reise begeben, die im 9. – 5. Jahrtausend v. Chr. beginnt und sie bis zum aktuellen Geschehen in die heutige Zeit führt.
Besonders wissenswerte Informationen wurden durch zartgelb unterlegte Abschnitte hervorgehoben, die zusätzlich mit einem kräftig gelben Muster gut erkennbar und deutlich abgegrenzt sind. Zur besseren Vorstellung der Erzählungen wurden dem Text auch immer wieder bunt eingefärbte Landkarten, Bilder oder Zeichnungen zur Seite gestellt. Das Interesse und die Faszination, mit dem der Autor das Thema behandelt, sind von Beginn bis zum Ende des Sachbuches für den Leser deutlich zu spüren.
Der Themenbogen des Inhaltes reicht vom technischen Know-how des frühen Mesopotamiens, das auch für reiche Ernten sorgte, bis hin zur frühen Astronomie. Einblicke in die Kultur der Menschen, z. B. durch historische Schriftstücke, der Entwicklung von Brettspielen oder sogar von so „modernen“ Erfindung wie der ersten heißen Würstchen, versuchen ein möglichst ganzheitliches Bild der Bewohner Mesopotamiens zu schaffen. Auch die neugierige Faszination der europäischen Länder am geheimnisvollen Orient und die phantasievollen Beschreibungen und Zeichnungen in vielen Geschichten, die oft mit der Realität nichts gemein hatten bzw. haben, werden erklärt und begründet. Doch auch die positiven wie auch negativen Seiten der Archäologie und ihre Auswirkungen auf die Kultur des Landes wurden unter die Lupe genommen.
Es gelingt dem Autor, ein vielschichtiges Bild des Landes und seiner Bewohner zu zeigen, indem er von den Schrecken der vielen Kriege, die das Land immer wieder durchgeschüttelt haben, ebenso erzählt, wie von den grandiose Erfindungen, die in Mesopotamien gemacht wurden. Der Wechsel der Glaubenswerte und schließlich ein vorsichtiger Ausblick auf die mögliche Zukunft des krisengebeutelten Landes runden das Thema ab.
Alle Menschen, die hinter die, von vielen Medien dargestellte, „Fassade“ dieses vielschichtigen Landes blicken wollen und ergründen möchten, warum sich das Land und seine Bewohner so entwickelt haben, werden in diesem Sachbuch viel Spannendes entdecken können.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen, dessen Cover mit den beiden Gebäudebildern perfekt zum Thema passt. Auf der vorderen Innenklappe ist eine kleine Einführung ins Thema zu finden, auf der rückwärtigen Klappe entdeckt man die bebilderte Kurzvita des Autors sowie eine kleine Vorstellung des Sachbuches „Der alte Orient“ der Autorin Astrid Nunn. Die 10 großen Kapitel, die in kleinere, jeweils mit einer passenden Überschrift versehene Abschnitte unterteilt sind, wurden deutlich erkennbar voneinander getrennt. Zahlreiche Fotos, Zeichnungen und Karten untermalen den Text und machen ihn so besser vorstellbar. Das Inhaltsverzeichnis nach dem doppelseitigen Bild am Beginn des Buches ist übersichtlich und gut gegliedert. Nach dem letzten Kapitel „Krieg der Kulturen“ runden ein Literaturverzeichnis, ein Register, ein Bildnachweis sowie ein Impressum das Sachbuch gut ab. Die Buchvorstellung „Türkei – Wiege der Zivilisation“ von Michael Zick ist auf der letzten Seite zu finden.
Fazit
Das spannende, unkompliziert geschriebene Sachbuch setzt bei seinen Lesern keine besonderen Geschichtskenntnisse voraus. Es zeigt, wie sich die Vergangenheit des Landes auf die aktuellen Vorkomnisse auswirkt und wie sich die vielschichtige Bevölkerung Mesopotamiens im Lauf der Zeit und durch viele äußere Umstände zu den Menschen entwickelt haben, die heute im krisengeschüttelten Nahen Osten leben.
Hinweise
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