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Kategorie: Romane

Fast vierzig Jahre waren Jack und Laurel verheiratet, als sie in derselben Nacht Arm in Arm sterben. Die drei erwachsenen Kinder kommen zum Begräbnis im Elternhaus zusammen – und entdecken im Keller ein Vermächtnis: Tausende von Briefen, die der Vater jeden Mittwoch an die Mutter schrieb. Wunderbare Briefe voller Liebe und Gefühl. Und ein Brief, der ein schreckliches Familiengeheimnis offenbart.

 

Die Mittwochsbriefe 

Originaltitel: The Wednesday Letters
Autor: Jason F. Wright
Übersetzer: Marie Rahn
Verlag: Heyne
Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-453-40651-3
Seitenzahl: 284 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jack und Laurel führen ein kleines Bed&Breakfast in Woodstock. Seit einer Ewigkeit sind sie verheiratet, drei Kinder zogen sie groß und nun sterben sie schließlich Arm in Arm in derselben Nacht. Ihr Tod erschüttert Familie und Freunde und zwingt sie gleichzeitig das erste Mal seit Jahren wieder zusammen zu kommen. Alte Bande werden wiederbelebt, erschütternde Wahrheiten ausgesprochen und schließlich stoßen die drei erwachsenen Kinder der beiden auf alte Briefe, geschrieben von Jack an Laurel. Jede Woche ihrer Ehe hat er ihr einen Brief geschrieben und in ihnen finden sich nicht nur die tiefen Gefühle der Eheleute füreinander, sondern auch Familiengeheimnisse, die seit Jahrzehnten im Hintergrund schlummern ...

Jason F. Wright schreibt einen Familienroman, der die Geheimnisse mehrerer Jahrzehnte an einem Wochenende an die Oberfläche bringt. Mit viel Gefühl macht er dabei deutlich, dass Familie oft durch mehr zusammengehalten wird als Blutsbande und dass man manchmal verzeihen muss, um sein Leben selbst in die Hand nehmen zu können.


Stil und Sprache
Die Handlung von Die Mittwochsbriefe wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person erzählt. Je nach Bedarf springt der Fokus dabei zwischen den Charakteren. Da zeitgleich immer mal wieder Ereignisse aus der Vergangenheit beschrieben werden, ist der Leser zumindest am Anfang verwirrt. Es sind sehr viele Charaktere, beinahe jeder wird mit einer kurzen Geschichte vorgestellt und lange ist nicht klar, auf wen und was der Autor eigentlich hinaus will. Darunter leidet natürlich auch die Spannung. Eine ganze Weile kann das Buch nicht wirklich fesseln, weil es viel zu sehr anstrengt, den Überblick zu behalten. Immer mal wieder fragt man sich, warum diese oder jene Hintergrundgeschichte erzählt wird und ob man sich die auftauchenden Namen nun eigentlich merken muss. Sobald die Handlung auf die drei Kinder von Jack und Laurel fokussiert wird, gelingt es deutlich besser, der Handlung zu folgen und endlich liest man sich in die Geschichte rein. Da die erzählten Ereignisse selbst sehr bewegend sind, kann das Buch von da an durchaus überzeugen und zu Tränen rühren. Die Geheimnisse der Familie sind überraschend und ihre Lösung am Ende zufriedenstellend.
Der Schreibstil des Autors ist sehr angehm zu lesen. Mehr als einmal kann er mit seinen Worten zu Tränen rühren und gibt der dramatischen Entwicklung der Ereignisse die passende Beschreibung, ohne kitschig oder klischeehaft zu werden. Die eigentliche Erzählung wird immer wieder von den Briefen unterbrochen, die Jack an Laurel schrieb. Diese geben Ereignisse der Vergangenheit ebenso wie die Gefühle der beiden wieder. Nicht an jeder Stelle waren sie für den Fortlauf der Handlung nötig, aber sie bieten einige interessante Anekdoten und sind oft auch rührend persönlich.


Figuren
Eine deutliche Hauptfigur hat Die Mittwochsbriefe nicht. Die Handlung dreht sich um die Kinder von Laurel und Jack gleichermaßen, fokussiert aber auch immer mal wieder auf die Charaktere in ihrer Umgebung. Die zu Beginn sterbenden Eheleute nehmen eigentlich keinen direkten Anteil mehr an der Handlung, durch die Briefe lernt man sie trotzdem sehr gut kennen und sie sind angenehm vielschichtig beschrieben. Keinen der beiden kann man in einem typischen Klischee einordnen und durch die fortlaufenden Briefe ist auch eine Entwicklung zu erkennen. Ihre drei Kinder werden ein wenig oberflächlicher charakterisiert, geschuldet durch den Fokus auf alle drei gleichzeitig. Die für die Handlung relevanten Hintergründe lernt man jedoch kennen und auch sie wirken ausreichend dreidimensional.
Rund um den engeren Familienkreis treten viele Nebencharaktere auf. Wie bereits beschrieben, leidet die Entwicklung der Handlung ein wenig unter der ausführlichen Vorstellung der Figuren. Der Vorteil daran ist jedoch, dass man nahezu jeden sehr gut kennenlernt. Jeder Charakter erhält eine kleine Hintergrundgeschichte und die entstehenden Nebenhandlungsstränge sind größtenteils ein interessanter Zusatz des Romans.


Aufmachung des Buches
Die Mittwochsbriefe erschien beim Heyne Verlag als Taschenbuch. Auf dem Cover ist eine liebevolle Zeichnung von Briefen zu sehen, von einer Schleife umwickelt und mit Rosenblüten daneben und darauf. Sowohl das Bild als auch der Stil des Covers passen sehr gut zum Inhalt des Buches und geben sowohl auf die tiefen Gefühle als auch die leichte Melancholie im Buch einen Vorgeschmack.


Fazit
Jason F. Wright erzählt in Die Mittwochsbriefe eine wunderschöne Familiengeschichte über die Geheimnisse, die Jahrzehnte schlummern, über das Verzeihen und nicht zuletzt über die Bande einer Familie. Ein schönes Buch, das jedoch einen schwierigen und verwirrenden Start beim Leser hat.


3 5 Sterne


Hinweise
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