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Kategorie: Boys Love

Yaan, Premierminister des Reichs Pisar, verzehrt sich seit Kindertagen nach dem schönen Justizminister Sesaam, doch leider betrachtet ihn dieser nur als guten Freund. Obgleich Yaan den Wunsch hegt, Sesaams Geliebter zu werden, sorgt er sich andererseits aber auch, dass dadurch das über lange Jahre aufgebaute Vertrauensverhältnis zerstört werden könnte. Eines Abends jedoch erhält er von Sesaam eine eindeutige Einladung …

 

Korsar der Liebe 

Originaltitel: Corsair - Eigetsu
Autor: Fuuko Minami
Übersetzer: Dorothea Überall
Illustration: Erii Misono
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3-8420-0794-9
Seitenzahl: 250 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
In der eigenständigen Side-Story zur 3-bändigen Hauptserie ‚Korsar der Liebe‘ rücken die bisherigen Hauptpersonen Canale und Ayance in den Hintergrund, um Canales Adoptivvater Sesaam aus Pisar und dessen Jugendfreund Jaan den  Vortritt zu lassen. Deren wechselhafte Freundschaft spannt einen weiten Bogen über mehr als 20 Jahre. Nach einer gemeinsamen Schulzeit im Kloster gehen die zwei 15-jährigen jungen Männer fortan getrennte Wege, wobei jeder für sich – protegiert durch einen eigenen ‚Lehrmeister‘ – am kaiserlichen Hofe von Pisar eine steile Beamtenkarriere hinlegt. Sesaam wird Justiz-, Yaan Premierminister. Als Sesaam den jungen blinden Flüchtling Canale unter seine Fittiche nimmt und ihr Verhältnis sehr innig zu sein scheint, sieht Yaan kaum noch eine Chance, seinem aus den Augen verlorenen Jugendfreund wieder näher zu kommen. Eines Tages jedoch wird auf Sesaam ein Attentat verübt, während von Canale jede Spur fehlt …

Obwohl die Grundidee mit der einseitigen Liebe unter langjährigen Freunden genretypisch ist, böte sie mit dem beiderseitigen politischen Hintergrund vor einem History-/Fantasy-Setting und dem zwielichtigen und wesentlich jüngeren Rivalen Canale doch genügend Abwechslung. Auch, dass die Lehrmeister im Kloster ihre Zöglinge in Liebesdingen unterweisen, weil sie „den Staatsdienern bei Hofe in allem, was sie haben, zur Verfügung zu stehen haben“ (Zitat) könnte für ein paar nette Verwicklungen sorgen. Aus dem vorhandenen Potenzial hätte man also locker eine ebenso lange Geschichte wie die Hauptstory erzählen können. So aber, auf einen Band herab reduziert, wird vieles nur kurz erwähnt oder mal eben schnell abgehandelt, was den Plot zwar nicht gänzlich unglaubwürdig, aber doch sehr oberflächlich und nichtssagend erscheinen lässt.
Als Zielgruppe für diesen Band sehe ich deshalb nur Leser der Hauptserie ‚Korsar der Liebe‘, die sich mit den gebotenen Hintergrundinfos ein umfassenderes Bild der Geschichte machen können, außerdem erwartet sie im Bonuskapitel ‚Unter dem Mond über den Meeren‘ ein Wiedersehen mit dem Pairing Canale & Ayance aus der Hauptgeschichte.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Genauso wie die erzählerische Umsetzung schwächelt die optische. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei. Es ist nicht so, dass die Mangaka überhaupt nichts von ihrem Handwerk versteht. Ihre Figuren zeichnet sie sehr ansehnlich und anmutig. Sie sind allesamt schmal gebaut, realistisch proportioniert und mit feinen, sensiblen Gesichtszügen ausgestattet. Canale und Sesaam haben einen eindeutig weiblichen Touch, während bei Yaan mit deutlich kürzeren Haaren die männlichen Merkmale stärker betont sind, was gut zu seiner Rolle als Sesaams Beschützer passt. Wie immer ein wenig ärgerlich empfand ich es, dass die große Zeitspanne von über 20 Jahren an Sesaam und Yaan, haben sie das Erwachsenenalter erst einmal erreicht, äußerlich so gut wie spurlos vorbeigeht. Warum getraut sich in dem Genre kaum eine Mangaka, ihre Figuren altersgerecht zu zeichnen?!

Die ganze Ausstattung wie Interieur und Kleidung wurde dem arabischen bzw. vorderasiatischen Setting angepasst. In den Hintergründen bedient sich die Mangaka markanter Merkmale islamischer Architektur wie z.B. Holz-Kassettendecken und orientalischer Ornamente an Säulen, Bögen, Fenster und Türen. Sämtliche Personen tragen weiße, fließende Gewänder, die aber in ihrer Einheitlichkeit und Schlichtheit – im Gegensatz zu den Hintergründen – fürs Auge doch sehr wenig Abwechslung bieten, denn Bordüren oder Fransenschals dienen nur selten als hervortretende Accessoires. Als größtes Manko empfand ich allerdings, dass die im Grunde ganz passablen Zeichnungen durch einen groben, großflächigen Rasterfolieneinsatz mit kaum erkennbaren Farbabstufungen oder Mustern, der in der deutschen Ausgabe auch noch viel zu dunkel ausfällt, stark an Wirkung verlieren. Die ganze Feinausarbeitung wie Licht- und Schattenreflexe, Tiefendarstellungen und nicht zuletzt die Ausdrucksfähigkeit der Gesichter leidet darunter. Dass die viel zu düsteren Farbverläufe von dunkelgrau bis schwarz unmöglich der japanischen Vorlage entsprechen können, zeigt sich ganz eindeutig im obersten Panel der Seite 72. Hier sind vor lauter Einheitsgrau kaum mehr die Zeichenlinien erkennbar.

Der Erotikfaktor soll nicht unerwähnt bleiben. Genrefans orientieren sich eh meistens an der Altersempfehlung des Verlags, die hier bei 16+ Jahren liegt. Der Band enthält 2 längere, ästhetisch schön gezeichnete Erotikstrecken, ohne explizit Geschlechtsteile zu zeigen. Sprachlich fallen auch keine Obszönitäten, so dass die Altersempfehlung absolut in Ordnung geht.

Die Panels sind meist durch eine dicke Umrandungslinie klar voneinander abgetrennt, verschiedenste Bildgrößen und schräge Zuschnitte sorgen jedoch für Abwechslung und Dynamik. Ovale Sprachblasen und rechteckig umrandeter Erzähltext bieten ein gewohntes Bild. Die original japanischen Soundwords wurden vollständig entfernt und durch deutsche ersetzt – auch das nicht untypisch.


Aufmachung des Manga
Das Taschenbuch mit glänzenden Buchdeckeln wartet noch vor Beginn der Geschichte mit ein paar Extras auf, die Neulingen den Einstieg in die Handlung erleichtern sollen. So findet man zuerst eine geographische Karte, anschließend die Vorstellung der Charaktere und schließlich eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen aus der vorangegangenen Hauptgeschichte. Doch damit der Extras nicht genug, denn außer dem Zusatzkapitel ‚Unter dem Mond über den Meeren‘ mit Ayance und Canale ist ein vierseitiger Auszug aus der Novelvorlage abgedruckt, gefolgt von einem gezeichneten Nachwort, danach gibt es Auszüge aus Harolds und Mansurs Tagebüchern, den Schluss bildet der Steckbrief von Erii Misono. Den mehr als unvorteilhaften Druck, weil er viel zu dunkel und düster ausfällt, erwähnte ich vorhin ja schon.

Auf dem vorderen Cover sind die beiden Minister Sesaam (links) und Yaan (rechts) in ihrer Amtskleidung zu sehen. Weder die dezente Farbwahl noch das Motiv selbst haben irgendetwas Auffälliges oder Untypisches an sich, das den Band aus der Masse der Boys Love-Mangas hervorheben würde. Die Buchrückseite ist ebenfalls mit den beiden Hauptpersonen illustriert. Hier dienen sie als Untergrund für die Inhaltsangabe.


Fazit
Was an Handlungspotenzial vorhanden wäre, macht eine hastige und oberflächliche Erzählweise zunichte. Ebenso leiden die Zeichnungen unter zu grobem Rasterfolieneinsatz und schlechter Druckqualität. Das Spin-Off von ‚Korsar der Liebe‘ kann ich deshalb nur Lesern der 3-bändigen Hauptgeschichte empfehlen, die damit mehr Hintergrundinfos und ein umfassenderes Gesamtbild erhalten; außerdem geizt der Band nicht mit Extras und Specials.


2 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Korsar der Liebe - Band 1 bis 3