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Kategorie: Krimis

In einer Art Bordell unter freiem Himmel hat man einen Toten gefunden, den feinsinnigen und generösen Ingenieur Luparello, zu dem der kompromittierende Ort seines Hinscheidens so gar nicht passen will. War es ein Verbrechen, und – wenn ja – wer sind die Schuldigen? Und das Motiv? Geld? Macht? Mordlust? Das hängt, muss Commissario Montalbano erkennen, ganz von der Form ab, die man dem Fall gibt. Jedenfalls weigert er sich, die Sache einfach als Unfall zu den Akten zu legen, wie man ihm höheren Orts nahelegt …

 

  Autor: Andrea Camilleri
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2000
ISBN: 978-3-404-92048-8
Seitenzahl: 249 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Salvo Montalbano ist ermittelnder Commissario in Vigata, einem verschlafenen kleinen Hafenstädtchen auf Sizilien. Als eines Morgens ein Toter von zwei Müllmännern in einem Auto Mitten in der Macchia, einem abgelegenen Örtchen für allerlei Vergnügungen der besonderen Art, gefunden wird, kommt der zum Tatort gerufene Montalbano beim Anblick des Toten ins Grübeln. Der Gerichtsmediziner bescheinigt zwar Herzversagen, aber trotzdem scheinen die Umstände des Todes nicht zu der Person des Toten zu passen. Ein angesehener Politiker, Ingenieur Luparello, der kurz vor einer wichtigen Wahl stand und sich deswegen niemals auf eine schnelle Nummer mit einer Prostituierten einlassen würde. Von höchster Stelle will man die Sache um den überall beliebten Ingenieur schnellstmöglich und ohne viel Aufsehen oder gar einen Skandal abschließen. Doch Salvo Montalbano lässt nicht locker. Er wittert hinter dem Tod und den Umständen mehr als nur Herzversagen. Nach und nach deckt er eine Intrige auf, die seinesgleichen sucht. Private und Politische Verstrickungen bis in höchste Kreise. Mit seiner sizilianische Beharrlichkeit und nicht immer ganz koscheren Ermittlungstechniken dringt er immer tiefer in den Sumpf ein.


Stil und Sprache
Das besondere an Montalbanos erstem Fall ist zweifellos die Tatsache, dass es eigentlich gar keinen Fall gibt. Camilleri zeigt dem Leser vielmehr den Alltag des Commissarios, wie er während seiner Ermittlungsarbeit auf weitere Nebenschauplätze stößt und mit viel Feingefühl und einer großen Portion Gerechtigkeitssinn für Ordnung in seinem Revier sorgt. Deftige, markige Sprüche und Ausdrücke begleiten das Leben des Commissarios. Camilleri setzt sich mit den kleinen und großen Schwierigkeiten des Sizilianischen Alltags eines Polizisten auseinander und verpackt dies mit viel Humor und einer großen Menge an kulinarischem Genuss. Mafia, politische Intrigen, Kleinkriminelle und Korruption - alles kommt vor.
Durch seinen einfachen Erzählstil ist der Roman schnell zu lesen. Der Humor, die deftigen Sprüche und die vielen kulinarischen Tipps lockern die Geschichte auf und sorgen neben einem angenehmen Spannungsverlauf für gute Unterhaltung. Wer dem italienischen mächtig ist, sollte sich den Roman im Original kaufen. Der Übersetzung, so gut sie auch ist, fallen viele Begriffe und Sätze zum Opfer, weil sie einfach nicht ins Deutsche übertragbar sind.


Figuren
Seinen Fokus legt Camilleri auf die Beschreibung der Hauptprotagonisten wie Commissario Salvo Montalbano oder auch Ingrid. Mit viel Liebe zum Detail hat er die Charaktere stimmig und rund ausgearbeitet. Überzeugend ist auch, dass alle in vielen Grauschattierungen und nicht nur Schwarz-Weiß daherkommen. Dies macht die Personen und die Geschichte authentischer und für den Leser glaubhafter. So könnte es auf Sizilien wirklich zugehen, so stellt man sich die Bevölkerung vor.
Randpersonen werden nicht ganz so genau dargestellt, was die Geschichte aber nicht stört. Viele dieser Personen haben nur einen kurzen Auftritt und verschwinden dann wieder aus dem Gedächtnis.
Der Hauptdarsteller Salvo Montalbano ist ein sympathischer Mann in den Vierzigern. Er ist cholerisch, launisch, wetterfühlig, publikumsscheu aber auch witzig, einfühlsam, ungezwungen und extrem genießerisch. Um abzuschalten und sich Luft zu verschaffen, verbringt er viel Zeit mit kulinarischen Spezialitäten, guten Weinen und viel Schwimmen im Meer. Seine räumliche Trennung von seiner Freundin Livia belastet ihn oft und so ist er, ganz Italiener, den weiblichen Reizen nicht gerade abgeneigt. Betrügen würde er Livia aber nie. Er versteht es ganz besonders, sich die sizilianischen Eigenheiten seiner Mitmenschen zunutze zu machen und greift deshalb bei seinen Ermittlungen nicht selten zu unkonventionellen Mitteln.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches ziert eingerahmt ein Gemälde einer mediterranen Wohnung. Der hellblaue Hintergrund macht das Buch zu einem kleinen Schmuckstück.


Fazit
Ein perfekter Einstand in eine außergewöhnliche Kriminalreihe um den Cammissario Salvo Montalbano. Wer Krimi mit Lokalkolorit und viel Humor aber auch deftigen Szenen und markigen Sprüchen mag, wird Andrea Camilleries Geschichte mögen. Und eins ist klar: Wer einen liest will sie alle lesen.


4 Sterne


Hinweise
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