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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Sookie Stackhouse jobbt in einer Kleinstadt in Louisiana als Kellnerin. Sie ist still, introvertiert und geht selten aus. Nicht, daß sie nicht hübsch wäre. Im Gegenteil. Sookie hat nur, na ja, eben diese „Behinderung“. Sie kann Gedanken lesen. Das macht sie nicht gerade begehrenswert. Doch dann taucht Bill auf. Er ist groß, düster, gutaussehend – und Sookie hört kein Wort von dem, was er denkt. Er ist genau die Art Mann, auf die sie schon ihr ganzes Leben lang wartet ...

Doch auch Bill hat eine Behinderung: Er ist ein Vampir. Außerdem hat er einen schlechten Ruf. Er hängt mit einer verdammt unheimlichen Clique herum, deren Mitglieder alle – Überraschung! – Mordverdächtige sind. Als dann noch eine Kollegin Sookies ermordet wird, befürchtet sie, sie könnte die nächste sein …

 

  Autor: Charlaine Harris
Verlag: Feder & Schwert
Erschienen: 2004
ISBN: 978-3-937255-12-9
Seitenzahl: 328 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Sookie ist Kellnerin und viele halten sie für verrückt. Warum? Das liegt an ihrer ‚Behinderung‘, denn sie kann die Gedanken der Menschen lesen – eine Tatsache, die sie wirklich manchmal fast in den Wahnsinn treibt, denn es ist schwer, dieses Gedankengewirr aus ihrem Kopf auszusperren. Doch dann lernt sie den Vampir Bill kennen und ihr Leben ändert sich radikal. Bei Bill findet sie Ruhe, denn seine Gedanken kann sie nicht lesen. Doch sie findet auch Gefahr, denn ein Leben mit einem Vampir ist nicht immer einfach. Zudem häufen sich die Todesfälle in der Kleinstadt und Vampire stehen ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Doch damit nicht genug, Sookies Leben wird immer mehr durcheinander gewirbelt und sie muss befürchten, dass sie das nächste Opfer des Killers ist …

Das Schöne an diesem Vampirroman ist, dass er anders ist. Vampire gehören hier schon mehr oder weniger zum Alltag, wurden sie doch von der Regierung als Menschen akzeptiert, die ‚lediglich‘ einem Virus zum Opfer gefallen sind, der dazu führte, dass sie vorübergehend für tot gehalten worden sind und seither eine Allergie gegen Sonne, Knoblauch und Silber haben. Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu entdecken, doch Charlaine Harris hat das Bekannte wunderbar umgesetzt und einen Vampirroman mit Krimi-/Thriller-Aspekten geschrieben.


Stil und Sprache
Charlaine Harris hat sich bei der Perspektive für die erste Person entschieden und so wird das Geschehen durchweg aus Sookies Sicht wiedergegeben, wobei sie den Leser durchaus auch mal direkt anspricht. Das Schöne an der Ich-Form ist das Unmittelbare. Der Leser ist ganz dicht an der Figur, verfolgt ihre Gedanken und Gefühle; zudem ist der Text als solches eindeutig durch Sookies Stimme gefärbt und spiegelt ihre Empfindungen wieder. Ob fröhlich, nachdenklich, sarkastisch, wütend – all dies merkt der Leser an der Art, wie Sookie erzählt. Der Schreibstil selbst ist locker, schnörkellos und doch sehr bildlich.

Gleich der erste Satz macht neugierig und lockt den Leser so in das Buch hinein: „Als der Vampir das Lokal betrat, hatte ich schon jahrelang auf ihn gewartet.“ Wenn das keine Fragen aufwirft, die nach Antworten schreien…
Die Autorin baut von Anfang an eine unterschwellige Spannung auf, hält den Bogen über das ganze Buch hinweg straff gespannt, weiß den Leser zu überraschen – die Geschichte nimmt immer wieder unerwartete Wendungen – bis zum Ende hin schließlich der Höhepunkt erreicht ist. Das Erzähltempo ist sehr hoch, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Dazu tragen sicherlich auch die eingestreuten Anmerkungen auf die Zukunft bei, wie zum Beispiel auf Seite 193: „Das sollte ich später bereuen. Bitter bereuen.“

Nicht so gut gelungen sind die viel zu ausschweifenden Personenbeschreibungen, die den Erzählfluss unterbrechen. Hier wäre weniger auf jeden Fall mehr gewesen, oder die Autorin hätte die Details besser nach und nach in die Handlung einfließen lassen. Diesen Fehler begeht Charlaine Harris bei Ortsbeschreibungen zum Glück nicht, auch die Sexszenen sind dezent dargestellt und gerade Sookies Unerfahrenheit gibt ihnen etwas Besonderes, Zerbrechliches.


Figuren
Alle Figuren in diesem Roman sind einfach wunderbar, durch und durch menschlich und somit absolut ungekünstelt. Die Autorin zeigt dem Leser die Gefühle und Beweggründe der Figuren und behauptet nicht einfach etwas. Selbst die Nebenfiguren haben allesamt ihre Eigenheiten, die sie unverwechselbar machen.

Sookie Stackhouse, die Protagonistin des Romans, ist einfach herrlich und der Leser mag sie von Anfang an. Sie scheint manchmal selbstbewusst zu sein („Ich bin nämlich hübsch“; Seite 5), und doch ist sie oft auch der schüchterne Typ. Aufgrund ihrer ‚Behinderung‘ – sie kann die Gedanken anderer Menschen lesen – wird sie oft für verrückt gehalten, was ihr bisweilen schon zu schaffen macht.
Es ist ein Leichtes, sich mit dieser Figur zu identifizieren, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihr durch die Geschichte zu gehen.

Auch Bill Compton, der Vampir, ist eine durch und durch interessante Figur. Er ist geheimnisvoll, nicht immer leicht zu durchschauen und so manches Mal wissen weder Sookie, noch der Leser, was sie von ihm halten sollen. Er kann abweisend und kalt sein, dann ist er wieder liebevoll und zärtlich. Und doch ist er dem Leser ebenfalls sympathisch.

Es gibt noch zahlreiche weitere Figuren, wie Sam – Sookies Chef -, aus dem man zunächst nicht so recht schlau wird und der noch für die eine oder andere Überraschung sorgt. Oder Eric, ein uralter Vampir, der Sookie am liebsten für sich haben möchte. Aber auch Sookies Bruder ist etwas seltsam. Wie man sieht, verzichtet die Autorin auf Schwarz-Weiß-Malerei, ihre Figuren schillern vielmehr in sämtlichen Farben.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist matt gehalten und zeigt die kellnernde Sookie und im Hintergrund wahrscheinlich Bill. Aufgrund des Stils, der mich ein wenig an Sim City erinnert, hat mich das Cover nicht wirklich angesprochen, doch letztendlich muss ich sagen, dass es gut zum Inhalt passt.

Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt, diese wiederum in unterschiedlich lange Abschnitte, die durch Leerzeilen und drei Sternchen gekennzeichnet sind.

Negativ aufgefallen ist mir die extrem kleine Schrift, die das Auge schnell ermüdet. Der Verlag hätte lieber einige Seiten mehr in Anspruch nehmen und dafür einen gut lesbaren Schriftsatz wählen sollen. Erstaunt hat mich auch, dass das Buch – trotzdem es 2008 in der 6. Auflage erschienen ist – noch in der alten Rechtschreibung verfasst ist.


Fazit
Wer dieses Buch gelesen hat, bekommt so schnell nicht genug von Sookie. Leicht und locker geschrieben, ein hohes Erzähltempo und spannend von Anfang bis Ende. Was möchte man mehr?


4 Sterne


Hinweise
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